dunklen Epheublätter um mich her. -- Da, in solcher Noth, hörete ich ober mir ein Fenster öffnen, und eine Stimme scholl zu mir herab -- möcht' ich sie wieder hören, wenn Du, mein Gott, mich bald nun rufen läßt aus diesem Erdenthal! -- "Johannes!" rief sie; leis doch deutlich hörete ich meinen Namen, und ich klet¬ terte höher an dem immer schwächeren Gezweige, indeß die schlafenden Vögel um mich auffuhren, und die Hunde von unten ein Geheul herauf¬ stießen. -- "Katharina! Bist Du es wirklich, Katharina?"
Aber schon kam ein zitternd Händlein zu mir herab und zog mich gegen das offene Fenster; und ich sah in ihre Augen, die voll Entsetzen in die Tiefe starrten.
"Komm!" sagte sie. "Sie werden Dich zer¬ reißen." Da schwang ich mich in ihre Kammer. -- Doch als ich drinnen war, ließ mich das Händlein los, und Katharina sank auf einen Sessel, so am Fenster stund, und hatte ihre Augen dicht ge¬ schlossen. Die dicken Flechten ihres Haares lagen
dunklen Epheublätter um mich her. — Da, in ſolcher Noth, hörete ich ober mir ein Fenſter öffnen, und eine Stimme ſcholl zu mir herab — möcht' ich ſie wieder hören, wenn Du, mein Gott, mich bald nun rufen läßt aus dieſem Erdenthal! — „Johannes!“ rief ſie; leis doch deutlich hörete ich meinen Namen, und ich klet¬ terte höher an dem immer ſchwächeren Gezweige, indeß die ſchlafenden Vögel um mich auffuhren, und die Hunde von unten ein Geheul herauf¬ ſtießen. — „Katharina! Biſt Du es wirklich, Katharina?“
Aber ſchon kam ein zitternd Händlein zu mir herab und zog mich gegen das offene Fenſter; und ich ſah in ihre Augen, die voll Entſetzen in die Tiefe ſtarrten.
„Komm!“ ſagte ſie. „Sie werden Dich zer¬ reißen.“ Da ſchwang ich mich in ihre Kammer. — Doch als ich drinnen war, ließ mich das Händlein los, und Katharina ſank auf einen Seſſel, ſo am Fenſter ſtund, und hatte ihre Augen dicht ge¬ ſchloſſen. Die dicken Flechten ihres Haares lagen
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dunklen Epheublätter um mich her. — Da, in
ſolcher Noth, hörete ich ober mir ein Fenſter
öffnen, und eine Stimme ſcholl zu mir herab —
möcht' ich ſie wieder hören, wenn Du, mein
Gott, mich bald nun rufen läßt aus dieſem
Erdenthal! — „Johannes!“ rief ſie; leis doch
deutlich hörete ich meinen Namen, und ich klet¬
terte höher an dem immer ſchwächeren Gezweige,
indeß die ſchlafenden Vögel um mich auffuhren,
und die Hunde von unten ein Geheul herauf¬
ſtießen. — „Katharina! Biſt Du es wirklich,
Katharina?“
Aber ſchon kam ein zitternd Händlein zu mir
herab und zog mich gegen das offene Fenſter;
und ich ſah in ihre Augen, die voll Entſetzen in
die Tiefe ſtarrten.
„Komm!“ ſagte ſie. „Sie werden Dich zer¬
reißen.“ Da ſchwang ich mich in ihre Kammer. —
Doch als ich drinnen war, ließ mich das Händlein
los, und Katharina ſank auf einen Seſſel, ſo am
Fenſter ſtund, und hatte ihre Augen dicht ge¬
ſchloſſen. Die dicken Flechten ihres Haares lagen
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/94>, abgerufen am 21.07.2024.
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