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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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noch irgend ein anderer Mensch auf Erden verhelfen kann."

Das alte Fräulein sah recht dumm zu dem Redenden auf. "So möge er das Brüten lassen!" sagte sie endlich.

"Das kann er nicht."

"Weshalb nicht? Er sieht doch herrisch genug aus."

"Das thut er", entgegnete der Bürgermeister nachdenklich, "er könnte sogar wohl toll darüber werden, vielleicht noch einmal ein Verbrecher; denn das Räthsel heißt: wie find' ich meine verspielte Ehre wieder? - - Er wird es niemals lösen."

"Hm", meinte die Dame, "Herr Bürgermeister, Sie haben allzeit so besondere Gedanken; aber ich denke, wir haben jetzt genug davon; die Laubkränze verbreiten so strengen Duft, und die Lampen qualmen auch, man trägt's noch tagelang in Haar und Kleidern."

Sie gingen alle und überließen die Armen ihrer Lustbarkeit; nur der Bürgermeister zögerte noch ein paar Minuten, da wieder das junge Paar vorübertanzte. Das siebzehnjährige Weib hing mit

noch irgend ein anderer Mensch auf Erden verhelfen kann.“

Das alte Fräulein sah recht dumm zu dem Redenden auf. „So möge er das Brüten lassen!“ sagte sie endlich.

„Das kann er nicht.“

„Weshalb nicht? Er sieht doch herrisch genug aus.“

„Das thut er“, entgegnete der Bürgermeister nachdenklich, „er könnte sogar wohl toll darüber werden, vielleicht noch einmal ein Verbrecher; denn das Räthsel heißt: wie find’ ich meine verspielte Ehre wieder? – – Er wird es niemals lösen.“

„Hm“, meinte die Dame, „Herr Bürgermeister, Sie haben allzeit so besondere Gedanken; aber ich denke, wir haben jetzt genug davon; die Laubkränze verbreiten so strengen Duft, und die Lampen qualmen auch, man trägt’s noch tagelang in Haar und Kleidern.“

Sie gingen alle und überließen die Armen ihrer Lustbarkeit; nur der Bürgermeister zögerte noch ein paar Minuten, da wieder das junge Paar vorübertanzte. Das siebzehnjährige Weib hing mit

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[53/0053] noch irgend ein anderer Mensch auf Erden verhelfen kann.“ Das alte Fräulein sah recht dumm zu dem Redenden auf. „So möge er das Brüten lassen!“ sagte sie endlich. „Das kann er nicht.“ „Weshalb nicht? Er sieht doch herrisch genug aus.“ „Das thut er“, entgegnete der Bürgermeister nachdenklich, „er könnte sogar wohl toll darüber werden, vielleicht noch einmal ein Verbrecher; denn das Räthsel heißt: wie find’ ich meine verspielte Ehre wieder? – – Er wird es niemals lösen.“ „Hm“, meinte die Dame, „Herr Bürgermeister, Sie haben allzeit so besondere Gedanken; aber ich denke, wir haben jetzt genug davon; die Laubkränze verbreiten so strengen Duft, und die Lampen qualmen auch, man trägt’s noch tagelang in Haar und Kleidern.“ Sie gingen alle und überließen die Armen ihrer Lustbarkeit; nur der Bürgermeister zögerte noch ein paar Minuten, da wieder das junge Paar vorübertanzte. Das siebzehnjährige Weib hing mit

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/53>, abgerufen am 25.11.2024.