Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Ich floh nicht mehr; ich fesselte das Grauen, Und faßte mühsam meines Auges Kraft; Dann überkam vorahnend mich Vertrauen Zu dem, der meine Sinne hielt in Haft. Und als ich fest den Blick zurückgegeben, Lag plötzlich tief zu Füßen mir die Welt; Ich sah mich hoch und frei ob allem Leben An deiner Hand, furchtbarer Fürst, gestellt. Den Dampf der Erde sah empor ich streben, Und ballen sich zu Mensch- und Thiergestalt; Sah es sich schütteln, tasten, sah es leben, Und taumeln dann, und schwinden alsobald. Im fahlen Schein im Abgrund sah ich's liegen,
Und sah sich's regen in der Städte Rauch; Ich sah es wimmeln, hasten, sich bekriegen, Und sah mich selbst bei den Gestalten auch. Ich floh nicht mehr; ich feſſelte das Grauen, Und faßte mühſam meines Auges Kraft; Dann überkam vorahnend mich Vertrauen Zu dem, der meine Sinne hielt in Haft. Und als ich feſt den Blick zurückgegeben, Lag plötzlich tief zu Füßen mir die Welt; Ich ſah mich hoch und frei ob allem Leben An deiner Hand, furchtbarer Fürſt, geſtellt. Den Dampf der Erde ſah empor ich ſtreben, Und ballen ſich zu Menſch- und Thiergeſtalt; Sah es ſich ſchütteln, taſten, ſah es leben, Und taumeln dann, und ſchwinden alſobald. Im fahlen Schein im Abgrund ſah ich's liegen,
Und ſah ſich's regen in der Städte Rauch; Ich ſah es wimmeln, haſten, ſich bekriegen, Und ſah mich ſelbſt bei den Geſtalten auch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0167" n="157"/> <lg n="7"> <l>Ich floh nicht mehr; ich feſſelte das Grauen,</l><lb/> <l>Und faßte mühſam meines Auges Kraft;</l><lb/> <l>Dann überkam vorahnend mich Vertrauen</l><lb/> <l>Zu dem, der meine Sinne hielt in Haft.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Und als ich feſt den Blick zurückgegeben,</l><lb/> <l>Lag plötzlich tief zu Füßen mir die Welt;</l><lb/> <l>Ich ſah mich hoch und frei ob allem Leben</l><lb/> <l>An deiner Hand, furchtbarer Fürſt, geſtellt.</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Den Dampf der Erde ſah empor ich ſtreben,</l><lb/> <l>Und ballen ſich zu Menſch- und Thiergeſtalt;</l><lb/> <l>Sah es ſich ſchütteln, taſten, ſah es leben,</l><lb/> <l>Und taumeln dann, und ſchwinden alſobald.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Im fahlen Schein im Abgrund ſah ich's liegen,</l><lb/> <l>Und ſah ſich's regen in der Städte Rauch;</l><lb/> <l>Ich ſah es wimmeln, haſten, ſich bekriegen,</l><lb/> <l>Und ſah mich ſelbſt bei den Geſtalten auch.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0167]
Ich floh nicht mehr; ich feſſelte das Grauen,
Und faßte mühſam meines Auges Kraft;
Dann überkam vorahnend mich Vertrauen
Zu dem, der meine Sinne hielt in Haft.
Und als ich feſt den Blick zurückgegeben,
Lag plötzlich tief zu Füßen mir die Welt;
Ich ſah mich hoch und frei ob allem Leben
An deiner Hand, furchtbarer Fürſt, geſtellt.
Den Dampf der Erde ſah empor ich ſtreben,
Und ballen ſich zu Menſch- und Thiergeſtalt;
Sah es ſich ſchütteln, taſten, ſah es leben,
Und taumeln dann, und ſchwinden alſobald.
Im fahlen Schein im Abgrund ſah ich's liegen,
Und ſah ſich's regen in der Städte Rauch;
Ich ſah es wimmeln, haſten, ſich bekriegen,
Und ſah mich ſelbſt bei den Geſtalten auch.
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