erhöhen, daß Natur und Kunst in diesem Ely- sium auf Einen Zweck berechnet sind. Eben diese Uebereinstimmung ist in dem Innern des Pallastes sichtbar. -- Der Garten, dessen kühne Regellosigkeit durch die größere Mannigfaltig- keit der Natur unterstützt wird, hat, außer einer Eremitenwohnung und einem verfallenen Tempel, keine künstliche Anlage, die hier der schönen Wirkung nur hinderlich wäre. -- In der Nähe von Pawlowsk hat die Großfürstinn sich eine kleine Einsiedeley geschaffen, wo die rührende Simplicität der Natur durch keinen Schleyer verhüllt wird. Das geschmackvolle Wohnhaus ist mit einer Meyerey umgeben, in welcher diese liebenswürdige Fürstinn sich an dem Anblick ländlicher Beschäftigungen ver- gnügt. Marienthal ist der Name dieser kleinen romantischen Schöpfung.
Zwanzig Werste von Zarskoje Selo liegt Gatschina, der Herbstwohnsitz des Groß- fürsten. Das Schloß, ein schönes Gebäude in einfachem edlem Stil, ist durch eine Arkade von Marmorsäulen mit einem Flügel verbun- den. Rings umher sind mehrere geschmack- volle Häuser befindlich, die den Anblick des
erhoͤhen, daß Natur und Kunſt in dieſem Ely- ſium auf Einen Zweck berechnet ſind. Eben dieſe Uebereinſtimmung iſt in dem Innern des Pallaſtes ſichtbar. — Der Garten, deſſen kuͤhne Regelloſigkeit durch die groͤßere Mannigfaltig- keit der Natur unterſtuͤtzt wird, hat, außer einer Eremitenwohnung und einem verfallenen Tempel, keine kuͤnſtliche Anlage, die hier der ſchoͤnen Wirkung nur hinderlich waͤre. — In der Naͤhe von Pawlowsk hat die Großfuͤrſtinn ſich eine kleine Einſiedeley geſchaffen, wo die ruͤhrende Simplicitaͤt der Natur durch keinen Schleyer verhuͤllt wird. Das geſchmackvolle Wohnhaus iſt mit einer Meyerey umgeben, in welcher dieſe liebenswuͤrdige Fuͤrſtinn ſich an dem Anblick laͤndlicher Beſchaͤftigungen ver- gnuͤgt. Marienthal iſt der Name dieſer kleinen romantiſchen Schoͤpfung.
Zwanzig Werſte von Zarskoje Selo liegt Gatſchina, der Herbſtwohnſitz des Groß- fuͤrſten. Das Schloß, ein ſchoͤnes Gebaͤude in einfachem edlem Stil, iſt durch eine Arkade von Marmorſaͤulen mit einem Fluͤgel verbun- den. Rings umher ſind mehrere geſchmack- volle Haͤuſer befindlich, die den Anblick des
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dieſe Uebereinſtimmung iſt in dem Innern des
Pallaſtes ſichtbar. — Der Garten, deſſen kuͤhne
Regelloſigkeit durch die groͤßere Mannigfaltig-
keit der Natur unterſtuͤtzt wird, hat, außer
einer Eremitenwohnung und einem verfallenen
Tempel, keine kuͤnſtliche Anlage, die hier der
ſchoͤnen Wirkung nur hinderlich waͤre. — In
der Naͤhe von Pawlowsk hat die Großfuͤrſtinn
ſich eine kleine Einſiedeley geſchaffen, wo die
ruͤhrende Simplicitaͤt der Natur durch keinen
Schleyer verhuͤllt wird. Das geſchmackvolle
Wohnhaus iſt mit einer Meyerey umgeben, in
welcher dieſe liebenswuͤrdige Fuͤrſtinn ſich an
dem Anblick laͤndlicher Beſchaͤftigungen ver-
gnuͤgt. Marienthal iſt der Name dieſer
kleinen romantiſchen Schoͤpfung.
Zwanzig Werſte von Zarskoje Selo liegt
Gatſchina, der Herbſtwohnſitz des Groß-
fuͤrſten. Das Schloß, ein ſchoͤnes Gebaͤude in
einfachem edlem Stil, iſt durch eine Arkade
von Marmorſaͤulen mit einem Fluͤgel verbun-
den. Rings umher ſind mehrere geſchmack-
volle Haͤuſer befindlich, die den Anblick des
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/134>, abgerufen am 27.11.2024.
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