Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.noch wie jene vornehmen Räuber, denen es weniger um den Gewinn, als um den Sport dabei zu thun war." Aber John mußte des ungeachtet in das Zuchthaus und war vorläufig dann vergessen. Auch sechs Jahre im Zuchthaus vergehen endlich; aber voll hatte er sie absitzen müssen, denn es war in währender Zeit im Lande weder ein König gekrönt, noch einer geboren worden. Als er, wie beim Soldatendienst, mit guten Zeugnissen entlassen war, kam er abermals in unsere Stadt, um sich nach Arbeit umzuthun; aber man wollte den Zuchthäusler nicht; mehr noch war es um den Grimm und Trotz, der jetzt aus seinen dunklen Augen brach. "Der Mensch sieht gefährlich aus," hieß es, "ich möchte in der Nacht ihm nicht allein begegnen!" Endlich war es ihm gelungen. Zur Seite der erwähnten Norderstraße strecken sich nordwärts, wo vor ein paar hundert Jahren der dreibeinige Galgen neben Bürgermeister Luthens Fischteich noch wie jene vornehmen Räuber, denen es weniger um den Gewinn, als um den Sport dabei zu thun war.“ Aber John mußte des ungeachtet in das Zuchthaus und war vorläufig dann vergessen. Auch sechs Jahre im Zuchthaus vergehen endlich; aber voll hatte er sie absitzen müssen, denn es war in währender Zeit im Lande weder ein König gekrönt, noch einer geboren worden. Als er, wie beim Soldatendienst, mit guten Zeugnissen entlassen war, kam er abermals in unsere Stadt, um sich nach Arbeit umzuthun; aber man wollte den Zuchthäusler nicht; mehr noch war es um den Grimm und Trotz, der jetzt aus seinen dunklen Augen brach. „Der Mensch sieht gefährlich aus,“ hieß es, „ich möchte in der Nacht ihm nicht allein begegnen!“ Endlich war es ihm gelungen. Zur Seite der erwähnten Norderstraße strecken sich nordwärts, wo vor ein paar hundert Jahren der dreibeinige Galgen neben Bürgermeister Luthens Fischteich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="41"/> noch wie jene vornehmen Räuber, denen es weniger um den Gewinn, als um den Sport dabei zu thun war.“</p> <p>Aber John mußte des ungeachtet in das Zuchthaus und war vorläufig dann vergessen.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Auch sechs Jahre im Zuchthaus vergehen endlich; aber voll hatte er sie absitzen müssen, denn es war in währender Zeit im Lande weder ein König gekrönt, noch einer geboren worden. Als er, wie beim Soldatendienst, mit guten Zeugnissen entlassen war, kam er abermals in unsere Stadt, um sich nach Arbeit umzuthun; aber man wollte den Zuchthäusler nicht; mehr noch war es um den Grimm und Trotz, der jetzt aus seinen dunklen Augen brach. „Der Mensch sieht gefährlich aus,“ hieß es, „ich möchte in der Nacht ihm nicht allein begegnen!“</p> <p>Endlich war es ihm gelungen. Zur Seite der erwähnten Norderstraße strecken sich nordwärts, wo vor ein paar hundert Jahren der dreibeinige Galgen neben Bürgermeister Luthens Fischteich </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0041]
noch wie jene vornehmen Räuber, denen es weniger um den Gewinn, als um den Sport dabei zu thun war.“
Aber John mußte des ungeachtet in das Zuchthaus und war vorläufig dann vergessen.
Auch sechs Jahre im Zuchthaus vergehen endlich; aber voll hatte er sie absitzen müssen, denn es war in währender Zeit im Lande weder ein König gekrönt, noch einer geboren worden. Als er, wie beim Soldatendienst, mit guten Zeugnissen entlassen war, kam er abermals in unsere Stadt, um sich nach Arbeit umzuthun; aber man wollte den Zuchthäusler nicht; mehr noch war es um den Grimm und Trotz, der jetzt aus seinen dunklen Augen brach. „Der Mensch sieht gefährlich aus,“ hieß es, „ich möchte in der Nacht ihm nicht allein begegnen!“
Endlich war es ihm gelungen. Zur Seite der erwähnten Norderstraße strecken sich nordwärts, wo vor ein paar hundert Jahren der dreibeinige Galgen neben Bürgermeister Luthens Fischteich
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/41>, abgerufen am 16.02.2025. |