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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Erster Abschnitt.
ben 1). Mit richtiger Einsicht hat daher K. Ch. L. Schmidt
an der Paulus'schen Auslegung dieses Abschnitts beson-
ders diess getadelt, dass sie keine Rücksicht auf den Stern
nehme, welcher sich, nach jüdischer Erwartung, bei der
Erscheinung des Messias zeigen sollte. Und doch, sezt er
hinzu, ist in keinem Andern Heil, ist auch kein andrer
Name da, wodurch dieser Erzählung könnte geholfen wer-
den 2). Nämlich die Weissagung Bileams 4. Mos. 24, 17.
von einem Stern aus Jakob war allerdings die Veranlas-
sung, -- freilich nicht, wie die Kirchenväter glaubten, dass
wirklich damals Magier einen erschienenen Stern für den
des Messias erkannten und desshalb nach Jerusalem reisten,
wohl aber, dass die Sage bei Jesu Geburt einen Stern er-
scheinen und von Astrologen als den des Messias erkannt
werden liess. Die dem Bileam in den Mund gelegte Weis-
sagung bezog sich ursprünglich auf irgend einen glückli-
chen und siegreichen israelitischen Regenten; sie scheint
aber frühzeitig eine messianische Deutung erhalten zu ha-
ben. Sollte auch die Übersetzung des Targum Onkelos:
surget rex ex Jacobo, et Messias (unctus) ungetur ex
Israele
nichts beweisen, da hier das unctus als Parallele
des rex vielleicht auch einen gewöhnlichen König bedeuten
könnte: so haben doch nach Aben Esra's Zeugniss 3) und
den von Wetstein und Schöttgen angeführten Stellen 4)
manche Rabbinen die Weissagung auf den Messias bezo-
gen. Auch der Name Bar Cochba, welchen der bekann-
te Pseudomessias unter Hadrian führte, war mit Rück-
sicht auf die messianisch gedeutete Weissagung des Bi-
leam gewählt.

1) Orig. c. Cels. 1, 60. Ebenso Auctor op. imperf. in Matth.
bei Fabric. Cod. Pseudepigr. V. T. p. 807 f.
2) Schmidt's Bibliothek, 3, 1, S. 130.
3) In loc. Num. (bei Schöttgen, horae, 2, S. 152.): Multi in-
terpretati sunt haec de Messia.
4) Wetstein z. d. St., Schöttgen, horae, 2, S. 151 f.

Erster Abschnitt.
ben 1). Mit richtiger Einsicht hat daher K. Ch. L. Schmidt
an der Paulus'schen Auslegung dieses Abschnitts beson-
ders dieſs getadelt, daſs sie keine Rücksicht auf den Stern
nehme, welcher sich, nach jüdischer Erwartung, bei der
Erscheinung des Messias zeigen sollte. Und doch, sezt er
hinzu, ist in keinem Andern Heil, ist auch kein andrer
Name da, wodurch dieser Erzählung könnte geholfen wer-
den 2). Nämlich die Weissagung Bileams 4. Mos. 24, 17.
von einem Stern aus Jakob war allerdings die Veranlas-
sung, — freilich nicht, wie die Kirchenväter glaubten, daſs
wirklich damals Magier einen erschienenen Stern für den
des Messias erkannten und deſshalb nach Jerusalem reisten,
wohl aber, daſs die Sage bei Jesu Geburt einen Stern er-
scheinen und von Astrologen als den des Messias erkannt
werden lieſs. Die dem Bileam in den Mund gelegte Weis-
sagung bezog sich ursprünglich auf irgend einen glückli-
chen und siegreichen israëlitischen Regenten; sie scheint
aber frühzeitig eine messianische Deutung erhalten zu ha-
ben. Sollte auch die Übersetzung des Targum Onkelos:
surget rex ex Jacobo, et Messias (unctus) ungetur ex
Israële
nichts beweisen, da hier das unctus als Parallele
des rex vielleicht auch einen gewöhnlichen König bedeuten
könnte: so haben doch nach Aben Esra's Zeugniſs 3) und
den von Wetstein und Schöttgen angeführten Stellen 4)
manche Rabbinen die Weissagung auf den Messias bezo-
gen. Auch der Name Bar Cochba, welchen der bekann-
te Pseudomessias unter Hadrian führte, war mit Rück-
sicht auf die messianisch gedeutete Weissagung des Bi-
leam gewählt.

1) Orig. c. Cels. 1, 60. Ebenso Auctor op. imperf. in Matth.
bei Fabric. Cod. Pseudepigr. V. T. p. 807 f.
2) Schmidt's Bibliothek, 3, 1, S. 130.
3) In loc. Num. (bei Schöttgen, horae, 2, S. 152.): Multi in-
terpretati sunt haec de Messia.
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[244/0268] Erster Abschnitt. ben 1). Mit richtiger Einsicht hat daher K. Ch. L. Schmidt an der Paulus'schen Auslegung dieses Abschnitts beson- ders dieſs getadelt, daſs sie keine Rücksicht auf den Stern nehme, welcher sich, nach jüdischer Erwartung, bei der Erscheinung des Messias zeigen sollte. Und doch, sezt er hinzu, ist in keinem Andern Heil, ist auch kein andrer Name da, wodurch dieser Erzählung könnte geholfen wer- den 2). Nämlich die Weissagung Bileams 4. Mos. 24, 17. von einem Stern aus Jakob war allerdings die Veranlas- sung, — freilich nicht, wie die Kirchenväter glaubten, daſs wirklich damals Magier einen erschienenen Stern für den des Messias erkannten und deſshalb nach Jerusalem reisten, wohl aber, daſs die Sage bei Jesu Geburt einen Stern er- scheinen und von Astrologen als den des Messias erkannt werden lieſs. Die dem Bileam in den Mund gelegte Weis- sagung bezog sich ursprünglich auf irgend einen glückli- chen und siegreichen israëlitischen Regenten; sie scheint aber frühzeitig eine messianische Deutung erhalten zu ha- ben. Sollte auch die Übersetzung des Targum Onkelos: surget rex ex Jacobo, et Messias (unctus) ungetur ex Israële nichts beweisen, da hier das unctus als Parallele des rex vielleicht auch einen gewöhnlichen König bedeuten könnte: so haben doch nach Aben Esra's Zeugniſs 3) und den von Wetstein und Schöttgen angeführten Stellen 4) manche Rabbinen die Weissagung auf den Messias bezo- gen. Auch der Name Bar Cochba, welchen der bekann- te Pseudomessias unter Hadrian führte, war mit Rück- sicht auf die messianisch gedeutete Weissagung des Bi- leam gewählt. 1) Orig. c. Cels. 1, 60. Ebenso Auctor op. imperf. in Matth. bei Fabric. Cod. Pseudepigr. V. T. p. 807 f. 2) Schmidt's Bibliothek, 3, 1, S. 130. 3) In loc. Num. (bei Schöttgen, horae, 2, S. 152.): Multi in- terpretati sunt haec de Messia. 4) Wetstein z. d. St., Schöttgen, horae, 2, S. 151 f.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/268>, abgerufen am 25.11.2024.