Krestowski Ostrow, die dem Grafen Ra- sumowski gehört, ist durchaus mit Wald bedeckt, der hin und wieder zu großen, herr- lichen Alleen ausgehauen ist. Auch hier ist es Jedermann erlaubt, die natürlichen Schönhei- ten zu genießen; ein kleines Dorf auf dieser Insel ist den Sommer hindurch fast bloß von Stadtleuten bewohnt. An Sonn- und Fest- tagen ist hier ein großer Zusammenfluß von Städtern aus den niedern Klassen, die sich auf ihre Weise ungestört vergnügen dürfen. Auch Jelagins Insel, die schönste unter allen, steht dem Publikum zur Benutzung frey, so wie im wiburgischen Stadttheil die Gärten der Grafen Stroganow und Besborodks. Die beyden ersteren haben seit einigen Jahren ein Vauxhall eröfnet, welches sehr häufig von dem höhern und niedern Publikum besucht wird. Die Gesellschaft vergnügt sich mit Spazierengehen und Tanzen, wozu die Eigen- thümer eine gutbesetzte türkische Musik unter- halten, mit dem Fischfange, mit Schaukeln und Kegeln, und Abends wird zuweilen ein Feuerwerk abgebrannt. Der Herr von Jela- gin nimmt gewöhnlich selbst Theil an dem
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Kreſtowski Oſtrow, die dem Grafen Ra- ſumowski gehoͤrt, iſt durchaus mit Wald bedeckt, der hin und wieder zu großen, herr- lichen Alleen ausgehauen iſt. Auch hier iſt es Jedermann erlaubt, die natuͤrlichen Schoͤnhei- ten zu genießen; ein kleines Dorf auf dieſer Inſel iſt den Sommer hindurch faſt bloß von Stadtleuten bewohnt. An Sonn- und Feſt- tagen iſt hier ein großer Zuſammenfluß von Staͤdtern aus den niedern Klaſſen, die ſich auf ihre Weiſe ungeſtoͤrt vergnuͤgen duͤrfen. Auch Jelagins Inſel, die ſchoͤnſte unter allen, ſteht dem Publikum zur Benutzung frey, ſo wie im wiburgiſchen Stadttheil die Gaͤrten der Grafen Stroganow und Besborodks. Die beyden erſteren haben ſeit einigen Jahren ein Vauxhall eroͤfnet, welches ſehr haͤufig von dem hoͤhern und niedern Publikum beſucht wird. Die Geſellſchaft vergnuͤgt ſich mit Spazierengehen und Tanzen, wozu die Eigen- thuͤmer eine gutbeſetzte tuͤrkiſche Muſik unter- halten, mit dem Fiſchfange, mit Schaukeln und Kegeln, und Abends wird zuweilen ein Feuerwerk abgebrannt. Der Herr von Jela- gin nimmt gewoͤhnlich ſelbſt Theil an dem
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Kreſtowski Oſtrow, die dem Grafen Ra-
ſumowski gehoͤrt, iſt durchaus mit Wald
bedeckt, der hin und wieder zu großen, herr-
lichen Alleen ausgehauen iſt. Auch hier iſt es
Jedermann erlaubt, die natuͤrlichen Schoͤnhei-
ten zu genießen; ein kleines Dorf auf dieſer
Inſel iſt den Sommer hindurch faſt bloß von
Stadtleuten bewohnt. An Sonn- und Feſt-
tagen iſt hier ein großer Zuſammenfluß von
Staͤdtern aus den niedern Klaſſen, die ſich auf
ihre Weiſe ungeſtoͤrt vergnuͤgen duͤrfen. Auch
Jelagins Inſel, die ſchoͤnſte unter allen,
ſteht dem Publikum zur Benutzung frey, ſo
wie im wiburgiſchen Stadttheil die Gaͤrten der
Grafen Stroganow und Besborodks.
Die beyden erſteren haben ſeit einigen Jahren
ein Vauxhall eroͤfnet, welches ſehr haͤufig von
dem hoͤhern und niedern Publikum beſucht
wird. Die Geſellſchaft vergnuͤgt ſich mit
Spazierengehen und Tanzen, wozu die Eigen-
thuͤmer eine gutbeſetzte tuͤrkiſche Muſik unter-
halten, mit dem Fiſchfange, mit Schaukeln
und Kegeln, und Abends wird zuweilen ein
Feuerwerk abgebrannt. Der Herr von Jela-
gin nimmt gewoͤhnlich ſelbſt Theil an dem
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/327>, abgerufen am 23.11.2024.
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