chen Vergnügungsörtern, die dem ganzen an- ständigen Publikum offen stehn. Vorzüglich gehören die Landhäuser der beyden Herren von Narischkin hierher, die des Sonntags von einer großen Anzahl Personen aus den höch- sten Klassen besucht werden. Eine freundliche Einladung an alle rechtliche Menschen, die über dem Eingange des Gartens auf einer Tafel angebracht ist, berechtigt Jedermann, der in diese Rubrik gehört, sich ungestört nach seinem Geschmack zu vergnügen. In verschiedenen Pavillons findet man Musik zum Tanzen; in andern stehen Sessel bereit, eine Gesellschaft zu empfangen, die sich aus dem großen Ge- wühl zu einer Unterredung versammeln will; mehrere Parthieen haben Schaukeln, Kegel- bahnen, und andere Spiele; auf den Kanälen schwimmen Gondeln, zum Selbstrudern einge- richtet, oder Fähren; und wem dies alles nicht genug ist, für den sind auch Erfrischungen be- reit. Diese edle Gastfreyheit bleibt nicht un- genutzt; der Zusammenfluß von Leuten aller Stände, vom Ordensbande bis zum simpeln wohlgekleideten Bürger, bildet eine so bunte Masse und zuweilen auch so grell abstechende
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chen Vergnuͤgungsoͤrtern, die dem ganzen an- ſtaͤndigen Publikum offen ſtehn. Vorzuͤglich gehoͤren die Landhaͤuſer der beyden Herren von Nariſchkin hierher, die des Sonntags von einer großen Anzahl Perſonen aus den hoͤch- ſten Klaſſen beſucht werden. Eine freundliche Einladung an alle rechtliche Menſchen, die uͤber dem Eingange des Gartens auf einer Tafel angebracht iſt, berechtigt Jedermann, der in dieſe Rubrik gehoͤrt, ſich ungeſtoͤrt nach ſeinem Geſchmack zu vergnuͤgen. In verſchiedenen Pavillons findet man Muſik zum Tanzen; in andern ſtehen Seſſel bereit, eine Geſellſchaft zu empfangen, die ſich aus dem großen Ge- wuͤhl zu einer Unterredung verſammeln will; mehrere Parthieen haben Schaukeln, Kegel- bahnen, und andere Spiele; auf den Kanaͤlen ſchwimmen Gondeln, zum Selbſtrudern einge- richtet, oder Faͤhren; und wem dies alles nicht genug iſt, fuͤr den ſind auch Erfriſchungen be- reit. Dieſe edle Gaſtfreyheit bleibt nicht un- genutzt; der Zuſammenfluß von Leuten aller Staͤnde, vom Ordensbande bis zum ſimpeln wohlgekleideten Buͤrger, bildet eine ſo bunte Maſſe und zuweilen auch ſo grell abſtechende
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chen Vergnuͤgungsoͤrtern, die dem ganzen an-
ſtaͤndigen Publikum offen ſtehn. Vorzuͤglich
gehoͤren die Landhaͤuſer der beyden Herren von
Nariſchkin hierher, die des Sonntags von
einer großen Anzahl Perſonen aus den hoͤch-
ſten Klaſſen beſucht werden. Eine freundliche
Einladung an alle rechtliche Menſchen, die uͤber
dem Eingange des Gartens auf einer Tafel
angebracht iſt, berechtigt Jedermann, der in
dieſe Rubrik gehoͤrt, ſich ungeſtoͤrt nach ſeinem
Geſchmack zu vergnuͤgen. In verſchiedenen
Pavillons findet man Muſik zum Tanzen; in
andern ſtehen Seſſel bereit, eine Geſellſchaft
zu empfangen, die ſich aus dem großen Ge-
wuͤhl zu einer Unterredung verſammeln will;
mehrere Parthieen haben Schaukeln, Kegel-
bahnen, und andere Spiele; auf den Kanaͤlen
ſchwimmen Gondeln, zum Selbſtrudern einge-
richtet, oder Faͤhren; und wem dies alles nicht
genug iſt, fuͤr den ſind auch Erfriſchungen be-
reit. Dieſe edle Gaſtfreyheit bleibt nicht un-
genutzt; der Zuſammenfluß von Leuten aller
Staͤnde, vom Ordensbande bis zum ſimpeln
wohlgekleideten Buͤrger, bildet eine ſo bunte
Maſſe und zuweilen auch ſo grell abſtechende
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/329>, abgerufen am 23.11.2024.
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