Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Erster Abschnitt. Spätgebornen, des Simson, ist der Engel genommen, wel-cher die Geburt des Sohnes verkündigt. Dass er in unsrer Erzählung dem Vater im Tempel erscheint, während er dort (Richter 13.) zuerst der Mutter, dann dem Vater auf dem Felde sich zeigt, ist eine Umänderung, welche sich von selbst aus der Standesverschiedenheit der beider- seitigen Eltern ergab, indem die Priester nach späterer jüdischer Vorstellung eben beim Räuchern im Tempel nicht selten Angelo- und Theophanien hatten 7). Ebendaher ist die Vorschrift genommen, welche den Johannes schon vor seiner Geburt zum Nasiräat bestimmt, indem bei Simson schon seiner Mutter während der Schwangerschaft Wein, starke Getränke und unreine Speisen verboten werden, dann aber auch dem Sohne die gleiche Diät vom Engel vor- geschrieben wird 8), und zwar ähnlich wie bei Johannes, mit dem Beisatz, dass der Knabe schon von Mutterleib an Gott geheiligt sein werde 9). Auch die Verheissung der für ihr Volk segensreichen Wirksamkeit beider Männer ist analog (vgl. Luc. 1, 16. 17. mit Richter 13, 5.), so wie die Schlussformel über das hoffnungsvolle Heranwachsen der beiden Knaben 10). -- Aus der Geburtsgeschichte ei- 7) S. die Stellen aus Josephus und den Rabbinen bei Wetstein zu Luc. 1, 11. S. 647 f. 8) Richt. 13, 14 (LXX.): kai oinon kai sikera me pieto. Luc. 1, 15: kai oinon kai sikera ou me pie. 9) Richt. 13, 5: oti egiasmenon esai to theo to paidarion ek tes gasros. Luc. 1, 15: kai pneumatos agiou ple- sthesetai eti ek koilias metros autou. 10) Richt. 13, 24 f.:
Kai eulogesen auton Kurios, kai eu- Erster Abschnitt. Spätgebornen, des Simson, ist der Engel genommen, wel-cher die Geburt des Sohnes verkündigt. Daſs er in unsrer Erzählung dem Vater im Tempel erscheint, während er dort (Richter 13.) zuerst der Mutter, dann dem Vater auf dem Felde sich zeigt, ist eine Umänderung, welche sich von selbst aus der Standesverschiedenheit der beider- seitigen Eltern ergab, indem die Priester nach späterer jüdischer Vorstellung eben beim Räuchern im Tempel nicht selten Angelo- und Theophanien hatten 7). Ebendaher ist die Vorschrift genommen, welche den Johannes schon vor seiner Geburt zum Nasiräat bestimmt, indem bei Simson schon seiner Mutter während der Schwangerschaft Wein, starke Getränke und unreine Speisen verboten werden, dann aber auch dem Sohne die gleiche Diät vom Engel vor- geschrieben wird 8), und zwar ähnlich wie bei Johannes, mit dem Beisatz, daſs der Knabe schon von Mutterleib an Gott geheiligt sein werde 9). Auch die Verheiſsung der für ihr Volk segensreichen Wirksamkeit beider Männer ist analog (vgl. Luc. 1, 16. 17. mit Richter 13, 5.), so wie die Schluſsformel über das hoffnungsvolle Heranwachsen der beiden Knaben 10). — Aus der Geburtsgeschichte ei- 7) S. die Stellen aus Josephus und den Rabbinen bei Wetstein zu Luc. 1, 11. S. 647 f. 8) Richt. 13, 14 (LXX.): καὶ οἶνον καὶ σίκερα μὴ πιέτω. Luc. 1, 15: καὶ οἶνον καὶ σίκερα οὐ μὴ πίῃ. 9) Richt. 13, 5: ὅτι ἡγιασμένον ἔςαι τῷ ϑεῷ τὸ παιδάριον ἐκ τῆς γαςρός. Luc. 1, 15: καὶ πνεύματος ἁγίου πλη- σϑήσεται ἔτι ἐκ κοιλίας μητρὸς ἁυτοῦ. 10) Richt. 13, 24 f.:
Καὶ ἠυλόγησεν ἀυτὸν Κύριος, καὶ ἠυ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0126" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erster Abschnitt</hi>.</fw><lb/> Spätgebornen, des Simson, ist der Engel genommen, wel-<lb/> cher die Geburt des Sohnes verkündigt. Daſs er in unsrer<lb/> Erzählung dem Vater im Tempel erscheint, während er<lb/> dort (Richter 13.) zuerst der Mutter, dann dem Vater<lb/> auf dem Felde sich zeigt, ist eine Umänderung, welche<lb/> sich von selbst aus der Standesverschiedenheit der beider-<lb/> seitigen Eltern ergab, indem die Priester nach späterer<lb/> jüdischer Vorstellung eben beim Räuchern im Tempel nicht<lb/> selten Angelo- und Theophanien hatten <note place="foot" n="7)">S. die Stellen aus Josephus und den Rabbinen bei <hi rendition="#k">Wetstein</hi><lb/> zu Luc. 1, 11. S. 647 f.