deutschen Residenzen noch immer so wohl ge- fallen, ist hier schon längst aus allen Zirkeln des Mittelstandes verbannt, und wird nur von den Großen des Hofes, und auch von die- sen nur als eine lästige aber konventionelle Sitte beybehalten, die man durch einen bessern Geschmack zu veredeln sucht.
Die gewöhnliche Kleidung in welcher Un- tergebene vor ihren Chefs erscheinen, oder Niedere Höheren die Cour machen, ist die pe- tersburgische Statthalterschaftsuniform: ein hellblauer Rock mit schwarzen Aufschlägen, gelben Knöpfen und weißen Unterkleidern. Ehemals sah man sie auch häufig in Gesell- schaften; aber jetzt gehen Offiziere sowol als Civilbeamte lieber im Frak, weil sie auf diese Weise weniger ausgezeichnet und weniger ge- nirt sind.
In der Kleidung und dem Putz der Frau- enzimmer herrscht wie billig ein größerer Auf- wand. Die englische Simplicität hat zwar den Gebrauch der theuren seidnen Stoffe ver- drängt, aber ohne Gewinn für den Beutel der Väter und Männer, weil die weissen engli- schen und ostindischen Zeuge ihrer Farbe und
deutſchen Reſidenzen noch immer ſo wohl ge- fallen, iſt hier ſchon laͤngſt aus allen Zirkeln des Mittelſtandes verbannt, und wird nur von den Großen des Hofes, und auch von die- ſen nur als eine laͤſtige aber konventionelle Sitte beybehalten, die man durch einen beſſern Geſchmack zu veredeln ſucht.
Die gewoͤhnliche Kleidung in welcher Un- tergebene vor ihren Chefs erſcheinen, oder Niedere Hoͤheren die Cour machen, iſt die pe- tersburgiſche Statthalterſchaftsuniform: ein hellblauer Rock mit ſchwarzen Aufſchlaͤgen, gelben Knoͤpfen und weißen Unterkleidern. Ehemals ſah man ſie auch haͤufig in Geſell- ſchaften; aber jetzt gehen Offiziere ſowol als Civilbeamte lieber im Frak, weil ſie auf dieſe Weiſe weniger ausgezeichnet und weniger ge- nirt ſind.
In der Kleidung und dem Putz der Frau- enzimmer herrſcht wie billig ein groͤßerer Auf- wand. Die engliſche Simplicitaͤt hat zwar den Gebrauch der theuren ſeidnen Stoffe ver- draͤngt, aber ohne Gewinn fuͤr den Beutel der Vaͤter und Maͤnner, weil die weiſſen engli- ſchen und oſtindiſchen Zeuge ihrer Farbe und
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deutſchen Reſidenzen noch immer ſo wohl ge-
fallen, iſt hier ſchon laͤngſt aus allen Zirkeln
des Mittelſtandes verbannt, und wird nur
von den Großen des Hofes, und auch von die-
ſen nur als eine laͤſtige aber konventionelle
Sitte beybehalten, die man durch einen beſſern
Geſchmack zu veredeln ſucht.
Die gewoͤhnliche Kleidung in welcher Un-
tergebene vor ihren Chefs erſcheinen, oder
Niedere Hoͤheren die Cour machen, iſt die pe-
tersburgiſche Statthalterſchaftsuniform: ein
hellblauer Rock mit ſchwarzen Aufſchlaͤgen,
gelben Knoͤpfen und weißen Unterkleidern.
Ehemals ſah man ſie auch haͤufig in Geſell-
ſchaften; aber jetzt gehen Offiziere ſowol als
Civilbeamte lieber im Frak, weil ſie auf dieſe
Weiſe weniger ausgezeichnet und weniger ge-
nirt ſind.
In der Kleidung und dem Putz der Frau-
enzimmer herrſcht wie billig ein groͤßerer Auf-
wand. Die engliſche Simplicitaͤt hat zwar
den Gebrauch der theuren ſeidnen Stoffe ver-
draͤngt, aber ohne Gewinn fuͤr den Beutel der
Vaͤter und Maͤnner, weil die weiſſen engli-
ſchen und oſtindiſchen Zeuge ihrer Farbe und
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/422>, abgerufen am 19.05.2024.
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