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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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ihrem Zimmer entstandenen Streit ihrer Gäste
sich zum Vermittler hatte aufwerfen wollen,
ward dafür von ihnen zum Fenster hinausge-
worfen, und fiel so unglücklich, daß sie wenige
Stunden hernach ihren Geist aufgeben mußte.
Kurz vor ihrem Tode tritt ein Polizeybeamter
vor ihr Bette und verlangt ihre Aussage über
die Umstände dieses abscheulichen Vorfalls.
Aus den Fragen ergab sich, daß die Urheber
desselben geflüchtet waren und daß man keine
Nachricht von ihnen hatte. Kaum war die
Sterbende hievon überzeugt, als sie sich stand-
haft weigerte, die Namen der Thäter zu nen-
nen, oder irgend etwas auszusagen, was diese
hätte verrathen können: und trotz der eindrin-
gendsten Vorstellungen eines Priesters und dem
Versprechen für ihre nachbleibende alte Mutter
zu sorgen, beharrte sie bis zu ihrem letzten
Athemzuge heldenmüthig auf dem schönen Ent-
schluß, ihren Mördern zu verzeihen und sie
nicht unglücklich zu machen.

Wir gehen jezt zu einer der glänzendsten
und vorzüglichsten öffentlichen Belustigungen,
dem Theater, über. Schon nach der allge-
meinen Vorstellung, die man überall von der

ihrem Zimmer entſtandenen Streit ihrer Gaͤſte
ſich zum Vermittler hatte aufwerfen wollen,
ward dafuͤr von ihnen zum Fenſter hinausge-
worfen, und fiel ſo ungluͤcklich, daß ſie wenige
Stunden hernach ihren Geiſt aufgeben mußte.
Kurz vor ihrem Tode tritt ein Polizeybeamter
vor ihr Bette und verlangt ihre Ausſage uͤber
die Umſtaͤnde dieſes abſcheulichen Vorfalls.
Aus den Fragen ergab ſich, daß die Urheber
deſſelben gefluͤchtet waren und daß man keine
Nachricht von ihnen hatte. Kaum war die
Sterbende hievon uͤberzeugt, als ſie ſich ſtand-
haft weigerte, die Namen der Thaͤter zu nen-
nen, oder irgend etwas auszuſagen, was dieſe
haͤtte verrathen koͤnnen: und trotz der eindrin-
gendſten Vorſtellungen eines Prieſters und dem
Verſprechen fuͤr ihre nachbleibende alte Mutter
zu ſorgen, beharrte ſie bis zu ihrem letzten
Athemzuge heldenmuͤthig auf dem ſchoͤnen Ent-
ſchluß, ihren Moͤrdern zu verzeihen und ſie
nicht ungluͤcklich zu machen.

Wir gehen jezt zu einer der glaͤnzendſten
und vorzuͤglichſten oͤffentlichen Beluſtigungen,
dem Theater, uͤber. Schon nach der allge-
meinen Vorſtellung, die man uͤberall von der

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[326/0344] ihrem Zimmer entſtandenen Streit ihrer Gaͤſte ſich zum Vermittler hatte aufwerfen wollen, ward dafuͤr von ihnen zum Fenſter hinausge- worfen, und fiel ſo ungluͤcklich, daß ſie wenige Stunden hernach ihren Geiſt aufgeben mußte. Kurz vor ihrem Tode tritt ein Polizeybeamter vor ihr Bette und verlangt ihre Ausſage uͤber die Umſtaͤnde dieſes abſcheulichen Vorfalls. Aus den Fragen ergab ſich, daß die Urheber deſſelben gefluͤchtet waren und daß man keine Nachricht von ihnen hatte. Kaum war die Sterbende hievon uͤberzeugt, als ſie ſich ſtand- haft weigerte, die Namen der Thaͤter zu nen- nen, oder irgend etwas auszuſagen, was dieſe haͤtte verrathen koͤnnen: und trotz der eindrin- gendſten Vorſtellungen eines Prieſters und dem Verſprechen fuͤr ihre nachbleibende alte Mutter zu ſorgen, beharrte ſie bis zu ihrem letzten Athemzuge heldenmuͤthig auf dem ſchoͤnen Ent- ſchluß, ihren Moͤrdern zu verzeihen und ſie nicht ungluͤcklich zu machen. Wir gehen jezt zu einer der glaͤnzendſten und vorzuͤglichſten oͤffentlichen Beluſtigungen, dem Theater, uͤber. Schon nach der allge- meinen Vorſtellung, die man uͤberall von der

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/344>, abgerufen am 23.11.2024.