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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Viertes Kapitel. §. 58.
aus das ursprünglich nur von dem lezteren Gesagte in un-
mittelbare Beziehung zu dem ersteren gebracht.

Neben der Thatsache also, dass in vielen Fällen Je-
sus sich selbst als den Menschensohn bezeichnet hat, blie-
be uns die Möglichkeit, dass er in manchen andern auch
eine von ihm verschiedene Person damit gemeint haben könn-
te, welche lezteren Fälle dann der Zeit nach natürlich vor
die ersteren zu stellen wären. Ob daher jene Möglichkeit
zur Wirklichkeit erhoben werden muss, wird davon abhän-
gen, ob sich in der Zeit, aus welcher wir Aussprüche von
Jesu haben, ein Abschnitt findet, in welchem er sich noch
nicht als den Messias gefasst hatte?

§. 58.
Wie bald Jesus sich als Messias gefasst, und bei Andern als sol-
cher Annerkennung gefunden habe.

Dass Jesus die Überzeugung, der Messias zu sein, ge-
habt und ausgesprochen habe, steht als unbestreitbare That-
sache fest. Nicht allein hat er den evangelischen Berich-
ten zufolge, ausser den so eben erwogenen Aussprüchen,
die Anerkennung der Jünger, dass er der Khrisos sei (Matth.
16, 16 f.) und die Begrüssung des Volks: osanna to uio
Dauid (21, 15 f.) mit Wohlgefallen aufgenommen, nicht nur
sich selbst wiederholt wie vor Privatpersonen (Joh. 4, 26.
9, 37. 10, 25.), so auch vor Gericht (Matth. 26, 64. vgl.
Joh. 18, 37.) für den Messias erklärt: sondern, was die
Hauptsache ist, dass den Gestorbenen seine Jünger als den
Messias festhielten und verkündigten, lässt sich nicht be-
greifen, wenn nicht der Lebende schon durch bestimmte
Erklärungen diese Überzeugung in ihnen gepflanzt hatte.

Auch die nähere Frage, wie bald Jesus angefangen
habe, sich selbst für den Messias zu erklären, und von
Andern für denselben gehalten zu werden, beantworten
sämmtliche Evangelisten zunächst einstimmig dahin, dass er
von seiner Taufe an jene Rolle übernommen habe. Alle

Viertes Kapitel. §. 58.
aus das ursprünglich nur von dem lezteren Gesagte in un-
mittelbare Beziehung zu dem ersteren gebracht.

Neben der Thatsache also, daſs in vielen Fällen Je-
sus sich selbst als den Menschensohn bezeichnet hat, blie-
be uns die Möglichkeit, daſs er in manchen andern auch
eine von ihm verschiedene Person damit gemeint haben könn-
te, welche lezteren Fälle dann der Zeit nach natürlich vor
die ersteren zu stellen wären. Ob daher jene Möglichkeit
zur Wirklichkeit erhoben werden muſs, wird davon abhän-
gen, ob sich in der Zeit, aus welcher wir Aussprüche von
Jesu haben, ein Abschnitt findet, in welchem er sich noch
nicht als den Messias gefaſst hatte?

§. 58.
Wie bald Jesus sich als Messias gefasst, und bei Andern als sol-
cher Annerkennung gefunden habe.

Daſs Jesus die Überzeugung, der Messias zu sein, ge-
habt und ausgesprochen habe, steht als unbestreitbare That-
sache fest. Nicht allein hat er den evangelischen Berich-
ten zufolge, ausser den so eben erwogenen Aussprüchen,
die Anerkennung der Jünger, daſs er der Χριςὸς sei (Matth.
16, 16 f.) und die Begrüssung des Volks: ὡσαννὰ τῷ υἱῷ
Δαυὶδ (21, 15 f.) mit Wohlgefallen aufgenommen, nicht nur
sich selbst wiederholt wie vor Privatpersonen (Joh. 4, 26.
9, 37. 10, 25.), so auch vor Gericht (Matth. 26, 64. vgl.
Joh. 18, 37.) für den Messias erklärt: sondern, was die
Hauptsache ist, daſs den Gestorbenen seine Jünger als den
Messias festhielten und verkündigten, läſst sich nicht be-
greifen, wenn nicht der Lebende schon durch bestimmte
Erklärungen diese Überzeugung in ihnen gepflanzt hatte.

Auch die nähere Frage, wie bald Jesus angefangen
habe, sich selbst für den Messias zu erklären, und von
Andern für denselben gehalten zu werden, beantworten
sämmtliche Evangelisten zunächst einstimmig dahin, daſs er
von seiner Taufe an jene Rolle übernommen habe. Alle

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[469/0493] Viertes Kapitel. §. 58. aus das ursprünglich nur von dem lezteren Gesagte in un- mittelbare Beziehung zu dem ersteren gebracht. Neben der Thatsache also, daſs in vielen Fällen Je- sus sich selbst als den Menschensohn bezeichnet hat, blie- be uns die Möglichkeit, daſs er in manchen andern auch eine von ihm verschiedene Person damit gemeint haben könn- te, welche lezteren Fälle dann der Zeit nach natürlich vor die ersteren zu stellen wären. Ob daher jene Möglichkeit zur Wirklichkeit erhoben werden muſs, wird davon abhän- gen, ob sich in der Zeit, aus welcher wir Aussprüche von Jesu haben, ein Abschnitt findet, in welchem er sich noch nicht als den Messias gefaſst hatte? §. 58. Wie bald Jesus sich als Messias gefasst, und bei Andern als sol- cher Annerkennung gefunden habe. Daſs Jesus die Überzeugung, der Messias zu sein, ge- habt und ausgesprochen habe, steht als unbestreitbare That- sache fest. Nicht allein hat er den evangelischen Berich- ten zufolge, ausser den so eben erwogenen Aussprüchen, die Anerkennung der Jünger, daſs er der Χριςὸς sei (Matth. 16, 16 f.) und die Begrüssung des Volks: ὡσαννὰ τῷ υἱῷ Δαυὶδ (21, 15 f.) mit Wohlgefallen aufgenommen, nicht nur sich selbst wiederholt wie vor Privatpersonen (Joh. 4, 26. 9, 37. 10, 25.), so auch vor Gericht (Matth. 26, 64. vgl. Joh. 18, 37.) für den Messias erklärt: sondern, was die Hauptsache ist, daſs den Gestorbenen seine Jünger als den Messias festhielten und verkündigten, läſst sich nicht be- greifen, wenn nicht der Lebende schon durch bestimmte Erklärungen diese Überzeugung in ihnen gepflanzt hatte. Auch die nähere Frage, wie bald Jesus angefangen habe, sich selbst für den Messias zu erklären, und von Andern für denselben gehalten zu werden, beantworten sämmtliche Evangelisten zunächst einstimmig dahin, daſs er von seiner Taufe an jene Rolle übernommen habe. Alle

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/493>, abgerufen am 22.11.2024.