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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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wie alle hier vorhandene, mit Werkstücken aus-
gefuttert, und in eben dem Maaße in welchem
die Arbeit an demselben fortrückt, thürmen sich
riesenmäßige Waarenlager an seinen Ufern auf.
Es ist wol möglich die sinnlichen Verhältnisse die-
ser außerordentlichen Unternehmung anzugeben,
aber der Eindruck den das Resultat menschlicher
Kräfte unter diesen Bestimmungen macht,
kann nur durch das Auge in die Seele übergehen.

Die Volksmenge von Kronstadt läßt sich we-
gen der beständig Ab- und Zureisenden nicht ge-
nau bestimmen; im Durchschnitt aber schätzt
man sie auf 30,000 Menschen, von denen ein
sehr beträchtlicher Theil zur Flotte gehört. Die
sonderbare Lage der Stadt, welche, isolirt im
Meerbusen, den Sommer hindurch nur zu Was-
ser eine Verbindung mit den umliegenden Gegen-
den hat; die daher entstehende Abhängigkeit von
der Zufuhr der Lebensmittel; die Mischung so
mannigfaltiger Nationen und Menschenklassen,
unter welchen die roheste die zahlreichste ist, der
herrschende Ton, der sich, wenigstens zum Theil
nach diesen Bestimmungen modifizirt -- alle die-
se Umstände zusammengenommen, sind hinrei-
chend, die Erscheinung zu erklären, daß so we-

wie alle hier vorhandene, mit Werkſtuͤcken aus-
gefuttert, und in eben dem Maaße in welchem
die Arbeit an demſelben fortruͤckt, thuͤrmen ſich
rieſenmaͤßige Waarenlager an ſeinen Ufern auf.
Es iſt wol moͤglich die ſinnlichen Verhaͤltniſſe die-
ſer außerordentlichen Unternehmung anzugeben,
aber der Eindruck den das Reſultat menſchlicher
Kraͤfte unter dieſen Beſtimmungen macht,
kann nur durch das Auge in die Seele uͤbergehen.

Die Volksmenge von Kronſtadt laͤßt ſich we-
gen der beſtaͤndig Ab- und Zureiſenden nicht ge-
nau beſtimmen; im Durchſchnitt aber ſchaͤtzt
man ſie auf 30,000 Menſchen, von denen ein
ſehr betraͤchtlicher Theil zur Flotte gehoͤrt. Die
ſonderbare Lage der Stadt, welche, iſolirt im
Meerbuſen, den Sommer hindurch nur zu Waſ-
ſer eine Verbindung mit den umliegenden Gegen-
den hat; die daher entſtehende Abhaͤngigkeit von
der Zufuhr der Lebensmittel; die Miſchung ſo
mannigfaltiger Nationen und Menſchenklaſſen,
unter welchen die roheſte die zahlreichſte iſt, der
herrſchende Ton, der ſich, wenigſtens zum Theil
nach dieſen Beſtimmungen modifizirt — alle die-
ſe Umſtaͤnde zuſammengenommen, ſind hinrei-
chend, die Erſcheinung zu erklaͤren, daß ſo we-

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[91/0125] wie alle hier vorhandene, mit Werkſtuͤcken aus- gefuttert, und in eben dem Maaße in welchem die Arbeit an demſelben fortruͤckt, thuͤrmen ſich rieſenmaͤßige Waarenlager an ſeinen Ufern auf. Es iſt wol moͤglich die ſinnlichen Verhaͤltniſſe die- ſer außerordentlichen Unternehmung anzugeben, aber der Eindruck den das Reſultat menſchlicher Kraͤfte unter dieſen Beſtimmungen macht, kann nur durch das Auge in die Seele uͤbergehen. Die Volksmenge von Kronſtadt laͤßt ſich we- gen der beſtaͤndig Ab- und Zureiſenden nicht ge- nau beſtimmen; im Durchſchnitt aber ſchaͤtzt man ſie auf 30,000 Menſchen, von denen ein ſehr betraͤchtlicher Theil zur Flotte gehoͤrt. Die ſonderbare Lage der Stadt, welche, iſolirt im Meerbuſen, den Sommer hindurch nur zu Waſ- ſer eine Verbindung mit den umliegenden Gegen- den hat; die daher entſtehende Abhaͤngigkeit von der Zufuhr der Lebensmittel; die Miſchung ſo mannigfaltiger Nationen und Menſchenklaſſen, unter welchen die roheſte die zahlreichſte iſt, der herrſchende Ton, der ſich, wenigſtens zum Theil nach dieſen Beſtimmungen modifizirt — alle die- ſe Umſtaͤnde zuſammengenommen, ſind hinrei- chend, die Erſcheinung zu erklaͤren, daß ſo we-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/125>, abgerufen am 30.04.2024.