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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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auf einem Fußgestelle von Granit gewidmet.
Ein prächtiger Triumfbogen verkündet den pa-
triotischen Muth des Fürsten Orlow, mit
welchem er sich dem Aufruhr und der Pest in
der Hauptstadt entgegenwarf und beyde be-
siegte. Den Sieg bey Morea und den Namen
Feodor Orlow verewigt eine Schnabel-
säule. -- Einfach und riesenhaft, wie die Ge-
danken der Helden, deren Andenken in diesen
Felsmassen lebt, stehen sie da, von der freund-
lichen Natur umgeben, die ihre Majestät durch
den Schleyer kunstloser Grazie mildert. Die
heilige Stille, welche in dem Bezirk dieses
Thatentempels wohnt, erhebt den Flügelschlag
der Fantasie, die sich hier von den sinnlichen
Erinnerungen moralischer Größe zu dem Ideal
der Vollkommenheit emporschwingt.

Dies ist der Eindruck, mit welchem man
den Sommersitz Katharinens verläßt. --
Ueberall sind die höchsten Bestrebungen der
Kunst sichtbar, denen sich die spröde Natur
nach einer hartnäckigen Weigerung nur um so
willfähriger überlassen zu haben scheint; überall
die Spuren dieser idealen Gemeinschaft, deren
Zeugungen den Adel ihres Stammes verra-

auf einem Fußgeſtelle von Granit gewidmet.
Ein praͤchtiger Triumfbogen verkuͤndet den pa-
triotiſchen Muth des Fuͤrſten Orlow, mit
welchem er ſich dem Aufruhr und der Peſt in
der Hauptſtadt entgegenwarf und beyde be-
ſiegte. Den Sieg bey Morea und den Namen
Feodor Orlow verewigt eine Schnabel-
ſaͤule. — Einfach und rieſenhaft, wie die Ge-
danken der Helden, deren Andenken in dieſen
Felsmaſſen lebt, ſtehen ſie da, von der freund-
lichen Natur umgeben, die ihre Majeſtaͤt durch
den Schleyer kunſtloſer Grazie mildert. Die
heilige Stille, welche in dem Bezirk dieſes
Thatentempels wohnt, erhebt den Fluͤgelſchlag
der Fantaſie, die ſich hier von den ſinnlichen
Erinnerungen moraliſcher Groͤße zu dem Ideal
der Vollkommenheit emporſchwingt.

Dies iſt der Eindruck, mit welchem man
den Sommerſitz Katharinens verlaͤßt. —
Ueberall ſind die hoͤchſten Beſtrebungen der
Kunſt ſichtbar, denen ſich die ſproͤde Natur
nach einer hartnaͤckigen Weigerung nur um ſo
willfaͤhriger uͤberlaſſen zu haben ſcheint; uͤberall
die Spuren dieſer idealen Gemeinſchaft, deren
Zeugungen den Adel ihres Stammes verra-

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[98/0132] auf einem Fußgeſtelle von Granit gewidmet. Ein praͤchtiger Triumfbogen verkuͤndet den pa- triotiſchen Muth des Fuͤrſten Orlow, mit welchem er ſich dem Aufruhr und der Peſt in der Hauptſtadt entgegenwarf und beyde be- ſiegte. Den Sieg bey Morea und den Namen Feodor Orlow verewigt eine Schnabel- ſaͤule. — Einfach und rieſenhaft, wie die Ge- danken der Helden, deren Andenken in dieſen Felsmaſſen lebt, ſtehen ſie da, von der freund- lichen Natur umgeben, die ihre Majeſtaͤt durch den Schleyer kunſtloſer Grazie mildert. Die heilige Stille, welche in dem Bezirk dieſes Thatentempels wohnt, erhebt den Fluͤgelſchlag der Fantaſie, die ſich hier von den ſinnlichen Erinnerungen moraliſcher Groͤße zu dem Ideal der Vollkommenheit emporſchwingt. Dies iſt der Eindruck, mit welchem man den Sommerſitz Katharinens verlaͤßt. — Ueberall ſind die hoͤchſten Beſtrebungen der Kunſt ſichtbar, denen ſich die ſproͤde Natur nach einer hartnaͤckigen Weigerung nur um ſo willfaͤhriger uͤberlaſſen zu haben ſcheint; uͤberall die Spuren dieſer idealen Gemeinſchaft, deren Zeugungen den Adel ihres Stammes verra-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/132>, abgerufen am 30.04.2024.