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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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die sich Einfindenden mit der größten Ver-
schwiegenheit und ohne irgend eine Bezahlung.
Es steht den jungen Müttern frey, ob sie ihre
Kinder mit sich nehmen, oder für das Findel-
haus hinterlassen wollen. Die Lehrlinge der
Entbindungskunst sind zugleich Krankenwärte-
rinnen und können sich zu diesem Behuf auch
in der Stadt vermiethen.

Das Pockenhaus, welches die Kaise-
rinn 1768 zur wirksamern Verbreitung der
Einimpfung stiftete, steht unter dem Kollegi-
um der allgemeinen Fürsorge, und nimmt
jährlich zweymal Kinder unentgeldlich auf. Im
Jahr 1789 wurden 135 Knaben und 55 Mäd-
chen die Pocken eingeimpft. Diese gemeinnü-
tzige Anstalt kostet jährlich etwa 6000 Rubel.

Das mit dem Findelhause verbundene
Entbindungshaus nimmt alle Schwangere
die sich melden ohne Ausnahme, ohne Unter-
sachung und Bezahlung auf. Bey diesem In-
stitut ist ein Geburtshelfer angestellt, der zu-
gleich Lehrer der Entbindungskunst ist.

Außer diesen öffentlichen Einrichtungen be-
steht seit dem Jahr 1788 eine Privatanstalt
zur Verpflegung und Heilung dürftiger Kran-

die ſich Einfindenden mit der groͤßten Ver-
ſchwiegenheit und ohne irgend eine Bezahlung.
Es ſteht den jungen Muͤttern frey, ob ſie ihre
Kinder mit ſich nehmen, oder fuͤr das Findel-
haus hinterlaſſen wollen. Die Lehrlinge der
Entbindungskunſt ſind zugleich Krankenwaͤrte-
rinnen und koͤnnen ſich zu dieſem Behuf auch
in der Stadt vermiethen.

Das Pockenhaus, welches die Kaiſe-
rinn 1768 zur wirkſamern Verbreitung der
Einimpfung ſtiftete, ſteht unter dem Kollegi-
um der allgemeinen Fuͤrſorge, und nimmt
jaͤhrlich zweymal Kinder unentgeldlich auf. Im
Jahr 1789 wurden 135 Knaben und 55 Maͤd-
chen die Pocken eingeimpft. Dieſe gemeinnuͤ-
tzige Anſtalt koſtet jaͤhrlich etwa 6000 Rubel.

Das mit dem Findelhauſe verbundene
Entbindungshaus nimmt alle Schwangere
die ſich melden ohne Ausnahme, ohne Unter-
ſachung und Bezahlung auf. Bey dieſem In-
ſtitut iſt ein Geburtshelfer angeſtellt, der zu-
gleich Lehrer der Entbindungskunſt iſt.

Außer dieſen oͤffentlichen Einrichtungen be-
ſteht ſeit dem Jahr 1788 eine Privatanſtalt
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[264/0300] die ſich Einfindenden mit der groͤßten Ver- ſchwiegenheit und ohne irgend eine Bezahlung. Es ſteht den jungen Muͤttern frey, ob ſie ihre Kinder mit ſich nehmen, oder fuͤr das Findel- haus hinterlaſſen wollen. Die Lehrlinge der Entbindungskunſt ſind zugleich Krankenwaͤrte- rinnen und koͤnnen ſich zu dieſem Behuf auch in der Stadt vermiethen. Das Pockenhaus, welches die Kaiſe- rinn 1768 zur wirkſamern Verbreitung der Einimpfung ſtiftete, ſteht unter dem Kollegi- um der allgemeinen Fuͤrſorge, und nimmt jaͤhrlich zweymal Kinder unentgeldlich auf. Im Jahr 1789 wurden 135 Knaben und 55 Maͤd- chen die Pocken eingeimpft. Dieſe gemeinnuͤ- tzige Anſtalt koſtet jaͤhrlich etwa 6000 Rubel. Das mit dem Findelhauſe verbundene Entbindungshaus nimmt alle Schwangere die ſich melden ohne Ausnahme, ohne Unter- ſachung und Bezahlung auf. Bey dieſem In- ſtitut iſt ein Geburtshelfer angeſtellt, der zu- gleich Lehrer der Entbindungskunſt iſt. Außer dieſen oͤffentlichen Einrichtungen be- ſteht ſeit dem Jahr 1788 eine Privatanſtalt zur Verpflegung und Heilung duͤrftiger Kran-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/300>, abgerufen am 11.05.2024.