Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Litterator wenig oder keinen Werth haben
konnte. Die Bibliothek des Staatsrath San-
chez
und andere Vermehrungen fiengen eben
an dem werdenden Institut einigen Glanz zu
geben, als ein plötzlicher Unglücksfall diese
schönen Aussichten auf eine Zeitlang unter-
brach. Das Feuer, dieses gefährliche Element,
welches fast alle berühmte Sammlungen be-
droht oder zerstört hat, ward auch hier
die Ursache einer Verwüstung, deren Folgen
weniger durch den erlittenen Verlust, als
durch die Unordnung nachtheilig waren, in
welche die Bibliothek durch diesen Unfall ge-
rieth, und die nicht eher gehoben werden
konnte, als bis das neue Gebäude wieder her-
gestellt war, in welchem sie noch jetzt aufbe-
wahrt wird. Unter Katharinens Regie-
rung ward der Krieg zum zweytenmal ein
Wohlthäter dieser Sammlung; sie erhielt im
Jahr 1772 die berühmte Radzivil'sche Bi-
bliothek, die bisher zu Nesviz, in Litthauen,
gestanden hatte. Dies war der letzte große
Zufluß, den sie bekam; ihre spätern Bereiche-
rungen verdankt sie der Großmuth der Kai-
serinn und dem Wohlwollen einzelner Freunde

Zweiter Theil. G

Litterator wenig oder keinen Werth haben
konnte. Die Bibliothek des Staatsrath San-
chez
und andere Vermehrungen fiengen eben
an dem werdenden Inſtitut einigen Glanz zu
geben, als ein ploͤtzlicher Ungluͤcksfall dieſe
ſchoͤnen Ausſichten auf eine Zeitlang unter-
brach. Das Feuer, dieſes gefaͤhrliche Element,
welches faſt alle beruͤhmte Sammlungen be-
droht oder zerſtoͤrt hat, ward auch hier
die Urſache einer Verwuͤſtung, deren Folgen
weniger durch den erlittenen Verluſt, als
durch die Unordnung nachtheilig waren, in
welche die Bibliothek durch dieſen Unfall ge-
rieth, und die nicht eher gehoben werden
konnte, als bis das neue Gebaͤude wieder her-
geſtellt war, in welchem ſie noch jetzt aufbe-
wahrt wird. Unter Katharinens Regie-
rung ward der Krieg zum zweytenmal ein
Wohlthaͤter dieſer Sammlung; ſie erhielt im
Jahr 1772 die beruͤhmte Radzivil’ſche Bi-
bliothek, die bisher zu Nesviz, in Litthauen,
geſtanden hatte. Dies war der letzte große
Zufluß, den ſie bekam; ihre ſpaͤtern Bereiche-
rungen verdankt ſie der Großmuth der Kai-
ſerinn und dem Wohlwollen einzelner Freunde

Zweiter Theil. G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="97"/>
Litterator wenig oder keinen Werth haben<lb/>
konnte. Die Bibliothek des Staatsrath <hi rendition="#g">San-<lb/>
chez</hi> und andere Vermehrungen fiengen eben<lb/>
an dem werdenden In&#x017F;titut einigen Glanz zu<lb/>
geben, als ein plo&#x0364;tzlicher Unglu&#x0364;cksfall die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Aus&#x017F;ichten auf eine Zeitlang unter-<lb/>
brach. Das Feuer, die&#x017F;es gefa&#x0364;hrliche Element,<lb/>
welches fa&#x017F;t alle beru&#x0364;hmte Sammlungen be-<lb/>
droht oder zer&#x017F;to&#x0364;rt hat, ward auch hier<lb/>
die Ur&#x017F;ache einer Verwu&#x0364;&#x017F;tung, deren Folgen<lb/>
weniger durch den erlittenen Verlu&#x017F;t, als<lb/>
durch die Unordnung nachtheilig waren, in<lb/>
welche die Bibliothek durch die&#x017F;en Unfall ge-<lb/>
rieth, und die nicht eher gehoben werden<lb/>
konnte, als bis das neue Geba&#x0364;ude wieder her-<lb/>
ge&#x017F;tellt war, in welchem &#x017F;ie noch jetzt aufbe-<lb/>
wahrt wird. Unter <hi rendition="#g">Katharinens</hi> Regie-<lb/>
rung ward der Krieg zum zweytenmal ein<lb/>
Wohltha&#x0364;ter die&#x017F;er Sammlung; &#x017F;ie erhielt im<lb/>
Jahr 1772 die beru&#x0364;hmte <hi rendition="#g">Radzivil&#x2019;&#x017F;</hi>che Bi-<lb/>
bliothek, die bisher zu Nesviz, in Litthauen,<lb/>
ge&#x017F;tanden hatte. Dies war der letzte große<lb/>
Zufluß, den &#x017F;ie bekam; ihre &#x017F;pa&#x0364;tern Bereiche-<lb/>
rungen verdankt &#x017F;ie der Großmuth der Kai-<lb/>
&#x017F;erinn und dem Wohlwollen einzelner Freunde<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. G</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0113] Litterator wenig oder keinen Werth haben konnte. Die Bibliothek des Staatsrath San- chez und andere Vermehrungen fiengen eben an dem werdenden Inſtitut einigen Glanz zu geben, als ein ploͤtzlicher Ungluͤcksfall dieſe ſchoͤnen Ausſichten auf eine Zeitlang unter- brach. Das Feuer, dieſes gefaͤhrliche Element, welches faſt alle beruͤhmte Sammlungen be- droht oder zerſtoͤrt hat, ward auch hier die Urſache einer Verwuͤſtung, deren Folgen weniger durch den erlittenen Verluſt, als durch die Unordnung nachtheilig waren, in welche die Bibliothek durch dieſen Unfall ge- rieth, und die nicht eher gehoben werden konnte, als bis das neue Gebaͤude wieder her- geſtellt war, in welchem ſie noch jetzt aufbe- wahrt wird. Unter Katharinens Regie- rung ward der Krieg zum zweytenmal ein Wohlthaͤter dieſer Sammlung; ſie erhielt im Jahr 1772 die beruͤhmte Radzivil’ſche Bi- bliothek, die bisher zu Nesviz, in Litthauen, geſtanden hatte. Dies war der letzte große Zufluß, den ſie bekam; ihre ſpaͤtern Bereiche- rungen verdankt ſie der Großmuth der Kai- ſerinn und dem Wohlwollen einzelner Freunde Zweiter Theil. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/113
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/113>, abgerufen am 02.05.2024.