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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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Ich blickte auf Katharinen; die aber kümmerte
sich nicht um mich, sondern ging sittig neben dem
Junker, ihm manierlich Red' und Antwort ge¬
bend; den kleinen rothen Mund aber verzog mit¬
unter ein spöttisch stolzes Lächeln, so daß ich
dachte: "Getröste Dich, Johannes; der Herren¬
sohn schnellt itzo deine Wage in die Luft!"
Trotzig blieb ich zurück und ließ die andern Dreie
vor mir gehen. Als aber diese in das Haus
getreten waren und ich davor noch an Herrn
Gerhardus' Blumenbeeten stand, darüber brütend,
wie ich, gleich wie vormals, mit dem von der
Risch ein tüchtig Haarraufen beginnen möchte,
kam plötzlich Katharina wieder zurückgelaufen,
riß neben mir eine Aster von den Beeten und
flüsterte mir zu: "Johannes, weißt Du was?
Der Buhz sieht einem jungen Adler gleich; Bas'
Ursel hat's gesagt:" Und fort war sie wieder,
eh' ich mich's versah. Mir aber war auf ein¬
mal all' Trotz und Zorn wie weggeblasen. Was
kümmerte mich itzund der Herr Baron! Ich lachte
hell und fröhlich in den güldnen Tag hinaus;

Ich blickte auf Katharinen; die aber kümmerte
ſich nicht um mich, ſondern ging ſittig neben dem
Junker, ihm manierlich Red' und Antwort ge¬
bend; den kleinen rothen Mund aber verzog mit¬
unter ein ſpöttiſch ſtolzes Lächeln, ſo daß ich
dachte: „Getröſte Dich, Johannes; der Herren¬
ſohn ſchnellt itzo deine Wage in die Luft!“
Trotzig blieb ich zurück und ließ die andern Dreie
vor mir gehen. Als aber dieſe in das Haus
getreten waren und ich davor noch an Herrn
Gerhardus' Blumenbeeten ſtand, darüber brütend,
wie ich, gleich wie vormals, mit dem von der
Riſch ein tüchtig Haarraufen beginnen möchte,
kam plötzlich Katharina wieder zurückgelaufen,
riß neben mir eine Aſter von den Beeten und
flüſterte mir zu: „Johannes, weißt Du was?
Der Buhz ſieht einem jungen Adler gleich; Baſ'
Urſel hat's geſagt:“ Und fort war ſie wieder,
eh' ich mich's verſah. Mir aber war auf ein¬
mal all' Trotz und Zorn wie weggeblaſen. Was
kümmerte mich itzund der Herr Baron! Ich lachte
hell und fröhlich in den güldnen Tag hinaus;

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[27/0041] Ich blickte auf Katharinen; die aber kümmerte ſich nicht um mich, ſondern ging ſittig neben dem Junker, ihm manierlich Red' und Antwort ge¬ bend; den kleinen rothen Mund aber verzog mit¬ unter ein ſpöttiſch ſtolzes Lächeln, ſo daß ich dachte: „Getröſte Dich, Johannes; der Herren¬ ſohn ſchnellt itzo deine Wage in die Luft!“ Trotzig blieb ich zurück und ließ die andern Dreie vor mir gehen. Als aber dieſe in das Haus getreten waren und ich davor noch an Herrn Gerhardus' Blumenbeeten ſtand, darüber brütend, wie ich, gleich wie vormals, mit dem von der Riſch ein tüchtig Haarraufen beginnen möchte, kam plötzlich Katharina wieder zurückgelaufen, riß neben mir eine Aſter von den Beeten und flüſterte mir zu: „Johannes, weißt Du was? Der Buhz ſieht einem jungen Adler gleich; Baſ' Urſel hat's geſagt:“ Und fort war ſie wieder, eh' ich mich's verſah. Mir aber war auf ein¬ mal all' Trotz und Zorn wie weggeblaſen. Was kümmerte mich itzund der Herr Baron! Ich lachte hell und fröhlich in den güldnen Tag hinaus;

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/41>, abgerufen am 19.04.2024.