Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.-- "O, eigentlich nichts; es sind mir nur zu "Aber Du siehst so traurig aus!" Sie schüttelte den Kopf; dann sprachen sie Da stieg es über ihr Schweigen wie Eifersucht Gegenüber am Tische saß die Frau Pastorin; Aber das Blut kehrte schon zurück in Elke's Der kluge Friese besann sich doch noch ein — „O, eigentlich nichts; es ſind mir nur zu „Aber Du ſiehſt ſo traurig aus!” Sie ſchüttelte den Kopf; dann ſprachen ſie Da ſtieg es über ihr Schweigen wie Eiferſucht Gegenüber am Tiſche ſaß die Frau Paſtorin; Aber das Blut kehrte ſchon zurück in Elke's Der kluge Frieſe beſann ſich doch noch ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0098" n="86"/> <p>— „O, eigentlich nichts; es ſind mir nur zu<lb/> viele Menſchen hier.”</p><lb/> <p>„Aber Du ſiehſt ſo traurig aus!”</p><lb/> <p>Sie ſchüttelte den Kopf; dann ſprachen ſie<lb/> wieder nicht.</p><lb/> <p>Da ſtieg es über ihr Schweigen wie Eiferſucht<lb/> in ihm auf, und heimlich unter dem überhängenden<lb/> Tiſchtuch ergriff er ihre Hand; aber ſie zuckte<lb/> nicht, ſie ſchloß ſich wie vertrauensvoll um ſeine.<lb/> Hatte ein Gefühl der Verlaſſenheit ſie befallen, da<lb/> ihre Augen täglich auf der hinfälligen Geſtalt des<lb/> Vaters haften mußten? — Hauke dachte nicht daran,<lb/> ſich ſo zu fragen; aber ihm ſtand der Athem ſtill,<lb/> als er jetzt ſeinen Goldring aus der Taſche zog.<lb/> „Läßt Du ihn ſitzen?” frug er zitternd, während er<lb/> den Ring auf den Goldfinger der ſchmalen Hand ſchob.</p><lb/> <p>Gegenüber am Tiſche ſaß die Frau Paſtorin;<lb/> ſie legte plötzlich ihre Gabel hin und wandte ſich<lb/> zu ihrem Nachbar: „Mein Gott, das Mädchen!”<lb/> rief ſie; „ſie wird ja todtenblaß!”</p><lb/> <p>Aber das Blut kehrte ſchon zurück in Elke's<lb/> Antlitz. „Kannſt Du warten, Hauke?” frug ſie leiſe.</p><lb/> <p>Der kluge Frieſe beſann ſich doch noch ein<lb/> paar Augenblicke. „Auf was?” ſagte er dann.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [86/0098]
— „O, eigentlich nichts; es ſind mir nur zu
viele Menſchen hier.”
„Aber Du ſiehſt ſo traurig aus!”
Sie ſchüttelte den Kopf; dann ſprachen ſie
wieder nicht.
Da ſtieg es über ihr Schweigen wie Eiferſucht
in ihm auf, und heimlich unter dem überhängenden
Tiſchtuch ergriff er ihre Hand; aber ſie zuckte
nicht, ſie ſchloß ſich wie vertrauensvoll um ſeine.
Hatte ein Gefühl der Verlaſſenheit ſie befallen, da
ihre Augen täglich auf der hinfälligen Geſtalt des
Vaters haften mußten? — Hauke dachte nicht daran,
ſich ſo zu fragen; aber ihm ſtand der Athem ſtill,
als er jetzt ſeinen Goldring aus der Taſche zog.
„Läßt Du ihn ſitzen?” frug er zitternd, während er
den Ring auf den Goldfinger der ſchmalen Hand ſchob.
Gegenüber am Tiſche ſaß die Frau Paſtorin;
ſie legte plötzlich ihre Gabel hin und wandte ſich
zu ihrem Nachbar: „Mein Gott, das Mädchen!”
rief ſie; „ſie wird ja todtenblaß!”
Aber das Blut kehrte ſchon zurück in Elke's
Antlitz. „Kannſt Du warten, Hauke?” frug ſie leiſe.
Der kluge Frieſe beſann ſich doch noch ein
paar Augenblicke. „Auf was?” ſagte er dann.
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/98>, abgerufen am 16.02.2025. |