Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

nach dem Verhältniß seiner Baarschaft, etwas
erhalten kann.

Doch, der gemeine Russe darf nicht erst
eine Chartschewna aufsuchen, um satt zu wer-
den. Ueberall, in jeder Gegend der Stadt
und zu jeder Jahrszeit kann er seine Mahlzeit
unter freyem Himmel halten. An den Ecken
der Straßen sind Tische und Hütten aufgeschla-
gen, in welchen Quas und Sbiten' verkauft
wird. Neben denselben sitzen gewöhnlich Wei-
ber, die mit Brod, Kalatsch, u. dergl. han-
deln. Die Piroghi werden von Kerlen umher-
getragen, die überall wo sie Käufer finden,
einen bey sich habenden Feldtisch aufschlagen
und ihre Waare ausbieten. -- Diese Ein-
richtung ist sehr nothwendig, da man wegen
der weiten Entfernungen, seinen Wagen und
Bedienten gewöhnlich bey sich behält, wenn
man irgend wohin fährt.

Das ungeheure Bedürfniß einer so volk-
reichen und luxuriösen Stadt, fordert unge-
heure Vorräthe. Daher die große Menge von
Magazinen, Buden und Waarenlagern aller
Art, die sich hauptsächlich in den Mittelpunkt
der Residenz zusammendrängen. Nach der rus-

P 5

nach dem Verhaͤltniß ſeiner Baarſchaft, etwas
erhalten kann.

Doch, der gemeine Ruſſe darf nicht erſt
eine Chartſchewna aufſuchen, um ſatt zu wer-
den. Ueberall, in jeder Gegend der Stadt
und zu jeder Jahrszeit kann er ſeine Mahlzeit
unter freyem Himmel halten. An den Ecken
der Straßen ſind Tiſche und Huͤtten aufgeſchla-
gen, in welchen Quas und Sbiten’ verkauft
wird. Neben denſelben ſitzen gewoͤhnlich Wei-
ber, die mit Brod, Kalatſch, u. dergl. han-
deln. Die Piroghi werden von Kerlen umher-
getragen, die uͤberall wo ſie Kaͤufer finden,
einen bey ſich habenden Feldtiſch aufſchlagen
und ihre Waare ausbieten. — Dieſe Ein-
richtung iſt ſehr nothwendig, da man wegen
der weiten Entfernungen, ſeinen Wagen und
Bedienten gewoͤhnlich bey ſich behaͤlt, wenn
man irgend wohin faͤhrt.

Das ungeheure Beduͤrfniß einer ſo volk-
reichen und luxurioͤſen Stadt, fordert unge-
heure Vorraͤthe. Daher die große Menge von
Magazinen, Buden und Waarenlagern aller
Art, die ſich hauptſaͤchlich in den Mittelpunkt
der Reſidenz zuſammendraͤngen. Nach der ruſ-

P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0267" n="233"/>
nach dem Verha&#x0364;ltniß &#x017F;einer Baar&#x017F;chaft, etwas<lb/>
erhalten kann.</p><lb/>
          <p>Doch, der gemeine Ru&#x017F;&#x017F;e darf nicht er&#x017F;t<lb/>
eine Chart&#x017F;chewna auf&#x017F;uchen, um &#x017F;att zu wer-<lb/>
den. Ueberall, in jeder Gegend der Stadt<lb/>
und zu jeder Jahrszeit kann er &#x017F;eine Mahlzeit<lb/>
unter freyem Himmel halten. An den Ecken<lb/>
der Straßen &#x017F;ind Ti&#x017F;che und Hu&#x0364;tten aufge&#x017F;chla-<lb/>
gen, in welchen Quas und Sbiten&#x2019; verkauft<lb/>
wird. Neben den&#x017F;elben &#x017F;itzen gewo&#x0364;hnlich Wei-<lb/>
ber, die mit Brod, Kalat&#x017F;ch, u. dergl. han-<lb/>
deln. Die Piroghi werden von Kerlen umher-<lb/>
getragen, die u&#x0364;berall wo &#x017F;ie Ka&#x0364;ufer finden,<lb/>
einen bey &#x017F;ich habenden Feldti&#x017F;ch auf&#x017F;chlagen<lb/>
und ihre Waare ausbieten. &#x2014; Die&#x017F;e Ein-<lb/>
richtung i&#x017F;t &#x017F;ehr nothwendig, da man wegen<lb/>
der weiten Entfernungen, &#x017F;einen Wagen und<lb/>
Bedienten gewo&#x0364;hnlich bey &#x017F;ich beha&#x0364;lt, wenn<lb/>
man irgend wohin fa&#x0364;hrt.</p><lb/>
          <p>Das ungeheure Bedu&#x0364;rfniß einer &#x017F;o volk-<lb/>
reichen und luxurio&#x0364;&#x017F;en Stadt, fordert unge-<lb/>
heure Vorra&#x0364;the. Daher die große Menge von<lb/>
Magazinen, Buden und Waarenlagern aller<lb/>
Art, die &#x017F;ich haupt&#x017F;a&#x0364;chlich in den Mittelpunkt<lb/>
der Re&#x017F;idenz zu&#x017F;ammendra&#x0364;ngen. Nach der ru&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0267] nach dem Verhaͤltniß ſeiner Baarſchaft, etwas erhalten kann. Doch, der gemeine Ruſſe darf nicht erſt eine Chartſchewna aufſuchen, um ſatt zu wer- den. Ueberall, in jeder Gegend der Stadt und zu jeder Jahrszeit kann er ſeine Mahlzeit unter freyem Himmel halten. An den Ecken der Straßen ſind Tiſche und Huͤtten aufgeſchla- gen, in welchen Quas und Sbiten’ verkauft wird. Neben denſelben ſitzen gewoͤhnlich Wei- ber, die mit Brod, Kalatſch, u. dergl. han- deln. Die Piroghi werden von Kerlen umher- getragen, die uͤberall wo ſie Kaͤufer finden, einen bey ſich habenden Feldtiſch aufſchlagen und ihre Waare ausbieten. — Dieſe Ein- richtung iſt ſehr nothwendig, da man wegen der weiten Entfernungen, ſeinen Wagen und Bedienten gewoͤhnlich bey ſich behaͤlt, wenn man irgend wohin faͤhrt. Das ungeheure Beduͤrfniß einer ſo volk- reichen und luxurioͤſen Stadt, fordert unge- heure Vorraͤthe. Daher die große Menge von Magazinen, Buden und Waarenlagern aller Art, die ſich hauptſaͤchlich in den Mittelpunkt der Reſidenz zuſammendraͤngen. Nach der ruſ- P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/267
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/267>, abgerufen am 25.11.2024.