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Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.

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Giebelhause still, sah noch einmal in die Stadt hin¬
aus, und trat dann in die Hausdiele. Bei dem Schall
der Thürglocke wurde drinnen in der Stube von einem
Guckfenster, welches nach der Diele hinausging, der
grüne Vorhang weggeschoben und das Gesicht einer
alten Frau dahinter sichtbar. Der Mann winkte ihr
mit seinem Rohrstock. Noch kein Licht! sagte er in
einem etwas südlichen Accent; und die Haushälterin
ließ den Vorhang wieder fallen. Der Alte ging nun
über die weite Hausdiele, durch einen Pesel, wo große
Eichschränke mit Porzellanvasen an den Wänden stan¬
den; durch die gegenüberstehende Thür trat er in einen
kleinen Flur, von wo aus eine enge Treppe zu den
obern Zimmern des Hinterhauses führte. Er stieg
sie langsam hinauf, schloß oben eine Thür auf, und
trat dann in ein mäßig großes Zimmer. Hier war
es heimlich und still; die eine Wand war fast mit
Repositorien und Bücherschränken bedeckt; an der
andern hingen Bilder von Menschen und Gegenden;
vor einem Tisch mit grüner Decke, auf dem einzelne
aufgeschlagene Bücher umherlagen, stand ein schwer¬
fälliger Lehnstuhl mit rothem Sammetkissen. -- Nach¬
dem der Alte Hut und Stock in die Ecke gestellt hatte,

Giebelhauſe ſtill, ſah noch einmal in die Stadt hin¬
aus, und trat dann in die Hausdiele. Bei dem Schall
der Thürglocke wurde drinnen in der Stube von einem
Guckfenſter, welches nach der Diele hinausging, der
grüne Vorhang weggeſchoben und das Geſicht einer
alten Frau dahinter ſichtbar. Der Mann winkte ihr
mit ſeinem Rohrſtock. Noch kein Licht! ſagte er in
einem etwas ſüdlichen Accent; und die Haushälterin
ließ den Vorhang wieder fallen. Der Alte ging nun
über die weite Hausdiele, durch einen Peſel, wo große
Eichſchränke mit Porzellanvaſen an den Wänden ſtan¬
den; durch die gegenüberſtehende Thür trat er in einen
kleinen Flur, von wo aus eine enge Treppe zu den
obern Zimmern des Hinterhauſes führte. Er ſtieg
ſie langſam hinauf, ſchloß oben eine Thür auf, und
trat dann in ein mäßig großes Zimmer. Hier war
es heimlich und ſtill; die eine Wand war faſt mit
Repoſitorien und Bücherſchränken bedeckt; an der
andern hingen Bilder von Menſchen und Gegenden;
vor einem Tiſch mit grüner Decke, auf dem einzelne
aufgeſchlagene Bücher umherlagen, ſtand ein ſchwer¬
fälliger Lehnſtuhl mit rothem Sammetkiſſen. — Nach¬
dem der Alte Hut und Stock in die Ecke geſtellt hatte,

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[6/0012] Giebelhauſe ſtill, ſah noch einmal in die Stadt hin¬ aus, und trat dann in die Hausdiele. Bei dem Schall der Thürglocke wurde drinnen in der Stube von einem Guckfenſter, welches nach der Diele hinausging, der grüne Vorhang weggeſchoben und das Geſicht einer alten Frau dahinter ſichtbar. Der Mann winkte ihr mit ſeinem Rohrſtock. Noch kein Licht! ſagte er in einem etwas ſüdlichen Accent; und die Haushälterin ließ den Vorhang wieder fallen. Der Alte ging nun über die weite Hausdiele, durch einen Peſel, wo große Eichſchränke mit Porzellanvaſen an den Wänden ſtan¬ den; durch die gegenüberſtehende Thür trat er in einen kleinen Flur, von wo aus eine enge Treppe zu den obern Zimmern des Hinterhauſes führte. Er ſtieg ſie langſam hinauf, ſchloß oben eine Thür auf, und trat dann in ein mäßig großes Zimmer. Hier war es heimlich und ſtill; die eine Wand war faſt mit Repoſitorien und Bücherſchränken bedeckt; an der andern hingen Bilder von Menſchen und Gegenden; vor einem Tiſch mit grüner Decke, auf dem einzelne aufgeſchlagene Bücher umherlagen, ſtand ein ſchwer¬ fälliger Lehnſtuhl mit rothem Sammetkiſſen. — Nach¬ dem der Alte Hut und Stock in die Ecke geſtellt hatte,

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_immensee_1852/12>, abgerufen am 25.11.2024.