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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Drittes Kapitel. §. 26.
von Paulus Recht gegeben 13), und Clemen 14) und Fritz-
sche
15) suchen vergebens die Unmöglichkeit dieser Ausle-
gung darzuthun; denn wenn es 2. Mos. 13, 2. heisst:
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so war doch keineswegs allein ein solches Erstgeborene,
auf welches noch andere, später Geborene folgten, Jehova
heilig, sondern jede Leibesfrucht, vor welcher keine andre
von derselben Mutter geboren war, was also der Ausdruck:
prototokos nothwendig auch muss bezeichnen können. Frei-
lich muss man andererseits mit Winer 16) sagen, dass, wenn
der Erzähler, vor welchem die Geschichte abgeschlossen
daliegt, jenen Ausdruck gebraucht, man denselben in sei-
nem ursprünglichen Sinne zu nehmen versucht ist, da der
Schriftsteller, wenn er weitere Kinder ausschliessen wollte,
wohl eher den Ausdruck monogenes gebraucht, oder mit
prototokos verbunden haben würde. Doch, wenn auch die-
ses nichts entscheiden mag, so ist um so schlagender die
Ausführung Fritzsche's in Bezug auf das eos ou k. t. l.,
in welcher er die angeblichen Belegstellen der kirchenvä-
terlichen Auslegung jener Formel widerlegt und zeigt, dass
sie, ihrem nächsten Sinne nach nur bis zu einer angege-
benen Grenze hin etwas aussagend, und von dieser an das
Eintreten des logischen Gegentheils voraussetzend, nur in
dem Falle dieses Letztere nicht thue, wenn aus dem Zu-
sammenhang das Eintreten dieses Gegentheils als unmöglich
von selbst erhelle 17). Dann z. B., wenn es hiesse: ouk
eginosken auten, eos ou apethanen, verstände es sich von
selbst, dass das von der Zeit bis zum Tode Geleugnete auch

13) a. a. O. S. 168.
14) Die Brüder Jesu. In Winer's Zeitschrift für wissenschaftli-
che Theologie 1, 3, S. 364 f.
15) Comm. in Matth. z. d. St.
16) Biblisches Realwörterbuch, 2te Auflage, 1. Bd. S. 664, Anm.
17) Comment. in Matth. S. 53 ff., vgl. auch S. 835.

Drittes Kapitel. §. 26.
von Paulus Recht gegeben 13), und Clemen 14) und Fritz-
sche
15) suchen vergebens die Unmöglichkeit dieser Ausle-
gung darzuthun; denn wenn es 2. Mos. 13, 2. heiſst:
פֶּטֶר כׇּל־רֶתֶם (πρωτότοκον πρωτογενὲς LXX.) קַדֶּשׁ־לִי כָל־בְּכוֺר
so war doch keineswegs allein ein solches Erstgeborene,
auf welches noch andere, später Geborene folgten, Jehova
heilig, sondern jede Leibesfrucht, vor welcher keine andre
von derselben Mutter geboren war, was also der Ausdruck:
πρωτότοκος nothwendig auch muſs bezeichnen können. Frei-
lich muſs man andererseits mit Winer 16) sagen, daſs, wenn
der Erzähler, vor welchem die Geschichte abgeschlossen
daliegt, jenen Ausdruck gebraucht, man denselben in sei-
nem ursprünglichen Sinne zu nehmen versucht ist, da der
Schriftsteller, wenn er weitere Kinder ausschlieſsen wollte,
wohl eher den Ausdruck μονογενὴς gebraucht, oder mit
πρωτότοκος verbunden haben würde. Doch, wenn auch die-
ses nichts entscheiden mag, so ist um so schlagender die
Ausführung Fritzsche's in Bezug auf das ἕως οὖ κ. τ. λ.,
in welcher er die angeblichen Belegstellen der kirchenvä-
terlichen Auslegung jener Formel widerlegt und zeigt, daſs
sie, ihrem nächsten Sinne nach nur bis zu einer angege-
benen Grenze hin etwas aussagend, und von dieser an das
Eintreten des logischen Gegentheils voraussetzend, nur in
dem Falle dieses Letztere nicht thue, wenn aus dem Zu-
sammenhang das Eintreten dieses Gegentheils als unmöglich
von selbst erhelle 17). Dann z. B., wenn es hieſse: οὺκ
ἐγινωσκεν ἀυτὴν, ἕως οὖ ἀπέϑανεν, verstände es sich von
selbst, daſs das von der Zeit bis zum Tode Geleugnete auch

13) a. a. O. S. 168.
14) Die Brüder Jesu. In Winer's Zeitschrift für wissenschaftli-
che Theologie 1, 3, S. 364 f.
15) Comm. in Matth. z. d. St.
16) Biblisches Realwörterbuch, 2te Auflage, 1. Bd. S. 664, Anm.
17) Comment. in Matth. S. 53 ff., vgl. auch S. 835.
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[183/0207] Drittes Kapitel. §. 26. von Paulus Recht gegeben 13), und Clemen 14) und Fritz- sche 15) suchen vergebens die Unmöglichkeit dieser Ausle- gung darzuthun; denn wenn es 2. Mos. 13, 2. heiſst: פֶּטֶר כׇּל־רֶתֶם (πρωτότοκον πρωτογενὲς LXX.) קַדֶּשׁ־לִי כָל־בְּכוֺר so war doch keineswegs allein ein solches Erstgeborene, auf welches noch andere, später Geborene folgten, Jehova heilig, sondern jede Leibesfrucht, vor welcher keine andre von derselben Mutter geboren war, was also der Ausdruck: πρωτότοκος nothwendig auch muſs bezeichnen können. Frei- lich muſs man andererseits mit Winer 16) sagen, daſs, wenn der Erzähler, vor welchem die Geschichte abgeschlossen daliegt, jenen Ausdruck gebraucht, man denselben in sei- nem ursprünglichen Sinne zu nehmen versucht ist, da der Schriftsteller, wenn er weitere Kinder ausschlieſsen wollte, wohl eher den Ausdruck μονογενὴς gebraucht, oder mit πρωτότοκος verbunden haben würde. Doch, wenn auch die- ses nichts entscheiden mag, so ist um so schlagender die Ausführung Fritzsche's in Bezug auf das ἕως οὖ κ. τ. λ., in welcher er die angeblichen Belegstellen der kirchenvä- terlichen Auslegung jener Formel widerlegt und zeigt, daſs sie, ihrem nächsten Sinne nach nur bis zu einer angege- benen Grenze hin etwas aussagend, und von dieser an das Eintreten des logischen Gegentheils voraussetzend, nur in dem Falle dieses Letztere nicht thue, wenn aus dem Zu- sammenhang das Eintreten dieses Gegentheils als unmöglich von selbst erhelle 17). Dann z. B., wenn es hieſse: οὺκ ἐγινωσκεν ἀυτὴν, ἕως οὖ ἀπέϑανεν, verstände es sich von selbst, daſs das von der Zeit bis zum Tode Geleugnete auch 13) a. a. O. S. 168. 14) Die Brüder Jesu. In Winer's Zeitschrift für wissenschaftli- che Theologie 1, 3, S. 364 f. 15) Comm. in Matth. z. d. St. 16) Biblisches Realwörterbuch, 2te Auflage, 1. Bd. S. 664, Anm. 17) Comment. in Matth. S. 53 ff., vgl. auch S. 835.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/207>, abgerufen am 24.11.2024.