Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Erster Abschnitt. chen Lukas weiter absteckt als Matthäus, indem dieser dasGeschlecht Jesu nur bis auf Abraham, jener dagegen auf Adam und Gott selbst zurückführt. Eigentlich lag, was den Zweck dieser Genealogieen betrifft, nur daran, Jesum, den Messias, als davidischen Abkömmling darzustellen, worin dann schon lag, dass der Davidide auch ein Abra- hamide sei; schon das war also ein opus supererogati- vum, dass Matthäus von Abraham ausholte; noch mehr aber scheint es nur dem unwillkührlichen Fortgehen in der ein- mal begonnenen genealogisirenden Bewegung zuzuschrei- ben, dass Lukas sogar über Abraham hinaus auf Adam den Gottgeschaffenen zurückgeht 1), wodurch nach Schlei- ermacher's Bemerkung das (für die messianische Würde Jesu) Beweisende in der Genealogie nur versteckt ist 2). Bedenklicher schon ist der nicht geringe Unterschied in der Zahl der Generationen für gleiche Perioden, indem von David bis auf Joseph Lukas 41, Matthäus dagegen nur 26 Geschlechter hat. Der Grösse des Zeitraums ist die Zahl bei Lukas angemessener; denn von David bis Joseph, d. h. von beiläufig 1050--50 vor Christo sind 26 Generationen zu wenig, indem da auf eine Generation über 38 Jahre kommen, wogegen nach Lukas, der Wahrscheinlichkeit näher, etwas weniger als 25. Die Hauptschwierigkeit je- doch liegt darin, dass Lukas zum Theil ganz andre Indi- 1) Ich kann mich zu der Annahme mehrerer Theologen (Ols- hausen, bibl. Comm. 1, S. 41. und Winer, bibl. Realwörter- buch 1, S. 659. der 2ten Auflage), dass es die universalisti- sche Tendenz des Lukas sei, welche ihn noch über Abraham zu Adam und Gott dem Vater aller Menschen hinausgehen lasse, desswegen nicht verstehen, weil als Verf. der Genea- logie nicht der universalistische Lukas, sondern ein alter palästinensischer Judenchrist, der dann eher particularistisch gesinnt gewesen sein wird, anzusehen ist, worüber das Wei- tere unten. 2) Über den Lukas S. 51.
Erster Abschnitt. chen Lukas weiter absteckt als Matthäus, indem dieser dasGeschlecht Jesu nur bis auf Abraham, jener dagegen auf Adam und Gott selbst zurückführt. Eigentlich lag, was den Zweck dieser Genealogieen betrifft, nur daran, Jesum, den Messias, als davidischen Abkömmling darzustellen, worin dann schon lag, daſs der Davidide auch ein Abra- hamide sei; schon das war also ein opus supererogati- vum, daſs Matthäus von Abraham ausholte; noch mehr aber scheint es nur dem unwillkührlichen Fortgehen in der ein- mal begonnenen genealogisirenden Bewegung zuzuschrei- ben, daſs Lukas sogar über Abraham hinaus auf Adam den Gottgeschaffenen zurückgeht 1), wodurch nach Schlei- ermacher's Bemerkung das (für die messianische Würde Jesu) Beweisende in der Genealogie nur versteckt ist 2). Bedenklicher schon ist der nicht geringe Unterschied in der Zahl der Generationen für gleiche Perioden, indem von David bis auf Joseph Lukas 41, Matthäus dagegen nur 26 Geschlechter hat. Der Gröſse des Zeitraums ist die Zahl bei Lukas angemessener; denn von David bis Joseph, d. h. von beiläufig 1050—50 vor Christo sind 26 Generationen zu wenig, indem da auf eine Generation über 38 Jahre kommen, wogegen nach Lukas, der Wahrscheinlichkeit näher, etwas weniger als 25. Die Hauptschwierigkeit je- doch liegt darin, daſs Lukas zum Theil ganz andre Indi- 1) Ich kann mich zu der Annahme mehrerer Theologen (Ols- hausen, bibl. Comm. 1, S. 41. und Winer, bibl. Realwörter- buch 1, S. 659. der 2ten Auflage), dass es die universalisti- sche Tendenz des Lukas sei, welche ihn noch über Abraham zu Adam und Gott dem Vater aller Menschen hinausgehen lasse, desswegen nicht verstehen, weil als Verf. der Genea- logie nicht der universalistische Lukas, sondern ein alter palästinensischer Judenchrist, der dann eher particularistisch gesinnt gewesen sein wird, anzusehen ist, worüber das Wei- tere unten. 2) Über den Lukas S. 51.
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Erster Abschnitt.
chen Lukas weiter absteckt als Matthäus, indem dieser das
Geschlecht Jesu nur bis auf Abraham, jener dagegen auf
Adam und Gott selbst zurückführt. Eigentlich lag, was
den Zweck dieser Genealogieen betrifft, nur daran, Jesum,
den Messias, als davidischen Abkömmling darzustellen,
worin dann schon lag, daſs der Davidide auch ein Abra-
hamide sei; schon das war also ein opus supererogati-
vum, daſs Matthäus von Abraham ausholte; noch mehr aber
scheint es nur dem unwillkührlichen Fortgehen in der ein-
mal begonnenen genealogisirenden Bewegung zuzuschrei-
ben, daſs Lukas sogar über Abraham hinaus auf Adam
den Gottgeschaffenen zurückgeht 1), wodurch nach Schlei-
ermacher's Bemerkung das (für die messianische Würde
Jesu) Beweisende in der Genealogie nur versteckt ist 2).
Bedenklicher schon ist der nicht geringe Unterschied in der
Zahl der Generationen für gleiche Perioden, indem von
David bis auf Joseph Lukas 41, Matthäus dagegen nur 26
Geschlechter hat. Der Gröſse des Zeitraums ist die Zahl
bei Lukas angemessener; denn von David bis Joseph, d. h.
von beiläufig 1050—50 vor Christo sind 26 Generationen
zu wenig, indem da auf eine Generation über 38 Jahre
kommen, wogegen nach Lukas, der Wahrscheinlichkeit
näher, etwas weniger als 25. Die Hauptschwierigkeit je-
doch liegt darin, daſs Lukas zum Theil ganz andre Indi-
1) Ich kann mich zu der Annahme mehrerer Theologen (Ols-
hausen, bibl. Comm. 1, S. 41. und Winer, bibl. Realwörter-
buch 1, S. 659. der 2ten Auflage), dass es die universalisti-
sche Tendenz des Lukas sei, welche ihn noch über Abraham
zu Adam und Gott dem Vater aller Menschen hinausgehen
lasse, desswegen nicht verstehen, weil als Verf. der Genea-
logie nicht der universalistische Lukas, sondern ein alter
palästinensischer Judenchrist, der dann eher particularistisch
gesinnt gewesen sein wird, anzusehen ist, worüber das Wei-
tere unten.
2) Über den Lukas S. 51.
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