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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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Wiehern wie ein Lustschrei aus der Kehle; es flog
mit ihm davon, die Werfte hinab auf den Weg
und dann dem Deiche zu; doch der Reiter saß
fest, und als sie oben waren, ging es ruhiger,
leicht, wie tanzend, und warf den Kopf dem
Meere zu. Er klopfte und streichelte ihm den
blanken Hals; aber es bedurfte dieser Liebkosung
schon nicht mehr; das Pferd schien völlig eins
mit seinem Reiter, und, nachdem er eine Strecke
nordwärts den Deich hinausgeritten war, wandte
er es leicht und gelangte wieder an die Hofstatt.

Die Knechte standen unten an der Auffahrt
und warteten der Rückkunft ihres Wirthes. "So,
John," rief dieser, indem er von seinem Pferde
sprang, "nun reite Du es in die Fenne zu den
andern; es trägt Dich wie in einer Wiege!"

Der Schimmel schüttelte den Kopf und wieherte
laut in die sonnige Marschlandschaft hinaus,
während ihm der Knecht den Sattel abschnallte,
und der Junge damit zur Geschirrkammer lief;
dann legte er den Kopf auf seines Herrn Schulter
und duldete behaglich dessen Liebkosung. Als aber
der Knecht sich jetzt auf seinen Rücken schwingen
wollte, sprang er mit einem jähen Satz zur Seite

Theodor Storm, Der Schimmelreiter. 9

Wiehern wie ein Luſtſchrei aus der Kehle; es flog
mit ihm davon, die Werfte hinab auf den Weg
und dann dem Deiche zu; doch der Reiter ſaß
feſt, und als ſie oben waren, ging es ruhiger,
leicht, wie tanzend, und warf den Kopf dem
Meere zu. Er klopfte und ſtreichelte ihm den
blanken Hals; aber es bedurfte dieſer Liebkoſung
ſchon nicht mehr; das Pferd ſchien völlig eins
mit ſeinem Reiter, und, nachdem er eine Strecke
nordwärts den Deich hinausgeritten war, wandte
er es leicht und gelangte wieder an die Hofſtatt.

Die Knechte ſtanden unten an der Auffahrt
und warteten der Rückkunft ihres Wirthes. „So,
John,” rief dieſer, indem er von ſeinem Pferde
ſprang, „nun reite Du es in die Fenne zu den
andern; es trägt Dich wie in einer Wiege!”

Der Schimmel ſchüttelte den Kopf und wieherte
laut in die ſonnige Marſchlandſchaft hinaus,
während ihm der Knecht den Sattel abſchnallte,
und der Junge damit zur Geſchirrkammer lief;
dann legte er den Kopf auf ſeines Herrn Schulter
und duldete behaglich deſſen Liebkoſung. Als aber
der Knecht ſich jetzt auf ſeinen Rücken ſchwingen
wollte, ſprang er mit einem jähen Satz zur Seite

Theodor Storm, Der Schimmelreiter. 9
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[129/0141] Wiehern wie ein Luſtſchrei aus der Kehle; es flog mit ihm davon, die Werfte hinab auf den Weg und dann dem Deiche zu; doch der Reiter ſaß feſt, und als ſie oben waren, ging es ruhiger, leicht, wie tanzend, und warf den Kopf dem Meere zu. Er klopfte und ſtreichelte ihm den blanken Hals; aber es bedurfte dieſer Liebkoſung ſchon nicht mehr; das Pferd ſchien völlig eins mit ſeinem Reiter, und, nachdem er eine Strecke nordwärts den Deich hinausgeritten war, wandte er es leicht und gelangte wieder an die Hofſtatt. Die Knechte ſtanden unten an der Auffahrt und warteten der Rückkunft ihres Wirthes. „So, John,” rief dieſer, indem er von ſeinem Pferde ſprang, „nun reite Du es in die Fenne zu den andern; es trägt Dich wie in einer Wiege!” Der Schimmel ſchüttelte den Kopf und wieherte laut in die ſonnige Marſchlandſchaft hinaus, während ihm der Knecht den Sattel abſchnallte, und der Junge damit zur Geſchirrkammer lief; dann legte er den Kopf auf ſeines Herrn Schulter und duldete behaglich deſſen Liebkoſung. Als aber der Knecht ſich jetzt auf ſeinen Rücken ſchwingen wollte, ſprang er mit einem jähen Satz zur Seite Theodor Storm, Der Schimmelreiter. 9

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/141>, abgerufen am 25.11.2024.