Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Pflanzenwelt ermüdet, auf die erlesensten Pro-
dukte der Kunst; hier ladet ein griechischer
Kopf zur Bewunderung ein, dort fesselt eine
bunte Sammlung seltner Fische in krystallenen
Becken unsere Aufmerksamkeit auf einen Mo-
ment. Man reißt sich von diesen Gegenständen
los, um in eine Spiegelgrotte zu gehen, die
alle diese Wunder vervielfacht zurückwirft, oder
in den Facetten eines Spiegelobelisks das selt-
samste Farbengemisch anzustaunen. Die milde
Wärme, der Blüthenduft edler Pflanzen, das
wollüstige Schweigen, die in diesem Zauber-
garten herrschen, wiegen die Fantasie in süße,
romantische Träume; man glaubt sich in den
Haynen Italiens, indessen die erstorbene Na-
tur durch die Fenstern dieses Pavillons den
herbsten Winter predigt. -- Mitten unter
diesen kühnen Schöpfungen steht auf einem ho-
hen Piedestal das Bildniß Katharinens der
Zweyten
aus karrarischem Marmor. --

Unter den Kirchen des Stückhofs ist die
Lutherische Annenkirche durch ihre gute
Bauartbemerkenswerth. -- An der Fontanka,
deren eine Seite dem dritten Admiralitätstheil
und die andere dem Stückhof gehört, entstehen

Pflanzenwelt ermuͤdet, auf die erleſenſten Pro-
dukte der Kunſt; hier ladet ein griechiſcher
Kopf zur Bewunderung ein, dort feſſelt eine
bunte Sammlung ſeltner Fiſche in kryſtallenen
Becken unſere Aufmerkſamkeit auf einen Mo-
ment. Man reißt ſich von dieſen Gegenſtaͤnden
los, um in eine Spiegelgrotte zu gehen, die
alle dieſe Wunder vervielfacht zuruͤckwirft, oder
in den Facetten eines Spiegelobelisks das ſelt-
ſamſte Farbengemiſch anzuſtaunen. Die milde
Waͤrme, der Bluͤthenduft edler Pflanzen, das
wolluͤſtige Schweigen, die in dieſem Zauber-
garten herrſchen, wiegen die Fantaſie in ſuͤße,
romantiſche Traͤume; man glaubt ſich in den
Haynen Italiens, indeſſen die erſtorbene Na-
tur durch die Fenſtern dieſes Pavillons den
herbſten Winter predigt. — Mitten unter
dieſen kuͤhnen Schoͤpfungen ſteht auf einem ho-
hen Piedeſtal das Bildniß Katharinens der
Zweyten
aus karrariſchem Marmor. —

Unter den Kirchen des Stuͤckhofs iſt die
Lutheriſche Annenkirche durch ihre gute
Bauartbemerkenswerth. — An der Fontanka,
deren eine Seite dem dritten Admiralitaͤtstheil
und die andere dem Stuͤckhof gehoͤrt, entſtehen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0097" n="63"/>
Pflanzenwelt ermu&#x0364;det, auf die erle&#x017F;en&#x017F;ten Pro-<lb/>
dukte der Kun&#x017F;t; hier ladet ein griechi&#x017F;cher<lb/>
Kopf zur Bewunderung ein, dort fe&#x017F;&#x017F;elt eine<lb/>
bunte Sammlung &#x017F;eltner Fi&#x017F;che in kry&#x017F;tallenen<lb/>
Becken un&#x017F;ere Aufmerk&#x017F;amkeit auf einen Mo-<lb/>
ment. Man reißt &#x017F;ich von die&#x017F;en Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
los, um in eine Spiegelgrotte zu gehen, die<lb/>
alle die&#x017F;e Wunder vervielfacht zuru&#x0364;ckwirft, oder<lb/>
in den Facetten eines Spiegelobelisks das &#x017F;elt-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;te Farbengemi&#x017F;ch anzu&#x017F;taunen. Die milde<lb/>
Wa&#x0364;rme, der Blu&#x0364;thenduft edler Pflanzen, das<lb/>
wollu&#x0364;&#x017F;tige Schweigen, die in die&#x017F;em Zauber-<lb/>
garten herr&#x017F;chen, wiegen die Fanta&#x017F;ie in &#x017F;u&#x0364;ße,<lb/>
romanti&#x017F;che Tra&#x0364;ume; man glaubt &#x017F;ich in den<lb/>
Haynen Italiens, inde&#x017F;&#x017F;en die er&#x017F;torbene Na-<lb/>
tur durch die Fen&#x017F;tern die&#x017F;es Pavillons den<lb/>
herb&#x017F;ten Winter predigt. &#x2014; Mitten unter<lb/>
die&#x017F;en ku&#x0364;hnen Scho&#x0364;pfungen &#x017F;teht auf einem ho-<lb/>
hen Piede&#x017F;tal das Bildniß <hi rendition="#g">Katharinens der<lb/>
Zweyten</hi> aus karrari&#x017F;chem Marmor. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Unter den Kirchen des Stu&#x0364;ckhofs i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#g">Lutheri&#x017F;che Annenkirche</hi> durch ihre gute<lb/>
Bauartbemerkenswerth. &#x2014; An der Fontanka,<lb/>
deren eine Seite dem dritten Admiralita&#x0364;tstheil<lb/>
und die andere dem Stu&#x0364;ckhof geho&#x0364;rt, ent&#x017F;tehen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0097] Pflanzenwelt ermuͤdet, auf die erleſenſten Pro- dukte der Kunſt; hier ladet ein griechiſcher Kopf zur Bewunderung ein, dort feſſelt eine bunte Sammlung ſeltner Fiſche in kryſtallenen Becken unſere Aufmerkſamkeit auf einen Mo- ment. Man reißt ſich von dieſen Gegenſtaͤnden los, um in eine Spiegelgrotte zu gehen, die alle dieſe Wunder vervielfacht zuruͤckwirft, oder in den Facetten eines Spiegelobelisks das ſelt- ſamſte Farbengemiſch anzuſtaunen. Die milde Waͤrme, der Bluͤthenduft edler Pflanzen, das wolluͤſtige Schweigen, die in dieſem Zauber- garten herrſchen, wiegen die Fantaſie in ſuͤße, romantiſche Traͤume; man glaubt ſich in den Haynen Italiens, indeſſen die erſtorbene Na- tur durch die Fenſtern dieſes Pavillons den herbſten Winter predigt. — Mitten unter dieſen kuͤhnen Schoͤpfungen ſteht auf einem ho- hen Piedeſtal das Bildniß Katharinens der Zweyten aus karrariſchem Marmor. — Unter den Kirchen des Stuͤckhofs iſt die Lutheriſche Annenkirche durch ihre gute Bauartbemerkenswerth. — An der Fontanka, deren eine Seite dem dritten Admiralitaͤtstheil und die andere dem Stuͤckhof gehoͤrt, entſtehen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/97
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/97>, abgerufen am 07.05.2024.