macht sein, wodurch, wie Paulus sehr wahr bemerkt, die Verfasser den Exegeten grosse Mühe erspart haben wür- den. Überdiess ist gegen die Auffassung des Vorgangs als Ekstase mit Recht eingewendet worden, dass dergleichen Zustände sonst nicht im Leben Jesu vorkommen 8), gegen die Annahme eines Traums aber diess, dass Jesus sonst nirgends einen Traum und zwar mit solchem Gewichte wie- dererzählt habe 9). Ferner, was das Bewirkende dieser Zustände betrifft, so begreift man nicht, wozu Gott in Je- su diese Vision erregt hätte, und ebensowenig, dass der Teufel eine solche, zumal in Christo, hervorzubringen Macht und Befugniss gehabt haben sollte; bei der Annah- me eines durch die eigenen Gedanken Jesu bewirkten Trau- mes aber darf man nicht vergessen, dass man dabei eine grosse Gewalt jener falschen Messiasideen im Gemüthe Je- su voraussezt 10).
Kann so nach dem Ergebniss der lezten Betrachtung die Versuchungsgeschichte nicht als innerer Vorgang ge- nommen werden, und nach dem früher Ausgeführten nicht als übernatürlicher: so scheint nichts übrig zu sein, als dieselbe als äussere zwar, aber durchaus natürliche Bege- gebenheit anzusehen, d. h. also den Versucher zu einem blo- sen Menschen zu machen. Nachdem Johannes auf Jesum als den Messias aufmerksam gemacht hatte, meint der Verf. der natürlichen Geschichte des Propheten von Nazaret 11), habe die herrschende Partei zu Jerusalem einen listigen Pharisäer ausgesandt, der Jesum auf die Probe stellen soll- te, ob er wirklich messianische Wunderkräfte besässe, und ob er nicht in das Interesse der Priesterschaft zu ziehen
8)Ullmann, über die Unsündlichkeit Jesu, in s. Studien 1, 1, S. 56.
9)Usteri, a. a. O. S. 775.
10) Ebenders. S. 776.
11) 1. Bd. S. 542 ff., nach Hermann von der Hardt, Basedow u. A.; noch neuestens Kuinöl S. 81.
Zweites Kapitel. §. 51.
macht sein, wodurch, wie Paulus sehr wahr bemerkt, die Verfasser den Exegeten groſse Mühe erspart haben wür- den. Überdieſs ist gegen die Auffassung des Vorgangs als Ekstase mit Recht eingewendet worden, daſs dergleichen Zustände sonst nicht im Leben Jesu vorkommen 8), gegen die Annahme eines Traums aber dieſs, daſs Jesus sonst nirgends einen Traum und zwar mit solchem Gewichte wie- dererzählt habe 9). Ferner, was das Bewirkende dieser Zustände betrifft, so begreift man nicht, wozu Gott in Je- su diese Vision erregt hätte, und ebensowenig, daſs der Teufel eine solche, zumal in Christo, hervorzubringen Macht und Befugniſs gehabt haben sollte; bei der Annah- me eines durch die eigenen Gedanken Jesu bewirkten Trau- mes aber darf man nicht vergessen, daſs man dabei eine groſse Gewalt jener falschen Messiasideen im Gemüthe Je- su voraussezt 10).
Kann so nach dem Ergebniſs der lezten Betrachtung die Versuchungsgeschichte nicht als innerer Vorgang ge- nommen werden, und nach dem früher Ausgeführten nicht als übernatürlicher: so scheint nichts übrig zu sein, als dieselbe als äussere zwar, aber durchaus natürliche Bege- gebenheit anzusehen, d. h. also den Versucher zu einem blo- sen Menschen zu machen. Nachdem Johannes auf Jesum als den Messias aufmerksam gemacht hatte, meint der Verf. der natürlichen Geschichte des Propheten von Nazaret 11), habe die herrschende Partei zu Jerusalem einen listigen Pharisäer ausgesandt, der Jesum auf die Probe stellen soll- te, ob er wirklich messianische Wunderkräfte besäſse, und ob er nicht in das Interesse der Priesterschaft zu ziehen
8)Ullmann, über die Unsündlichkeit Jesu, in s. Studien 1, 1, S. 56.
9)Usteri, a. a. O. S. 775.
10) Ebenders. S. 776.
11) 1. Bd. S. 542 ff., nach Hermann von der Hardt, Basedow u. A.; noch neuestens Kuinöl S. 81.
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Zweites Kapitel. §. 51.
macht sein, wodurch, wie Paulus sehr wahr bemerkt, die
Verfasser den Exegeten groſse Mühe erspart haben wür-
den. Überdieſs ist gegen die Auffassung des Vorgangs als
Ekstase mit Recht eingewendet worden, daſs dergleichen
Zustände sonst nicht im Leben Jesu vorkommen 8), gegen
die Annahme eines Traums aber dieſs, daſs Jesus sonst
nirgends einen Traum und zwar mit solchem Gewichte wie-
dererzählt habe 9). Ferner, was das Bewirkende dieser
Zustände betrifft, so begreift man nicht, wozu Gott in Je-
su diese Vision erregt hätte, und ebensowenig, daſs der
Teufel eine solche, zumal in Christo, hervorzubringen
Macht und Befugniſs gehabt haben sollte; bei der Annah-
me eines durch die eigenen Gedanken Jesu bewirkten Trau-
mes aber darf man nicht vergessen, daſs man dabei eine
groſse Gewalt jener falschen Messiasideen im Gemüthe Je-
su voraussezt 10).
Kann so nach dem Ergebniſs der lezten Betrachtung
die Versuchungsgeschichte nicht als innerer Vorgang ge-
nommen werden, und nach dem früher Ausgeführten nicht
als übernatürlicher: so scheint nichts übrig zu sein, als
dieselbe als äussere zwar, aber durchaus natürliche Bege-
gebenheit anzusehen, d. h. also den Versucher zu einem blo-
sen Menschen zu machen. Nachdem Johannes auf Jesum
als den Messias aufmerksam gemacht hatte, meint der Verf.
der natürlichen Geschichte des Propheten von Nazaret 11),
habe die herrschende Partei zu Jerusalem einen listigen
Pharisäer ausgesandt, der Jesum auf die Probe stellen soll-
te, ob er wirklich messianische Wunderkräfte besäſse, und
ob er nicht in das Interesse der Priesterschaft zu ziehen
8) Ullmann, über die Unsündlichkeit Jesu, in s. Studien 1, 1,
S. 56.
9) Usteri, a. a. O. S. 775.
10) Ebenders. S. 776.
11) 1. Bd. S. 542 ff., nach Hermann von der Hardt, Basedow
u. A.; noch neuestens Kuinöl S. 81.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/437>, abgerufen am 25.11.2024.
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