viduen zu Vorfahren Jesu macht, als Matthäus. Zwar stimmen sie in der Angabe derselben nicht allein darin überein, dass beide das Geschlecht Jesu durch Joseph auf David und Abraham zurückführen, sondern auch in Bezug auf die Mittelglieder, durch welche sie diess thun, treffen sie in den Generationen von Abraham bis David, und später in den beiden Namen Sealthiel und Se- rubabel zusammen. Der eigentlich verzweifelte Punkt ist nun aber der, dass von David bis auf den Pflegevater Jesu, mit Ausnahme von zweien ungefähr in der Mitte, lauter verschiedene Namen bei Lukas und Matthäus sich finden. Nach Matthäus nämlich hiess der Vater Josephs Jakob, nach Lukas Eli; nach Matthäus ist der Sohn Davids, durch welchen Joseph von diesem König abstammte, Salomo, nach Lukas Nathan, und so läuft dann das Geschlechtsre- gister des Matthäus durch den bekannten Königsstamm her- unter, das bei Lukas durch eine unbekannte Nebenlinie; nur in Sealthiel und Serubabel treffen beide zusammen, doch so, dass sie sogleich wieder Sealthiels Vater und den Sohn Serubabels verschieden haben. Da diese Differenz ein vollkommener Widerspruch zu sein scheint: so ist man von jeher mit Lösungsversuchen äusserst geschäftig gewe- sen. Um von offenbar ungenügenden Auswegen, wie my- stischer Deutung 3) oder willkührlicher Änderung der Na- men 4) nichts zu sagen, so haben sich besonders zwei Hy- pothesenpaare ausgebildet, von welchen je ein Paar sich gegenseitig stützt oder doch verwandt ist.
Das erste Paar bilden die Voraussetzung des Augusti- nus, dass bei Joseph ein Adoptionsverhältniss stattgefun- den, und nun der eine Evangelist seinen wirklichen, der andre seinen Adoptiv-Vater nebst dessen Stammbaum gebe 5),
3) Orig. homil. in Lucam 28.
4)Luther, Werke Bd. 14. Walch. Ausg. S. 8 ff.
5) De consensu Evangelistarum, 1. 2. c. 3. und unter den Neue- ren z. B. E. F. in Henke's Magazin 5, 1, 180 f.
Zweites Kapitel. §. 17.
viduen zu Vorfahren Jesu macht, als Matthäus. Zwar stimmen sie in der Angabe derselben nicht allein darin überein, daſs beide das Geschlecht Jesu durch Joseph auf David und Abraham zurückführen, sondern auch in Bezug auf die Mittelglieder, durch welche sie dieſs thun, treffen sie in den Generationen von Abraham bis David, und später in den beiden Namen Sealthiel und Se- rubabel zusammen. Der eigentlich verzweifelte Punkt ist nun aber der, daſs von David bis auf den Pflegevater Jesu, mit Ausnahme von zweien ungefähr in der Mitte, lauter verschiedene Namen bei Lukas und Matthäus sich finden. Nach Matthäus nämlich hieſs der Vater Josephs Jakob, nach Lukas Eli; nach Matthäus ist der Sohn Davids, durch welchen Joseph von diesem König abstammte, Salomo, nach Lukas Nathan, und so läuft dann das Geschlechtsre- gister des Matthäus durch den bekannten Königsstamm her- unter, das bei Lukas durch eine unbekannte Nebenlinie; nur in Sealthiel und Serubabel treffen beide zusammen, doch so, daſs sie sogleich wieder Sealthiels Vater und den Sohn Serubabels verschieden haben. Da diese Differenz ein vollkommener Widerspruch zu sein scheint: so ist man von jeher mit Lösungsversuchen äusserst geschäftig gewe- sen. Um von offenbar ungenügenden Auswegen, wie my- stischer Deutung 3) oder willkührlicher Änderung der Na- men 4) nichts zu sagen, so haben sich besonders zwei Hy- pothesenpaare ausgebildet, von welchen je ein Paar sich gegenseitig stützt oder doch verwandt ist.
Das erste Paar bilden die Voraussetzung des Augusti- nus, daſs bei Joseph ein Adoptionsverhältniſs stattgefun- den, und nun der eine Evangelist seinen wirklichen, der andre seinen Adoptiv-Vater nebst dessen Stammbaum gebe 5),
3) Orig. homil. in Lucam 28.
4)Luther, Werke Bd. 14. Walch. Ausg. S. 8 ff.
5) De consensu Evangelistarum, 1. 2. c. 3. und unter den Neue- ren z. B. E. F. in Henke's Magazin 5, 1, 180 f.
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Zweites Kapitel. §. 17.
viduen zu Vorfahren Jesu macht, als Matthäus. Zwar
stimmen sie in der Angabe derselben nicht allein darin
überein, daſs beide das Geschlecht Jesu durch Joseph
auf David und Abraham zurückführen, sondern auch
in Bezug auf die Mittelglieder, durch welche sie dieſs
thun, treffen sie in den Generationen von Abraham bis
David, und später in den beiden Namen Sealthiel und Se-
rubabel zusammen. Der eigentlich verzweifelte Punkt ist
nun aber der, daſs von David bis auf den Pflegevater Jesu,
mit Ausnahme von zweien ungefähr in der Mitte, lauter
verschiedene Namen bei Lukas und Matthäus sich finden.
Nach Matthäus nämlich hieſs der Vater Josephs Jakob,
nach Lukas Eli; nach Matthäus ist der Sohn Davids, durch
welchen Joseph von diesem König abstammte, Salomo,
nach Lukas Nathan, und so läuft dann das Geschlechtsre-
gister des Matthäus durch den bekannten Königsstamm her-
unter, das bei Lukas durch eine unbekannte Nebenlinie;
nur in Sealthiel und Serubabel treffen beide zusammen,
doch so, daſs sie sogleich wieder Sealthiels Vater und den
Sohn Serubabels verschieden haben. Da diese Differenz
ein vollkommener Widerspruch zu sein scheint: so ist man
von jeher mit Lösungsversuchen äusserst geschäftig gewe-
sen. Um von offenbar ungenügenden Auswegen, wie my-
stischer Deutung 3) oder willkührlicher Änderung der Na-
men 4) nichts zu sagen, so haben sich besonders zwei Hy-
pothesenpaare ausgebildet, von welchen je ein Paar sich
gegenseitig stützt oder doch verwandt ist.
Das erste Paar bilden die Voraussetzung des Augusti-
nus, daſs bei Joseph ein Adoptionsverhältniſs stattgefun-
den, und nun der eine Evangelist seinen wirklichen, der
andre seinen Adoptiv-Vater nebst dessen Stammbaum gebe 5),
3) Orig. homil. in Lucam 28.
4) Luther, Werke Bd. 14. Walch. Ausg. S. 8 ff.
5) De consensu Evangelistarum, 1. 2. c. 3. und unter den Neue-
ren z. B. E. F. in Henke's Magazin 5, 1, 180 f.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/141>, abgerufen am 22.07.2024.
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