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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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Handwerker, seine Augen trotzig auf die Seite wendend.

"Nun denn, wenn Sie es selbst nicht sagen wollen, - der Bäckermeister hat eine Hypothek auf Ihrem Hause; ich weiß, Sie werden jetzt von ihm gedrängt!"

Richard athmete auf. "Ist dem so?" fragte er.

Der Mann mußte es bejahen.

"Und wie hoch beläuft sich Ihre Schuld?"

Es wurde eine Summe angegeben, die für die Verhältnisse eines kleinen Handwerkers immerhin beträchtlich war.

"Nun, Meister," erwiderte Richard rasch; aber bevor er seinen Satz vollenden konnte, fühlte er wie einen Hauch Franziska's Stimme in seinem Ohr: "Nicht schenken! Bitte, nicht schenken!" Und eben so leise, aber wie in Angst, fühlte er seinen Arm von ihr umklammert.

Er besann sich; er hatte sie sofort verstanden.

"Meister," begann er wieder; "ich werde Ihnen das Geld leihen; Sie können es sofort erhalten und brauchen mir nur einen Schuldschein auszustellen.

Handwerker, seine Augen trotzig auf die Seite wendend.

„Nun denn, wenn Sie es selbst nicht sagen wollen, – der Bäckermeister hat eine Hypothek auf Ihrem Hause; ich weiß, Sie werden jetzt von ihm gedrängt!“

Richard athmete auf. „Ist dem so?“ fragte er.

Der Mann mußte es bejahen.

„Und wie hoch beläuft sich Ihre Schuld?“

Es wurde eine Summe angegeben, die für die Verhältnisse eines kleinen Handwerkers immerhin beträchtlich war.

„Nun, Meister,“ erwiderte Richard rasch; aber bevor er seinen Satz vollenden konnte, fühlte er wie einen Hauch Franziska’s Stimme in seinem Ohr: „Nicht schenken! Bitte, nicht schenken!“ Und eben so leise, aber wie in Angst, fühlte er seinen Arm von ihr umklammert.

Er besann sich; er hatte sie sofort verstanden.

„Meister,“ begann er wieder; „ich werde Ihnen das Geld leihen; Sie können es sofort erhalten und brauchen mir nur einen Schuldschein auszustellen.

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[44/0048] Handwerker, seine Augen trotzig auf die Seite wendend. „Nun denn, wenn Sie es selbst nicht sagen wollen, – der Bäckermeister hat eine Hypothek auf Ihrem Hause; ich weiß, Sie werden jetzt von ihm gedrängt!“ Richard athmete auf. „Ist dem so?“ fragte er. Der Mann mußte es bejahen. „Und wie hoch beläuft sich Ihre Schuld?“ Es wurde eine Summe angegeben, die für die Verhältnisse eines kleinen Handwerkers immerhin beträchtlich war. „Nun, Meister,“ erwiderte Richard rasch; aber bevor er seinen Satz vollenden konnte, fühlte er wie einen Hauch Franziska’s Stimme in seinem Ohr: „Nicht schenken! Bitte, nicht schenken!“ Und eben so leise, aber wie in Angst, fühlte er seinen Arm von ihr umklammert. Er besann sich; er hatte sie sofort verstanden. „Meister,“ begann er wieder; „ich werde Ihnen das Geld leihen; Sie können es sofort erhalten und brauchen mir nur einen Schuldschein auszustellen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/48>, abgerufen am 28.03.2024.