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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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Als ich draußen war, wo die breite Land¬
straße durch die Haide führt, begegneten mir
viele Züge von Bauern; sie hatten ihre kleinen
Jungen und Dirnen an den Händen und zogen
sie mit sich fort.

"Wohin strebet Ihr denn so eifrig?" fragte
ich den einen Haufen; "es ist ja doch kein Markt¬
tag heute in der Stadt."

Nun, wie ich's wol zum Voraus wußte, sie
wollten die Hexe, das junge Satansmensch, ver¬
brennen sehen.

-- "Aber die Hexe ist ja todt!"

"Freilich, das ist ein Verdruß;" meineten sie;
"aber es ist unserer Hebamme, der alten Mutter
Siebzig, ihre Schwestertochter; da können wir
nicht außen bleiben und müssen mit dem Reste
schon fürlieb nehmen."

-- -- Und immer neue Schaaren kamen daher;
und itzund taucheten auch schon Wagen aus dem
Morgennebel, die statt mit Kornfrucht heut mit
Menschen vollgeladen waren. -- Da ging ich
abseits über die Haide, obwol noch der Nacht¬

Als ich draußen war, wo die breite Land¬
ſtraße durch die Haide führt, begegneten mir
viele Züge von Bauern; ſie hatten ihre kleinen
Jungen und Dirnen an den Händen und zogen
ſie mit ſich fort.

„Wohin ſtrebet Ihr denn ſo eifrig?“ fragte
ich den einen Haufen; „es iſt ja doch kein Markt¬
tag heute in der Stadt.“

Nun, wie ich's wol zum Voraus wußte, ſie
wollten die Hexe, das junge Satansmenſch, ver¬
brennen ſehen.

— „Aber die Hexe iſt ja todt!“

„Freilich, das iſt ein Verdruß;“ meineten ſie;
„aber es iſt unſerer Hebamme, der alten Mutter
Siebzig, ihre Schweſtertochter; da können wir
nicht außen bleiben und müſſen mit dem Reſte
ſchon fürlieb nehmen.“

— — Und immer neue Schaaren kamen daher;
und itzund taucheten auch ſchon Wagen aus dem
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[133/0147] Als ich draußen war, wo die breite Land¬ ſtraße durch die Haide führt, begegneten mir viele Züge von Bauern; ſie hatten ihre kleinen Jungen und Dirnen an den Händen und zogen ſie mit ſich fort. „Wohin ſtrebet Ihr denn ſo eifrig?“ fragte ich den einen Haufen; „es iſt ja doch kein Markt¬ tag heute in der Stadt.“ Nun, wie ich's wol zum Voraus wußte, ſie wollten die Hexe, das junge Satansmenſch, ver¬ brennen ſehen. — „Aber die Hexe iſt ja todt!“ „Freilich, das iſt ein Verdruß;“ meineten ſie; „aber es iſt unſerer Hebamme, der alten Mutter Siebzig, ihre Schweſtertochter; da können wir nicht außen bleiben und müſſen mit dem Reſte ſchon fürlieb nehmen.“ — — Und immer neue Schaaren kamen daher; und itzund taucheten auch ſchon Wagen aus dem Morgennebel, die ſtatt mit Kornfrucht heut mit Menſchen vollgeladen waren. — Da ging ich abſeits über die Haide, obwol noch der Nacht¬

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/147>, abgerufen am 24.11.2024.