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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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wollen, maaßen das gelbe Fuchsgesicht meines
Wirthes allaugenblicks in meine Kammer schaute;
doch wurde so viel mir kund, daß der Junker
nicht nach Kiel gereiset, und Katharina seither
von Niemandem weder in Hof noch Garten war
gesehen worden; kaum konnte ich noch den Alten
bitten, daß er dem Fräulein, wenn sich's treffen
möchte, meine Grüße sage, und daß ich bald nach
Holland zu reisen, aber bälder noch zurückzukom¬
men dächte, was alles in Treuen auszurichten er
mir dann gelobete.

Ueberfiel mich aber danach die allergrößeste
Ungeduld, so daß ich gegen den Willen des Chi¬
rurgus und bevor im Walde drüben noch die
letzten Blätter von den Bäumen fielen, meine
Reise in's Werk setzete; langete auch schon nach
kurzer Frist wohlbehalten in der Holländischen
Hauptstadt an, allwo ich von meinen Freunden
gar liebreich empfangen wurde, und mochte es
auch ferner vor ein glücklich Zeichen wol erkennen,
daß zwo Bilder, so ich dort zurückgelassen, durch
die hülfsbereite Vermittelung meines theueren

wollen, maaßen das gelbe Fuchsgeſicht meines
Wirthes allaugenblicks in meine Kammer ſchaute;
doch wurde ſo viel mir kund, daß der Junker
nicht nach Kiel gereiſet, und Katharina ſeither
von Niemandem weder in Hof noch Garten war
geſehen worden; kaum konnte ich noch den Alten
bitten, daß er dem Fräulein, wenn ſich's treffen
möchte, meine Grüße ſage, und daß ich bald nach
Holland zu reiſen, aber bälder noch zurückzukom¬
men dächte, was alles in Treuen auszurichten er
mir dann gelobete.

Ueberfiel mich aber danach die allergrößeſte
Ungeduld, ſo daß ich gegen den Willen des Chi¬
rurgus und bevor im Walde drüben noch die
letzten Blätter von den Bäumen fielen, meine
Reiſe in's Werk ſetzete; langete auch ſchon nach
kurzer Friſt wohlbehalten in der Holländiſchen
Hauptſtadt an, allwo ich von meinen Freunden
gar liebreich empfangen wurde, und mochte es
auch ferner vor ein glücklich Zeichen wol erkennen,
daß zwo Bilder, ſo ich dort zurückgelaſſen, durch
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[100/0114] wollen, maaßen das gelbe Fuchsgeſicht meines Wirthes allaugenblicks in meine Kammer ſchaute; doch wurde ſo viel mir kund, daß der Junker nicht nach Kiel gereiſet, und Katharina ſeither von Niemandem weder in Hof noch Garten war geſehen worden; kaum konnte ich noch den Alten bitten, daß er dem Fräulein, wenn ſich's treffen möchte, meine Grüße ſage, und daß ich bald nach Holland zu reiſen, aber bälder noch zurückzukom¬ men dächte, was alles in Treuen auszurichten er mir dann gelobete. Ueberfiel mich aber danach die allergrößeſte Ungeduld, ſo daß ich gegen den Willen des Chi¬ rurgus und bevor im Walde drüben noch die letzten Blätter von den Bäumen fielen, meine Reiſe in's Werk ſetzete; langete auch ſchon nach kurzer Friſt wohlbehalten in der Holländiſchen Hauptſtadt an, allwo ich von meinen Freunden gar liebreich empfangen wurde, und mochte es auch ferner vor ein glücklich Zeichen wol erkennen, daß zwo Bilder, ſo ich dort zurückgelaſſen, durch die hülfsbereite Vermittelung meines theueren

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/114>, abgerufen am 02.05.2024.