Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Wamms und meinte: "Du trägst da einen bun¬
ten Federbalg; man wird Dich ,Sieur' nun titu¬
liren müssen!"

"Nennt mich, wie's Euch gefällt!" sagte ich,
indem wir auf den Hof hinaustraten. "Obschon
nur dorten, von wo ich komme, das ,Herr' vor
meinem Namen nicht gefehlet, -- Ihr wißt wol,
Eueres Vaters Sohn hat großes Recht an mir."

Er sah mich was verwundert an, sagte dann
aber nur: "Nun wol, so magst Du zeigen, was
Du für meines Vaters Gold erlernet hast; und
soll dazu der Lohn für Deine Arbeit Dir nicht
verhalten sein."

Ich meinete, was den Lohn anginge, den
hätte ich längst voraus bekommen; da aber der
Junker entgegnete, er werd' es halten, wie sich's
für einen Edelmann gezieme, so fragte ich, was
für Arbeit er mir aufzutragen hätte.

"Du weißt doch," sagte er, und hielt dann
inne, indem er scharf aus seine Schwester blickte --
"wenn eine adelige Tochter das Haus verläßt,
so muß ihr Bild darin zurückbleiben."

Wamms und meinte: „Du trägſt da einen bun¬
ten Federbalg; man wird Dich ‚Sieur‘ nun titu¬
liren müſſen!“

„Nennt mich, wie's Euch gefällt!“ ſagte ich,
indem wir auf den Hof hinaustraten. „Obſchon
nur dorten, von wo ich komme, das ‚Herr‘ vor
meinem Namen nicht gefehlet, — Ihr wißt wol,
Eueres Vaters Sohn hat großes Recht an mir.“

Er ſah mich was verwundert an, ſagte dann
aber nur: „Nun wol, ſo magſt Du zeigen, was
Du für meines Vaters Gold erlernet haſt; und
ſoll dazu der Lohn für Deine Arbeit Dir nicht
verhalten ſein.“

Ich meinete, was den Lohn anginge, den
hätte ich längſt voraus bekommen; da aber der
Junker entgegnete, er werd' es halten, wie ſich's
für einen Edelmann gezieme, ſo fragte ich, was
für Arbeit er mir aufzutragen hätte.

„Du weißt doch,“ ſagte er, und hielt dann
inne, indem er ſcharf aus ſeine Schweſter blickte —
„wenn eine adelige Tochter das Haus verläßt,
ſo muß ihr Bild darin zurückbleiben.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0052" n="38"/>
Wamms und meinte: &#x201E;Du träg&#x017F;t da einen bun¬<lb/>
ten Federbalg; man wird Dich &#x201A;Sieur&#x2018; nun titu¬<lb/>
liren mü&#x017F;&#x017F;en!&#x201C;</p><lb/>
      <p>&#x201E;Nennt mich, wie's Euch gefällt!&#x201C; &#x017F;agte ich,<lb/>
indem wir auf den Hof hinaustraten. &#x201E;Ob&#x017F;chon<lb/>
nur dorten, von wo ich komme, das &#x201A;Herr&#x2018; vor<lb/>
meinem Namen nicht gefehlet, &#x2014; Ihr wißt wol,<lb/>
Eueres Vaters Sohn hat großes Recht an mir.&#x201C;</p><lb/>
      <p>Er &#x017F;ah mich was verwundert an, &#x017F;agte dann<lb/>
aber nur: &#x201E;Nun wol, &#x017F;o mag&#x017F;t Du zeigen, was<lb/>
Du für meines Vaters Gold erlernet ha&#x017F;t; und<lb/>
&#x017F;oll dazu der Lohn für Deine Arbeit Dir nicht<lb/>
verhalten &#x017F;ein.&#x201C;</p><lb/>
      <p>Ich meinete, was den Lohn anginge, den<lb/>
hätte ich läng&#x017F;t voraus bekommen; da aber der<lb/>
Junker entgegnete, er werd' es halten, wie &#x017F;ich's<lb/>
für einen Edelmann gezieme, &#x017F;o fragte ich, was<lb/>
für Arbeit er mir aufzutragen hätte.</p><lb/>
      <p>&#x201E;Du weißt doch,&#x201C; &#x017F;agte er, und hielt dann<lb/>
inne, indem er &#x017F;charf aus &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter blickte &#x2014;<lb/>
&#x201E;wenn eine adelige Tochter das Haus verläßt,<lb/>
&#x017F;o muß ihr Bild darin zurückbleiben.&#x201C;<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0052] Wamms und meinte: „Du trägſt da einen bun¬ ten Federbalg; man wird Dich ‚Sieur‘ nun titu¬ liren müſſen!“ „Nennt mich, wie's Euch gefällt!“ ſagte ich, indem wir auf den Hof hinaustraten. „Obſchon nur dorten, von wo ich komme, das ‚Herr‘ vor meinem Namen nicht gefehlet, — Ihr wißt wol, Eueres Vaters Sohn hat großes Recht an mir.“ Er ſah mich was verwundert an, ſagte dann aber nur: „Nun wol, ſo magſt Du zeigen, was Du für meines Vaters Gold erlernet haſt; und ſoll dazu der Lohn für Deine Arbeit Dir nicht verhalten ſein.“ Ich meinete, was den Lohn anginge, den hätte ich längſt voraus bekommen; da aber der Junker entgegnete, er werd' es halten, wie ſich's für einen Edelmann gezieme, ſo fragte ich, was für Arbeit er mir aufzutragen hätte. „Du weißt doch,“ ſagte er, und hielt dann inne, indem er ſcharf aus ſeine Schweſter blickte — „wenn eine adelige Tochter das Haus verläßt, ſo muß ihr Bild darin zurückbleiben.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/52
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/52>, abgerufen am 02.05.2024.