</note>. Ebendaher ist<lb/> die Vorschrift genommen, welche den Johannes schon vor<lb/> seiner Geburt zum Nasiräat bestimmt, indem bei Simson<lb/> schon seiner Mutter während der Schwangerschaft Wein,<lb/> starke Getränke und unreine Speisen verboten werden,<lb/> dann aber auch dem Sohne die gleiche Diät vom Engel vor-<lb/> geschrieben wird <note place="foot" n="8)">Richt. 13, 14 (LXX.): <foreign xml:lang="ell">καὶ οἶνον καὶ σίκερα μὴ πιέτω.</foreign><lb/> Luc. 1, 15: <foreign xml:lang="ell">καὶ οἶνον καὶ σίκερα οὐ μὴ πίῃ.</foreign></note>, und zwar ähnlich wie bei Johannes,<lb/> mit dem Beisatz, daſs der Knabe schon von Mutterleib an<lb/> Gott geheiligt sein werde <note place="foot" n="9)">Richt. 13, 5: <foreign xml:lang="ell">ὅτι ἡγιασμένον ἔςαι τῷ ϑεῷ τὸ παιδάριον<lb/> ἐκ τῆς γαςρός.</foreign> Luc. 1, 15: <foreign xml:lang="ell">καὶ πνεύματος ἁγίου πλη-<lb/> σϑήσεται ἔτι ἐκ κοιλίας μητρὸς ἁυτοῦ.</foreign></note>. Auch die Verheiſsung der<lb/> für ihr Volk segensreichen Wirksamkeit beider Männer ist<lb/> analog (vgl. Luc. 1, 16. 17. mit Richter 13, 5.), so wie<lb/> die Schluſsformel über das hoffnungsvolle Heranwachsen<lb/> der beiden Knaben <note place="foot" n="10)">Richt. 13, 24 f.: <quote xml:lang="ell">Καὶ ἠυλόγησεν ἀυτὸν Κύριος, καὶ ἠυ-<lb/> ξήϑη τὸ παιδάριον· καὶ ἤρξατο πνεῦμα Κυρίου συμπο-<lb/> ρεύεσϑαι αὐτῷ ἐν παοεμβολῇ Δὰν, ἀναμέσον Σαρὰ καὶ<lb/> ἀναμέσον Ἐσϑαόλ. Luc. 1, 80: τὸ δὲ παιδίον ἤυξανε καὶ<lb/> ἐκραταιοῦτο πνεύματι, καὶ ἦν ἐν ταῖς ἐρήμοις, ἕως ἡμέρας<lb/> ἀναδείξεως κ' υτοῦ πρὸς τὸν Ἰσραήλ.</quote></note>. — Aus der Geburtsgeschichte ei-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0126]
Erster Abschnitt.
Spätgebornen, des Simson, ist der Engel genommen, wel-
cher die Geburt des Sohnes verkündigt. Daſs er in unsrer
Erzählung dem Vater im Tempel erscheint, während er
dort (Richter 13.) zuerst der Mutter, dann dem Vater
auf dem Felde sich zeigt, ist eine Umänderung, welche
sich von selbst aus der Standesverschiedenheit der beider-
seitigen Eltern ergab, indem die Priester nach späterer
jüdischer Vorstellung eben beim Räuchern im Tempel nicht
selten Angelo- und Theophanien hatten 7). Ebendaher ist
die Vorschrift genommen, welche den Johannes schon vor
seiner Geburt zum Nasiräat bestimmt, indem bei Simson
schon seiner Mutter während der Schwangerschaft Wein,
starke Getränke und unreine Speisen verboten werden,
dann aber auch dem Sohne die gleiche Diät vom Engel vor-
geschrieben wird 8), und zwar ähnlich wie bei Johannes,
mit dem Beisatz, daſs der Knabe schon von Mutterleib an
Gott geheiligt sein werde 9). Auch die Verheiſsung der
für ihr Volk segensreichen Wirksamkeit beider Männer ist
analog (vgl. Luc. 1, 16. 17. mit Richter 13, 5.), so wie
die Schluſsformel über das hoffnungsvolle Heranwachsen
der beiden Knaben 10). — Aus der Geburtsgeschichte ei-
7) S. die Stellen aus Josephus und den Rabbinen bei Wetstein
zu Luc. 1, 11. S. 647 f.
8) Richt. 13, 14 (LXX.): καὶ οἶνον καὶ σίκερα μὴ πιέτω.
Luc. 1, 15: καὶ οἶνον καὶ σίκερα οὐ μὴ πίῃ.
9) Richt. 13, 5: ὅτι ἡγιασμένον ἔςαι τῷ ϑεῷ τὸ παιδάριον
ἐκ τῆς γαςρός. Luc. 1, 15: καὶ πνεύματος ἁγίου πλη-
σϑήσεται ἔτι ἐκ κοιλίας μητρὸς ἁυτοῦ.
10) Richt. 13, 24 f.: Καὶ ἠυλόγησεν ἀυτὸν Κύριος, καὶ ἠυ-
ξήϑη τὸ παιδάριον· καὶ ἤρξατο πνεῦμα Κυρίου συμπο-
ρεύεσϑαι αὐτῷ ἐν παοεμβολῇ Δὰν, ἀναμέσον Σαρὰ καὶ
ἀναμέσον Ἐσϑαόλ. Luc. 1, 80: τὸ δὲ παιδίον ἤυξανε καὶ
ἐκραταιοῦτο πνεύματι, καὶ ἦν ἐν ταῖς ἐρήμοις, ἕως ἡμέρας
ἀναδείξεως κ' υτοῦ πρὸς τὸν Ἰσραήλ.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |