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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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herab; ihre dunklen Augen blickten erschreckt zu ihm hinüber.

"Du bist es, Dagmar?" sprach er; er hatte vielleicht in Jahresfrist kein Wort an sie verloren. Sie aber, da sie seine Stimme hörte, war an seinen Hals geflogen und drückte weinend den Kopf an seine Brust.

Der starke Mann bebte und fragte mild. "Was willst Du denn, mein Kind?"

Da sprach auch sie, doch ohne aufzusehen. "Erbarmen, Vater!"

Er aber hob die Faust gen Himmel und rief: "Fand ich Erbarmen? - Die Hände hab' ich im Gebet zerrungen! Gott hat geschwiegen, und so thu' ich's auch."

Da hob das kleine dunkle Haupt sich zu ihm auf, und aus den Kinderaugen drang so gramvoll süße Bitte, daß er verstummte und den zarten Leib, als müsse er ihn zermalmen, mit beiden Armen an sich preßte. "Mein Kind! ... Du lebst! ... Du lebst!" und seine Augen tranken den Jugendglanz der ihren. "O, doch ein Glück ans Erden - Gott sei mir gnädig!"

Das arme Weib lag noch auf ihren Knien und hatte wortlos diesem Vorgang zugeschaut; jetzt streckte eine Hand sich gegen sie: "Bist Du noch hier, Weib?"

herab; ihre dunklen Augen blickten erschreckt zu ihm hinüber.

„Du bist es, Dagmar?“ sprach er; er hatte vielleicht in Jahresfrist kein Wort an sie verloren. Sie aber, da sie seine Stimme hörte, war an seinen Hals geflogen und drückte weinend den Kopf an seine Brust.

Der starke Mann bebte und fragte mild. „Was willst Du denn, mein Kind?“

Da sprach auch sie, doch ohne aufzusehen. „Erbarmen, Vater!“

Er aber hob die Faust gen Himmel und rief: „Fand ich Erbarmen? – Die Hände hab’ ich im Gebet zerrungen! Gott hat geschwiegen, und so thu’ ich’s auch.“

Da hob das kleine dunkle Haupt sich zu ihm auf, und aus den Kinderaugen drang so gramvoll süße Bitte, daß er verstummte und den zarten Leib, als müsse er ihn zermalmen, mit beiden Armen an sich preßte. „Mein Kind! … Du lebst! … Du lebst!“ und seine Augen tranken den Jugendglanz der ihren. „O, doch ein Glück ans Erden – Gott sei mir gnädig!“

Das arme Weib lag noch auf ihren Knien und hatte wortlos diesem Vorgang zugeschaut; jetzt streckte eine Hand sich gegen sie: „Bist Du noch hier, Weib?“

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[134/0138] herab; ihre dunklen Augen blickten erschreckt zu ihm hinüber. „Du bist es, Dagmar?“ sprach er; er hatte vielleicht in Jahresfrist kein Wort an sie verloren. Sie aber, da sie seine Stimme hörte, war an seinen Hals geflogen und drückte weinend den Kopf an seine Brust. Der starke Mann bebte und fragte mild. „Was willst Du denn, mein Kind?“ Da sprach auch sie, doch ohne aufzusehen. „Erbarmen, Vater!“ Er aber hob die Faust gen Himmel und rief: „Fand ich Erbarmen? – Die Hände hab’ ich im Gebet zerrungen! Gott hat geschwiegen, und so thu’ ich’s auch.“ Da hob das kleine dunkle Haupt sich zu ihm auf, und aus den Kinderaugen drang so gramvoll süße Bitte, daß er verstummte und den zarten Leib, als müsse er ihn zermalmen, mit beiden Armen an sich preßte. „Mein Kind! … Du lebst! … Du lebst!“ und seine Augen tranken den Jugendglanz der ihren. „O, doch ein Glück ans Erden – Gott sei mir gnädig!“ Das arme Weib lag noch auf ihren Knien und hatte wortlos diesem Vorgang zugeschaut; jetzt streckte eine Hand sich gegen sie: „Bist Du noch hier, Weib?“

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/138>, abgerufen am 22.11.2024.