Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Mädchen hatte während dieser Verhandlung laut- und regungslos am Fenster gestanden. Als Richard jetzt den Kopf zurückwandte, sah er ihre großen grauen Augen weit geöffnet; angstvoll, in flehender Hingebung, alles Sträuben von sich werfend, blickte sie ihn an.

"Franziska!" murmelte er. Einen Augenblick war es todtenstill im Zimmer.

Dann wandte er sich wieder an den Vormund; sein Herz schlug ihm, daß er nur in Absätzen die Worte hervorbrachte. "Sie verschweigen mir den wahren Grund, Meister," sagte er; "erklären Sie sich offen, wir werden schon zusammen fertig werden."

Der Andere erwiderte nur: "Ich habe nichts weiter zu erklären."

Franziska, die mit vorgebeugtem Kopf und offenem Munde den Beiden zugehört hatte, war hinter des Doctors Stuhl getreten. "Soll ich den Grund sagen, Vormund?" fragte sie jetzt; und aus ihrer Stimme klang wieder jener schneidende Ton, der wie ein verborgenes Messer daraus hervorschoß.

"Sagen Sie, was Sie wollen," erwiderte der

Das Mädchen hatte während dieser Verhandlung laut- und regungslos am Fenster gestanden. Als Richard jetzt den Kopf zurückwandte, sah er ihre großen grauen Augen weit geöffnet; angstvoll, in flehender Hingebung, alles Sträuben von sich werfend, blickte sie ihn an.

„Franziska!“ murmelte er. Einen Augenblick war es todtenstill im Zimmer.

Dann wandte er sich wieder an den Vormund; sein Herz schlug ihm, daß er nur in Absätzen die Worte hervorbrachte. „Sie verschweigen mir den wahren Grund, Meister,“ sagte er; „erklären Sie sich offen, wir werden schon zusammen fertig werden.“

Der Andere erwiderte nur: „Ich habe nichts weiter zu erklären.“

Franziska, die mit vorgebeugtem Kopf und offenem Munde den Beiden zugehört hatte, war hinter des Doctors Stuhl getreten. „Soll ich den Grund sagen, Vormund?“ fragte sie jetzt; und aus ihrer Stimme klang wieder jener schneidende Ton, der wie ein verborgenes Messer daraus hervorschoß.

„Sagen Sie, was Sie wollen,“ erwiderte der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="43"/>
        <p>Das Mädchen hatte während dieser Verhandlung laut- und regungslos am Fenster gestanden. Als Richard jetzt den Kopf zurückwandte, sah er ihre großen grauen Augen weit geöffnet; angstvoll, in flehender Hingebung, alles Sträuben von sich werfend, blickte sie ihn an.</p>
        <p>&#x201E;Franziska!&#x201C; murmelte er. Einen Augenblick war es todtenstill im Zimmer.</p>
        <p>Dann wandte er sich wieder an den Vormund; sein Herz schlug ihm, daß er nur in Absätzen die Worte hervorbrachte. &#x201E;Sie verschweigen mir den wahren Grund, Meister,&#x201C; sagte er; &#x201E;erklären Sie sich offen, wir werden schon zusammen fertig werden.&#x201C;</p>
        <p>Der Andere erwiderte nur: &#x201E;Ich habe nichts weiter zu erklären.&#x201C;</p>
        <p>Franziska, die mit vorgebeugtem Kopf und offenem Munde den Beiden zugehört hatte, war hinter des Doctors Stuhl getreten. &#x201E;Soll ich den Grund sagen, Vormund?&#x201C; fragte sie jetzt; und aus ihrer Stimme klang wieder jener schneidende Ton, der wie ein verborgenes Messer daraus hervorschoß.</p>
        <p>&#x201E;Sagen Sie, was Sie wollen,&#x201C; erwiderte der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0047] Das Mädchen hatte während dieser Verhandlung laut- und regungslos am Fenster gestanden. Als Richard jetzt den Kopf zurückwandte, sah er ihre großen grauen Augen weit geöffnet; angstvoll, in flehender Hingebung, alles Sträuben von sich werfend, blickte sie ihn an. „Franziska!“ murmelte er. Einen Augenblick war es todtenstill im Zimmer. Dann wandte er sich wieder an den Vormund; sein Herz schlug ihm, daß er nur in Absätzen die Worte hervorbrachte. „Sie verschweigen mir den wahren Grund, Meister,“ sagte er; „erklären Sie sich offen, wir werden schon zusammen fertig werden.“ Der Andere erwiderte nur: „Ich habe nichts weiter zu erklären.“ Franziska, die mit vorgebeugtem Kopf und offenem Munde den Beiden zugehört hatte, war hinter des Doctors Stuhl getreten. „Soll ich den Grund sagen, Vormund?“ fragte sie jetzt; und aus ihrer Stimme klang wieder jener schneidende Ton, der wie ein verborgenes Messer daraus hervorschoß. „Sagen Sie, was Sie wollen,“ erwiderte der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource (Waldwinkel, Pole Poppenspäler).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/47
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/47>, abgerufen am 23.11.2024.