hof, wie es scheint, um die Ankunft des jungen Frühlings zu feyern. Alles was der Geschmack und Aufwand des reichen Publikums in diesem Zweige des Luxus aufzuweisen hat, kann man hier beysammen finden, weil eine Menge neuer Equipagen bis zu diesem Tage in den Remi- sen verschlossen gehalten werden. Wirklich be- stimmt dieser Aufzug die Mode in der Form und Farbe der Wagen bis zur nächsten großen Musterung. So prächtig der Zug mehrerer tausend zum Theil überaus eleganter und rei- cher Equipagen auch ist, so und noch sonderba- rer ist doch der Zweck und die Absicht dieses gesuchten Vergnügens. Die Wagen fahren in zwey bis vier Reihen dicht neben und hinter einander; man sieht und wird gesehen, und nach einigen Stunden eilt Jeder vergnügt und befriedigt nach Hause. Der Pöbel, der sich in zahlreicher Menge versammelt, hat auch hier, wie gewöhnlich, das bessere Loos gezo- gen; lustig und froh bey seinem Glase Brant- wein, sieht er unter Zelten dem bunten Ge- wimmel der Eitelkeit zu: für ihn ist das Schauspiel. Der Philosoph ergötzt sich an dem sonderbaren Kontrast dieser großen aus so un-
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hof, wie es ſcheint, um die Ankunft des jungen Fruͤhlings zu feyern. Alles was der Geſchmack und Aufwand des reichen Publikums in dieſem Zweige des Luxus aufzuweiſen hat, kann man hier beyſammen finden, weil eine Menge neuer Equipagen bis zu dieſem Tage in den Remi- ſen verſchloſſen gehalten werden. Wirklich be- ſtimmt dieſer Aufzug die Mode in der Form und Farbe der Wagen bis zur naͤchſten großen Muſterung. So praͤchtig der Zug mehrerer tauſend zum Theil uͤberaus eleganter und rei- cher Equipagen auch iſt, ſo und noch ſonderba- rer iſt doch der Zweck und die Abſicht dieſes geſuchten Vergnuͤgens. Die Wagen fahren in zwey bis vier Reihen dicht neben und hinter einander; man ſieht und wird geſehen, und nach einigen Stunden eilt Jeder vergnuͤgt und befriedigt nach Hauſe. Der Poͤbel, der ſich in zahlreicher Menge verſammelt, hat auch hier, wie gewoͤhnlich, das beſſere Loos gezo- gen; luſtig und froh bey ſeinem Glaſe Brant- wein, ſieht er unter Zelten dem bunten Ge- wimmel der Eitelkeit zu: fuͤr ihn iſt das Schauſpiel. Der Philoſoph ergoͤtzt ſich an dem ſonderbaren Kontraſt dieſer großen aus ſo un-
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hof, wie es ſcheint, um die Ankunft des jungen
Fruͤhlings zu feyern. Alles was der Geſchmack
und Aufwand des reichen Publikums in dieſem
Zweige des Luxus aufzuweiſen hat, kann man
hier beyſammen finden, weil eine Menge neuer
Equipagen bis zu dieſem Tage in den Remi-
ſen verſchloſſen gehalten werden. Wirklich be-
ſtimmt dieſer Aufzug die Mode in der Form
und Farbe der Wagen bis zur naͤchſten großen
Muſterung. So praͤchtig der Zug mehrerer
tauſend zum Theil uͤberaus eleganter und rei-
cher Equipagen auch iſt, ſo und noch ſonderba-
rer iſt doch der Zweck und die Abſicht dieſes
geſuchten Vergnuͤgens. Die Wagen fahren in
zwey bis vier Reihen dicht neben und hinter
einander; man ſieht und wird geſehen, und
nach einigen Stunden eilt Jeder vergnuͤgt und
befriedigt nach Hauſe. Der Poͤbel, der ſich
in zahlreicher Menge verſammelt, hat auch
hier, wie gewoͤhnlich, das beſſere Loos gezo-
gen; luſtig und froh bey ſeinem Glaſe Brant-
wein, ſieht er unter Zelten dem bunten Ge-
wimmel der Eitelkeit zu: fuͤr ihn iſt das
Schauſpiel. Der Philoſoph ergoͤtzt ſich an dem
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/331>, abgerufen am 23.11.2024.
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