Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

gen einige Sprützen in Bereitschaft gehalten
werden. Nun ist aller Streit geendigt; die
geflüchteten Partheyen eilen Arm in Arm in
die nächste Schenke, um ihre erneuerte Freund-
schaft mit einem Glase Branntwein zu be-
siegeln.

In der Nachbarschaft der Schaukeln sind
gewöhnlich Bretterhütten aufgeschlagen, in de-
nen Volkskomedien gegeben werden. Jede
Vorstellung dauert etwa eine halbe Stunde
und der Einlaß wird mit fünf Kopeken be-
zahlt. Da der Zulauf des Volks außerordent-
lich groß ist, und den ganzen Tag hindurch ge-
spielt wird, so ist der Gewinn der Unterneh-
mer und Schauspieler, den sie unter sich thei-
len, immer beträchtlich genug. Diese letztern
sind, wie man leicht vermuthen wird, keine
Künstler vom Metier, sondern bloße Dilettan-
ten aus den untersten Volksklassen, denen aber
dennoch, unter der Maske des Duraks *)
mancher kräftige und naive Einfall entwischt.


*) Durak, eigentlich: Narr; auch Hartekin, Hauns-
wurst.
S 5

gen einige Spruͤtzen in Bereitſchaft gehalten
werden. Nun iſt aller Streit geendigt; die
gefluͤchteten Partheyen eilen Arm in Arm in
die naͤchſte Schenke, um ihre erneuerte Freund-
ſchaft mit einem Glaſe Branntwein zu be-
ſiegeln.

In der Nachbarſchaft der Schaukeln ſind
gewoͤhnlich Bretterhuͤtten aufgeſchlagen, in de-
nen Volkskomedien gegeben werden. Jede
Vorſtellung dauert etwa eine halbe Stunde
und der Einlaß wird mit fuͤnf Kopeken be-
zahlt. Da der Zulauf des Volks außerordent-
lich groß iſt, und den ganzen Tag hindurch ge-
ſpielt wird, ſo iſt der Gewinn der Unterneh-
mer und Schauſpieler, den ſie unter ſich thei-
len, immer betraͤchtlich genug. Dieſe letztern
ſind, wie man leicht vermuthen wird, keine
Kuͤnſtler vom Metier, ſondern bloße Dilettan-
ten aus den unterſten Volksklaſſen, denen aber
dennoch, unter der Maske des Duraks *)
mancher kraͤftige und naive Einfall entwiſcht.


*) Durak, eigentlich: Narr; auch Hartekin, Hauns-
wurſt.
S 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0299" n="281"/>
gen einige Spru&#x0364;tzen in Bereit&#x017F;chaft gehalten<lb/>
werden. Nun i&#x017F;t aller Streit geendigt; die<lb/>
geflu&#x0364;chteten Partheyen eilen Arm in Arm in<lb/>
die na&#x0364;ch&#x017F;te Schenke, um ihre erneuerte Freund-<lb/>
&#x017F;chaft mit einem Gla&#x017F;e Branntwein zu be-<lb/>
&#x017F;iegeln.</p><lb/>
          <p>In der Nachbar&#x017F;chaft der Schaukeln &#x017F;ind<lb/>
gewo&#x0364;hnlich Bretterhu&#x0364;tten aufge&#x017F;chlagen, in de-<lb/>
nen Volkskomedien gegeben werden. Jede<lb/>
Vor&#x017F;tellung dauert etwa eine halbe Stunde<lb/>
und der Einlaß wird mit fu&#x0364;nf Kopeken be-<lb/>
zahlt. Da der Zulauf des Volks außerordent-<lb/>
lich groß i&#x017F;t, und den ganzen Tag hindurch ge-<lb/>
&#x017F;pielt wird, &#x017F;o i&#x017F;t der Gewinn der Unterneh-<lb/>
mer und Schau&#x017F;pieler, den &#x017F;ie unter &#x017F;ich thei-<lb/>
len, immer betra&#x0364;chtlich genug. Die&#x017F;e letztern<lb/>
&#x017F;ind, wie man leicht vermuthen wird, keine<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;tler vom Metier, &#x017F;ondern bloße Dilettan-<lb/>
ten aus den unter&#x017F;ten Volkskla&#x017F;&#x017F;en, denen aber<lb/>
dennoch, unter der Maske des <hi rendition="#g">Duraks</hi> <note place="foot" n="*)">Durak, eigentlich: Narr; auch Hartekin, Hauns-<lb/>
wur&#x017F;t.</note><lb/>
mancher kra&#x0364;ftige und naive Einfall entwi&#x017F;cht.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">S 5</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0299] gen einige Spruͤtzen in Bereitſchaft gehalten werden. Nun iſt aller Streit geendigt; die gefluͤchteten Partheyen eilen Arm in Arm in die naͤchſte Schenke, um ihre erneuerte Freund- ſchaft mit einem Glaſe Branntwein zu be- ſiegeln. In der Nachbarſchaft der Schaukeln ſind gewoͤhnlich Bretterhuͤtten aufgeſchlagen, in de- nen Volkskomedien gegeben werden. Jede Vorſtellung dauert etwa eine halbe Stunde und der Einlaß wird mit fuͤnf Kopeken be- zahlt. Da der Zulauf des Volks außerordent- lich groß iſt, und den ganzen Tag hindurch ge- ſpielt wird, ſo iſt der Gewinn der Unterneh- mer und Schauſpieler, den ſie unter ſich thei- len, immer betraͤchtlich genug. Dieſe letztern ſind, wie man leicht vermuthen wird, keine Kuͤnſtler vom Metier, ſondern bloße Dilettan- ten aus den unterſten Volksklaſſen, denen aber dennoch, unter der Maske des Duraks *) mancher kraͤftige und naive Einfall entwiſcht. *) Durak, eigentlich: Narr; auch Hartekin, Hauns- wurſt. S 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/299
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/299>, abgerufen am 11.05.2024.