Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesellen; diese lassen sich nur auf Podyäde ein,
z. B. alle Boiserie in einem neuerbauten Hause
zu verfertigen, und schaffen alsdann die nöthi-
gen Arbeiter herbey, über welche sie die Auf-
sicht führen. -- Ehe ich diesen Gegenstand
verlasse, muß ich hier eines Mannes und sei-
ner Arbeiten erwähnen, der seinem deutschen
Vaterlande zur Ehre gereicht, und in seiner
Gattung alles übertroffen hat, was die raffi-
nirteste Industrie der Engländer und Franzo-
sen in derselben leistet. Dieser Mann heißt
Röntgen, ist in Neuwied zu Hause, und
bekennt sich zur Sekte der Herrnhuter. Er
hat sich mehrere Jahre zu verschiedenen Zeiten
hier aufgehalten, und die Palläste der Kaise-
rinn und der Großen des Hofes mit den er-
staunenswürdigen Produkten seiner Kunst ver-
schönert und bereichert. In der kaiserlichen
Eremitage stehen eine Menge Möbels, Schrän-
ke, Uhren und andere Sachen von seiner Er-
findung und Ausführung. Sie sind von den
verschiedensten Holzarten, denen der Künstler
durch gewisse Vorbereitungen eine besondere
Härte und Dauerhaftigkeit zu geben weiß, und
die durch die mühsamste und außerordentlichste

Geſellen; dieſe laſſen ſich nur auf Podyaͤde ein,
z. B. alle Boiſerie in einem neuerbauten Hauſe
zu verfertigen, und ſchaffen alsdann die noͤthi-
gen Arbeiter herbey, uͤber welche ſie die Auf-
ſicht fuͤhren. — Ehe ich dieſen Gegenſtand
verlaſſe, muß ich hier eines Mannes und ſei-
ner Arbeiten erwaͤhnen, der ſeinem deutſchen
Vaterlande zur Ehre gereicht, und in ſeiner
Gattung alles uͤbertroffen hat, was die raffi-
nirteſte Induſtrie der Englaͤnder und Franzo-
ſen in derſelben leiſtet. Dieſer Mann heißt
Roͤntgen, iſt in Neuwied zu Hauſe, und
bekennt ſich zur Sekte der Herrnhuter. Er
hat ſich mehrere Jahre zu verſchiedenen Zeiten
hier aufgehalten, und die Pallaͤſte der Kaiſe-
rinn und der Großen des Hofes mit den er-
ſtaunenswuͤrdigen Produkten ſeiner Kunſt ver-
ſchoͤnert und bereichert. In der kaiſerlichen
Eremitage ſtehen eine Menge Moͤbels, Schraͤn-
ke, Uhren und andere Sachen von ſeiner Er-
findung und Ausfuͤhrung. Sie ſind von den
verſchiedenſten Holzarten, denen der Kuͤnſtler
durch gewiſſe Vorbereitungen eine beſondere
Haͤrte und Dauerhaftigkeit zu geben weiß, und
die durch die muͤhſamſte und außerordentlichſte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="62"/>
Ge&#x017F;ellen; die&#x017F;e la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nur auf Podya&#x0364;de ein,<lb/>
z. B. alle Boi&#x017F;erie in einem neuerbauten Hau&#x017F;e<lb/>
zu verfertigen, und &#x017F;chaffen alsdann die no&#x0364;thi-<lb/>
gen Arbeiter herbey, u&#x0364;ber welche &#x017F;ie die Auf-<lb/>
&#x017F;icht fu&#x0364;hren. &#x2014; Ehe ich die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;e, muß ich hier eines Mannes und &#x017F;ei-<lb/>
ner Arbeiten erwa&#x0364;hnen, der &#x017F;einem deut&#x017F;chen<lb/>
Vaterlande zur Ehre gereicht, und in &#x017F;einer<lb/>
Gattung alles u&#x0364;bertroffen hat, was die raffi-<lb/>
nirte&#x017F;te Indu&#x017F;trie der Engla&#x0364;nder und Franzo-<lb/>
&#x017F;en in der&#x017F;elben lei&#x017F;tet. Die&#x017F;er Mann heißt<lb/><hi rendition="#g">Ro&#x0364;ntgen</hi>, i&#x017F;t in Neuwied zu Hau&#x017F;e, und<lb/>
bekennt &#x017F;ich zur Sekte der Herrnhuter. Er<lb/>
hat &#x017F;ich mehrere Jahre zu ver&#x017F;chiedenen Zeiten<lb/>
hier aufgehalten, und die Palla&#x0364;&#x017F;te der Kai&#x017F;e-<lb/>
rinn und der Großen des Hofes mit den er-<lb/>
&#x017F;taunenswu&#x0364;rdigen Produkten &#x017F;einer Kun&#x017F;t ver-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nert und bereichert. In der kai&#x017F;erlichen<lb/>
Eremitage &#x017F;tehen eine Menge Mo&#x0364;bels, Schra&#x0364;n-<lb/>
ke, Uhren und andere Sachen von &#x017F;einer Er-<lb/>
findung und Ausfu&#x0364;hrung. Sie &#x017F;ind von den<lb/>
ver&#x017F;chieden&#x017F;ten Holzarten, denen der Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
durch gewi&#x017F;&#x017F;e Vorbereitungen eine be&#x017F;ondere<lb/>
Ha&#x0364;rte und Dauerhaftigkeit zu geben weiß, und<lb/>
die durch die mu&#x0364;h&#x017F;am&#x017F;te und außerordentlich&#x017F;te<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0078] Geſellen; dieſe laſſen ſich nur auf Podyaͤde ein, z. B. alle Boiſerie in einem neuerbauten Hauſe zu verfertigen, und ſchaffen alsdann die noͤthi- gen Arbeiter herbey, uͤber welche ſie die Auf- ſicht fuͤhren. — Ehe ich dieſen Gegenſtand verlaſſe, muß ich hier eines Mannes und ſei- ner Arbeiten erwaͤhnen, der ſeinem deutſchen Vaterlande zur Ehre gereicht, und in ſeiner Gattung alles uͤbertroffen hat, was die raffi- nirteſte Induſtrie der Englaͤnder und Franzo- ſen in derſelben leiſtet. Dieſer Mann heißt Roͤntgen, iſt in Neuwied zu Hauſe, und bekennt ſich zur Sekte der Herrnhuter. Er hat ſich mehrere Jahre zu verſchiedenen Zeiten hier aufgehalten, und die Pallaͤſte der Kaiſe- rinn und der Großen des Hofes mit den er- ſtaunenswuͤrdigen Produkten ſeiner Kunſt ver- ſchoͤnert und bereichert. In der kaiſerlichen Eremitage ſtehen eine Menge Moͤbels, Schraͤn- ke, Uhren und andere Sachen von ſeiner Er- findung und Ausfuͤhrung. Sie ſind von den verſchiedenſten Holzarten, denen der Kuͤnſtler durch gewiſſe Vorbereitungen eine beſondere Haͤrte und Dauerhaftigkeit zu geben weiß, und die durch die muͤhſamſte und außerordentlichſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/78
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/78>, abgerufen am 24.11.2024.