"Ja, Deichgraf; aber laßt Euch das nicht kränken," entgegnete der Andere, "denn im dritten Gliede soll der Familienverstand ja verschleißen; Euer Großvater, das wissen wir noch Alle, war Einer, der das Land geschützt hat!"
Der Deichgraf, nach einigem Besinnen, sah schier verdutzt aus: "Wie meint Ihr das, Tede Haien?" sagte er, und setzte sich in seinem Lehn- stuhl auf; "ich bin ja doch im dritten Gliede!"
"Ja so! Nicht für ungut, Deichgraf; es geht nur so die Rede!" Und der hagere Tede Haien sah den alten Würdenträger mit etwas boshaften Augen an.
Der aber sprach unbekümmert: "Ihr müßt Euch von alten Weibern dergleichen Thorheit nicht aufschwatzen lassen, Tede Haien; Ihr kennt nur meine Tochter nicht, die rechnet mich selber drei- mal um und um! Ich wollt' nur sagen, Euer Hauke wird außer im Felde auch hier in meiner Stube mit Feder oder Rechenstift so Manches profitiren können, was ihm nicht schaden wird!"
"Ja, ja, Deichgraf, das wird er; da habt Ihr völlig Recht!" sagte der alte Haien und begann dann noch einige Vergünstigungen bei dem Mieth-
„Ja, Deichgraf; aber laßt Euch das nicht kränken,” entgegnete der Andere, „denn im dritten Gliede ſoll der Familienverſtand ja verſchleißen; Euer Großvater, das wiſſen wir noch Alle, war Einer, der das Land geſchützt hat!”
Der Deichgraf, nach einigem Beſinnen, ſah ſchier verdutzt aus: „Wie meint Ihr das, Tede Haien?” ſagte er, und ſetzte ſich in ſeinem Lehn- ſtuhl auf; „ich bin ja doch im dritten Gliede!”
„Ja ſo! Nicht für ungut, Deichgraf; es geht nur ſo die Rede!” Und der hagere Tede Haien ſah den alten Würdenträger mit etwas boshaften Augen an.
Der aber ſprach unbekümmert: „Ihr müßt Euch von alten Weibern dergleichen Thorheit nicht aufſchwatzen laſſen, Tede Haien; Ihr kennt nur meine Tochter nicht, die rechnet mich ſelber drei- mal um und um! Ich wollt' nur ſagen, Euer Hauke wird außer im Felde auch hier in meiner Stube mit Feder oder Rechenſtift ſo Manches profitiren können, was ihm nicht ſchaden wird!”
„Ja, ja, Deichgraf, das wird er; da habt Ihr völlig Recht!” ſagte der alte Haien und begann dann noch einige Vergünſtigungen bei dem Mieth-
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„Ja, Deichgraf; aber laßt Euch das nicht
kränken,” entgegnete der Andere, „denn im dritten
Gliede ſoll der Familienverſtand ja verſchleißen;
Euer Großvater, das wiſſen wir noch Alle, war
Einer, der das Land geſchützt hat!”
Der Deichgraf, nach einigem Beſinnen, ſah
ſchier verdutzt aus: „Wie meint Ihr das, Tede
Haien?” ſagte er, und ſetzte ſich in ſeinem Lehn-
ſtuhl auf; „ich bin ja doch im dritten Gliede!”
„Ja ſo! Nicht für ungut, Deichgraf; es geht
nur ſo die Rede!” Und der hagere Tede Haien
ſah den alten Würdenträger mit etwas boshaften
Augen an.
Der aber ſprach unbekümmert: „Ihr müßt
Euch von alten Weibern dergleichen Thorheit nicht
aufſchwatzen laſſen, Tede Haien; Ihr kennt nur
meine Tochter nicht, die rechnet mich ſelber drei-
mal um und um! Ich wollt' nur ſagen, Euer
Hauke wird außer im Felde auch hier in meiner
Stube mit Feder oder Rechenſtift ſo Manches
profitiren können, was ihm nicht ſchaden wird!”
„Ja, ja, Deichgraf, das wird er; da habt Ihr
völlig Recht!” ſagte der alte Haien und begann
dann noch einige Vergünſtigungen bei dem Mieth-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/52>, abgerufen am 24.07.2024.
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