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Storm, Theodor: Eine Malerarbeit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 257–304. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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-maat geprügelt, wenn ich mit solchen Gliedmaßen auf die Welt gekommen wäre?

Als ich aus der Tiefe dieser Schlußfolgerungen auftauchte, sah ich das Weib schon wieder ruhig plaudernd bei einer Nachbarin stehen; und auch der Alte saß wieder, seine Pfeife schmauchend, neben mir. Was simuliret Ihr denn, Herr Brunken? sagte er, als ich mit der Hand mir die Gedanken aus den Augen wischte.

Ich simulire, erwiderte ich, Vater Werner, man soll sein Leben aus dem Holze schnitzen, das man hat.

Da habt Ihr wacker Recht, sagte der Alte und nickte dazu ein paar Mal derb mit seinem harten Kopfe. -- Und siehst du, Arnold, so schloß Freund Brunken seine Erzählung, diese gute Lehre, die ich zuletzt noch auf den Weg bekam, habe ich festgehalten; ich würde mich jetzt ohne Gefahr sogar den schönen Augen deines Mühmchens aussetzen können.

Vielleicht um so mehr, versetzte ich, wenn du erfährst, daß sie inzwischen deinen Freund, den Assessor, geheirathet hat.

Er stutzte doch einen Augenblick. Ich lasse ihr Glück wünschen, sagte er dann, mögen sie es nie vermissen! Denn, nichts für ungut, dein Herr Vetter gehört denn doch zu jener Sorte -- nun, wir kennen sie sattsam; verderben wir uns die gute Stunde nicht!

Ich lachte.

Gehen wir lieber einmal in meine Werkstatt, die

-maat geprügelt, wenn ich mit solchen Gliedmaßen auf die Welt gekommen wäre?

Als ich aus der Tiefe dieser Schlußfolgerungen auftauchte, sah ich das Weib schon wieder ruhig plaudernd bei einer Nachbarin stehen; und auch der Alte saß wieder, seine Pfeife schmauchend, neben mir. Was simuliret Ihr denn, Herr Brunken? sagte er, als ich mit der Hand mir die Gedanken aus den Augen wischte.

Ich simulire, erwiderte ich, Vater Werner, man soll sein Leben aus dem Holze schnitzen, das man hat.

Da habt Ihr wacker Recht, sagte der Alte und nickte dazu ein paar Mal derb mit seinem harten Kopfe. — Und siehst du, Arnold, so schloß Freund Brunken seine Erzählung, diese gute Lehre, die ich zuletzt noch auf den Weg bekam, habe ich festgehalten; ich würde mich jetzt ohne Gefahr sogar den schönen Augen deines Mühmchens aussetzen können.

Vielleicht um so mehr, versetzte ich, wenn du erfährst, daß sie inzwischen deinen Freund, den Assessor, geheirathet hat.

Er stutzte doch einen Augenblick. Ich lasse ihr Glück wünschen, sagte er dann, mögen sie es nie vermissen! Denn, nichts für ungut, dein Herr Vetter gehört denn doch zu jener Sorte — nun, wir kennen sie sattsam; verderben wir uns die gute Stunde nicht!

Ich lachte.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:17:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:17:45Z)

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Eine Malerarbeit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 257–304. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_malerarbeit_1910/50>, abgerufen am 20.04.2024.