Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.dieselbe haben - aber wir haben uns dort nicht finden können." "So ist es um so schöner", erwiderte er und reichte mir die Hand, "daß wir ihn heute bei uns haben; das damals wäre ja doch schon längst vorüber!" Sie nickte nachdenklich und schob ihren Arm in seinen. So gingen wir ein paar hundert Schritte weiter bis an einen Waldteich, an dessen Ufern die gelben Iris in für mich nie gesehener Fülle blühten. "Da ist Deine Lieblingsblume!" rief der Förster; "aber Du würdest Dir die Schuhe überwaten; sollen wir Männer Dir einen braven Strauß holen?" "Ich verzichte diesmal auf Ritterdienste", erwiderte sie, sich anmuthig gegen uns verneigend; "ich bin heute bei den Kleinen und weiß hier eine Stelle, wo ich mein Kränzlein vervollständigen kann!" "So erwarten wir Dich hier", rief ihr der Oberförster nach, sie mit ernsten liebevollen Blicken verfolgend, bis sie in der naheliegenden Lichtung verschwand. dieselbe haben – aber wir haben uns dort nicht finden können.“ „So ist es um so schöner“, erwiderte er und reichte mir die Hand, „daß wir ihn heute bei uns haben; das damals wäre ja doch schon längst vorüber!“ Sie nickte nachdenklich und schob ihren Arm in seinen. So gingen wir ein paar hundert Schritte weiter bis an einen Waldteich, an dessen Ufern die gelben Iris in für mich nie gesehener Fülle blühten. „Da ist Deine Lieblingsblume!“ rief der Förster; „aber Du würdest Dir die Schuhe überwaten; sollen wir Männer Dir einen braven Strauß holen?“ „Ich verzichte diesmal auf Ritterdienste“, erwiderte sie, sich anmuthig gegen uns verneigend; „ich bin heute bei den Kleinen und weiß hier eine Stelle, wo ich mein Kränzlein vervollständigen kann!“ „So erwarten wir Dich hier“, rief ihr der Oberförster nach, sie mit ernsten liebevollen Blicken verfolgend, bis sie in der naheliegenden Lichtung verschwand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="28"/> dieselbe haben – aber wir haben uns dort nicht finden können.“</p> <p>„So ist es um so schöner“, erwiderte er und reichte mir die Hand, „daß wir ihn heute bei uns haben; das damals wäre ja doch schon längst vorüber!“</p> <p>Sie nickte nachdenklich und schob ihren Arm in seinen. So gingen wir ein paar hundert Schritte weiter bis an einen Waldteich, an dessen Ufern die gelben Iris in für mich nie gesehener Fülle blühten.</p> <p>„Da ist Deine Lieblingsblume!“ rief der Förster; „aber Du würdest Dir die Schuhe überwaten; sollen wir Männer Dir einen braven Strauß holen?“</p> <p>„Ich verzichte diesmal auf Ritterdienste“, erwiderte sie, sich anmuthig gegen uns verneigend; „ich bin heute bei den Kleinen und weiß hier eine Stelle, wo ich mein Kränzlein vervollständigen kann!“</p> <p>„So erwarten wir Dich hier“, rief ihr der Oberförster nach, sie mit ernsten liebevollen Blicken verfolgend, bis sie in der naheliegenden Lichtung verschwand.</p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0028]
dieselbe haben – aber wir haben uns dort nicht finden können.“
„So ist es um so schöner“, erwiderte er und reichte mir die Hand, „daß wir ihn heute bei uns haben; das damals wäre ja doch schon längst vorüber!“
Sie nickte nachdenklich und schob ihren Arm in seinen. So gingen wir ein paar hundert Schritte weiter bis an einen Waldteich, an dessen Ufern die gelben Iris in für mich nie gesehener Fülle blühten.
„Da ist Deine Lieblingsblume!“ rief der Förster; „aber Du würdest Dir die Schuhe überwaten; sollen wir Männer Dir einen braven Strauß holen?“
„Ich verzichte diesmal auf Ritterdienste“, erwiderte sie, sich anmuthig gegen uns verneigend; „ich bin heute bei den Kleinen und weiß hier eine Stelle, wo ich mein Kränzlein vervollständigen kann!“
„So erwarten wir Dich hier“, rief ihr der Oberförster nach, sie mit ernsten liebevollen Blicken verfolgend, bis sie in der naheliegenden Lichtung verschwand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-15T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |