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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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nung belegt wird. Die Einrichtung dieser An-
stalt ist die überall gewöhnliche. Auf das Zei-
chen mit der Klingel wird sogleich ein Korb
herunter gelassen, welcher die gebrachten Kin-
der aufnimmt; findet sich kein Zettel bey den-
selben, so wird bloß angefragt, ob das Kind
getauft sey und wie es heiße. Die Kinder
werden zum Theil an Ammen und Bauerwei-
ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie-
hung wird nach den verschiedenen Bestimmun-
gen eingerichtet, die sie sich, bey reiferm Al-
ter, wählen; diejenigen, welche vorzügliche
Anlagen zeigen, werden in die Akademie der
Künste, in die Theaterschule, ins Gymnasi-
um der Akademie der Wissenschaften, u. s. w.
abgegeben; der größere Theil aber wird zu
Handwerkern und für Gewerbe erzogen. Rein-
lichkeit und Ordnung sind überall herrschend,
und es ist Jedermann erlaubt, dieses Haus
zu jeder Zeit zu besuchen. Die Knaben wer-
den mit dem vier und zwanzigsten, und die
Mädchen im zwanzigsten Jahr, ohne alle Ver-
pflichtungen gegen das Institut entlassen. Ueber
die Mortalität des Hauses sind keine Listen

nung belegt wird. Die Einrichtung dieſer An-
ſtalt iſt die uͤberall gewoͤhnliche. Auf das Zei-
chen mit der Klingel wird ſogleich ein Korb
herunter gelaſſen, welcher die gebrachten Kin-
der aufnimmt; findet ſich kein Zettel bey den-
ſelben, ſo wird bloß angefragt, ob das Kind
getauft ſey und wie es heiße. Die Kinder
werden zum Theil an Ammen und Bauerwei-
ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie-
hung wird nach den verſchiedenen Beſtimmun-
gen eingerichtet, die ſie ſich, bey reiferm Al-
ter, waͤhlen; diejenigen, welche vorzuͤgliche
Anlagen zeigen, werden in die Akademie der
Kuͤnſte, in die Theaterſchule, ins Gymnaſi-
um der Akademie der Wiſſenſchaften, u. ſ. w.
abgegeben; der groͤßere Theil aber wird zu
Handwerkern und fuͤr Gewerbe erzogen. Rein-
lichkeit und Ordnung ſind uͤberall herrſchend,
und es iſt Jedermann erlaubt, dieſes Haus
zu jeder Zeit zu beſuchen. Die Knaben wer-
den mit dem vier und zwanzigſten, und die
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[266/0302] nung belegt wird. Die Einrichtung dieſer An- ſtalt iſt die uͤberall gewoͤhnliche. Auf das Zei- chen mit der Klingel wird ſogleich ein Korb herunter gelaſſen, welcher die gebrachten Kin- der aufnimmt; findet ſich kein Zettel bey den- ſelben, ſo wird bloß angefragt, ob das Kind getauft ſey und wie es heiße. Die Kinder werden zum Theil an Ammen und Bauerwei- ber außer der Stadt abgegeben. Ihre Erzie- hung wird nach den verſchiedenen Beſtimmun- gen eingerichtet, die ſie ſich, bey reiferm Al- ter, waͤhlen; diejenigen, welche vorzuͤgliche Anlagen zeigen, werden in die Akademie der Kuͤnſte, in die Theaterſchule, ins Gymnaſi- um der Akademie der Wiſſenſchaften, u. ſ. w. abgegeben; der groͤßere Theil aber wird zu Handwerkern und fuͤr Gewerbe erzogen. Rein- lichkeit und Ordnung ſind uͤberall herrſchend, und es iſt Jedermann erlaubt, dieſes Haus zu jeder Zeit zu beſuchen. Die Knaben wer- den mit dem vier und zwanzigſten, und die Maͤdchen im zwanzigſten Jahr, ohne alle Ver- pflichtungen gegen das Inſtitut entlaſſen. Ueber die Mortalitaͤt des Hauſes ſind keine Liſten

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/302>, abgerufen am 10.05.2024.