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Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.

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sie hinweg öffnete sich eine weite, sonnige Landschaft.
Tief unten lag der See, ruhig, dunkelblau, fast rings¬
um von grünen, sonnbeschienenen Wäldern umgeben,
nur an einer Stelle traten sie auseinander und ge¬
währten eine tiefe Fernsicht, bis auch diese durch blaue
Berge geschlossen wurde. Quer gegenüber, mitten
in dem grünen Laub der Wälder, lag es wie Schnee
darüber her; das waren blühende Obstbäume, und
daraus hervor auf dem hohen Ufer erhob sich das
Herrenhaus, weiß mit rothen Ziegeln. Ein Storch
flog vom Schornstein auf und kreiste langsam über
dem Wasser. -- Immensee! rief der Wanderer. Es
war fast, als hätte er jetzt das Ziel seiner Reise erreicht;
denn er stand unbeweglich, und sah über die Gipfel
der Bäume zu seinen Füßen hinüber ans andre Ufer,
wo das Spiegelbild des Herrenhauses leise schaukelnd
auf dem Wasser schwamm. Dann setzte er plötzlich
seinen Weg fort.

Es ging jetzt fast steil den Berg hinab, so daß die
untenstehenden Bäume wieder Schatten gewährten,
zugleich aber die Aussicht auf den See verdeckten, der
nur zuweilen zwischen den Lücken der Zweige hin¬
durchblitzte. Bald ging es wieder sanft empor, und

ſie hinweg öffnete ſich eine weite, ſonnige Landſchaft.
Tief unten lag der See, ruhig, dunkelblau, faſt rings¬
um von grünen, ſonnbeſchienenen Wäldern umgeben,
nur an einer Stelle traten ſie auseinander und ge¬
währten eine tiefe Fernſicht, bis auch dieſe durch blaue
Berge geſchloſſen wurde. Quer gegenüber, mitten
in dem grünen Laub der Wälder, lag es wie Schnee
darüber her; das waren blühende Obſtbäume, und
daraus hervor auf dem hohen Ufer erhob ſich das
Herrenhaus, weiß mit rothen Ziegeln. Ein Storch
flog vom Schornſtein auf und kreiſte langſam über
dem Waſſer. — Immenſee! rief der Wanderer. Es
war faſt, als hätte er jetzt das Ziel ſeiner Reiſe erreicht;
denn er ſtand unbeweglich, und ſah über die Gipfel
der Bäume zu ſeinen Füßen hinüber ans andre Ufer,
wo das Spiegelbild des Herrenhauſes leiſe ſchaukelnd
auf dem Waſſer ſchwamm. Dann ſetzte er plötzlich
ſeinen Weg fort.

Es ging jetzt faſt ſteil den Berg hinab, ſo daß die
untenſtehenden Bäume wieder Schatten gewährten,
zugleich aber die Ausſicht auf den See verdeckten, der
nur zuweilen zwiſchen den Lücken der Zweige hin¬
durchblitzte. Bald ging es wieder ſanft empor, und

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[39/0045] ſie hinweg öffnete ſich eine weite, ſonnige Landſchaft. Tief unten lag der See, ruhig, dunkelblau, faſt rings¬ um von grünen, ſonnbeſchienenen Wäldern umgeben, nur an einer Stelle traten ſie auseinander und ge¬ währten eine tiefe Fernſicht, bis auch dieſe durch blaue Berge geſchloſſen wurde. Quer gegenüber, mitten in dem grünen Laub der Wälder, lag es wie Schnee darüber her; das waren blühende Obſtbäume, und daraus hervor auf dem hohen Ufer erhob ſich das Herrenhaus, weiß mit rothen Ziegeln. Ein Storch flog vom Schornſtein auf und kreiſte langſam über dem Waſſer. — Immenſee! rief der Wanderer. Es war faſt, als hätte er jetzt das Ziel ſeiner Reiſe erreicht; denn er ſtand unbeweglich, und ſah über die Gipfel der Bäume zu ſeinen Füßen hinüber ans andre Ufer, wo das Spiegelbild des Herrenhauſes leiſe ſchaukelnd auf dem Waſſer ſchwamm. Dann ſetzte er plötzlich ſeinen Weg fort. Es ging jetzt faſt ſteil den Berg hinab, ſo daß die untenſtehenden Bäume wieder Schatten gewährten, zugleich aber die Ausſicht auf den See verdeckten, der nur zuweilen zwiſchen den Lücken der Zweige hin¬ durchblitzte. Bald ging es wieder ſanft empor, und

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_immensee_1852/45>, abgerufen am 24.11.2024.