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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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der Ahnfrau, die kalt und feindlich auf uns
niederschauete.

Aber Katharina zog mich leise fort. "Laß
uns nicht trotzen, mein Johannes!" sagte sie. --
Mit Selbigem hörte ich im Treppenhause ein
Geräusch, und war es, als wenn etwas mit
dreien Beinen sich mühselig die Stiegen herauf¬
arbeitete. Als Katharina und ich uns deshalb
wieder an unsern Platz gesetzet und ich Pinsel
und Palette zur Hand genommen hatte, öffnete
sich die Thür, und Bas' Ursel, die wir wol zu¬
letzt erwartet hätten, kam an ihrem Stock herein¬
gehustet. "Ich höre," sagte sie, "Er will nach
Hamburg, um den Rahmen zu besorgen: da muß
ich mir nachgerade doch Sein Werk besehen!"

Es ist wol männiglich bekannt, daß alte
Jungfrauen in Liebessachen die allerfeinsten Sinne
haben und so der jungen Welt gar oft Bedrang
und Trübsal bringen. Als Bas' Ursel auf Ka¬
tharinens Bild, das sie bislang noch nicht ge¬
sehen, kaum einen Blick geworfen hatte, zuckte
sie gar stolz empor mit ihrem runzeligen Angesicht

der Ahnfrau, die kalt und feindlich auf uns
niederſchauete.

Aber Katharina zog mich leiſe fort. „Laß
uns nicht trotzen, mein Johannes!“ ſagte ſie. —
Mit Selbigem hörte ich im Treppenhauſe ein
Geräuſch, und war es, als wenn etwas mit
dreien Beinen ſich mühſelig die Stiegen herauf¬
arbeitete. Als Katharina und ich uns deshalb
wieder an unſern Platz geſetzet und ich Pinſel
und Palette zur Hand genommen hatte, öffnete
ſich die Thür, und Baſ' Urſel, die wir wol zu¬
letzt erwartet hätten, kam an ihrem Stock herein¬
gehuſtet. „Ich höre,“ ſagte ſie, „Er will nach
Hamburg, um den Rahmen zu beſorgen: da muß
ich mir nachgerade doch Sein Werk beſehen!“

Es iſt wol männiglich bekannt, daß alte
Jungfrauen in Liebesſachen die allerfeinſten Sinne
haben und ſo der jungen Welt gar oft Bedrang
und Trübſal bringen. Als Baſ' Urſel auf Ka¬
tharinens Bild, das ſie bislang noch nicht ge¬
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[63/0077] der Ahnfrau, die kalt und feindlich auf uns niederſchauete. Aber Katharina zog mich leiſe fort. „Laß uns nicht trotzen, mein Johannes!“ ſagte ſie. — Mit Selbigem hörte ich im Treppenhauſe ein Geräuſch, und war es, als wenn etwas mit dreien Beinen ſich mühſelig die Stiegen herauf¬ arbeitete. Als Katharina und ich uns deshalb wieder an unſern Platz geſetzet und ich Pinſel und Palette zur Hand genommen hatte, öffnete ſich die Thür, und Baſ' Urſel, die wir wol zu¬ letzt erwartet hätten, kam an ihrem Stock herein¬ gehuſtet. „Ich höre,“ ſagte ſie, „Er will nach Hamburg, um den Rahmen zu beſorgen: da muß ich mir nachgerade doch Sein Werk beſehen!“ Es iſt wol männiglich bekannt, daß alte Jungfrauen in Liebesſachen die allerfeinſten Sinne haben und ſo der jungen Welt gar oft Bedrang und Trübſal bringen. Als Baſ' Urſel auf Ka¬ tharinens Bild, das ſie bislang noch nicht ge¬ ſehen, kaum einen Blick geworfen hatte, zuckte ſie gar ſtolz empor mit ihrem runzeligen Angeſicht

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/77>, abgerufen am 23.11.2024.