ihren dürftigen Unterhalt dem Meere abgewin- nen. Das Machtwort eines Fürsten erhebt den rauhen, wilden, von Natur und Menschen ver- lassenen Platz zur Werkstätte der Künste, zum Wohnsitz seiner Größe, zur Wiege der Kultur sei- nes sich bildenden Volks. Menschlicher Fleiß und menschliche Kräfte trotzen der Natur ihre verwei- gerten Gaben ab, schädliche Sümpfe verbluten sich zu wohlthätigen Kanälen, die Felsen der nachbarlichen Wildniß thürmen sich zu Pallästen und Denkmälern auf, Schiffe aus den entle- gensten Ländern besuchen das unbefahrne Meer, die Pflanzstadt des beeisten Nordens wird der Sitz des Luxus, die Quelle des Lichts, die Sta- pelstadt des Handels für den Welttheil des russi- schen Reichs, und -- der Zeitraum Eines Menschenlebens ist hinreichend diese Wun- der zu Stande zu bringen. Mehr als Ein glück- licher Greis war Zeitgenosse von Peters küh- nem Entwurf und Katharinens großer Vol- lendung.
Freylich ist dieses kolossalische Denkmal menschlicher Kraft nicht ohne Beyspiel. Adria- nopel, Palmyra und Stambul verewigen die Namen ihrer Stifter und sind die Aufschriften
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ihren duͤrftigen Unterhalt dem Meere abgewin- nen. Das Machtwort eines Fuͤrſten erhebt den rauhen, wilden, von Natur und Menſchen ver- laſſenen Platz zur Werkſtaͤtte der Kuͤnſte, zum Wohnſitz ſeiner Groͤße, zur Wiege der Kultur ſei- nes ſich bildenden Volks. Menſchlicher Fleiß und menſchliche Kraͤfte trotzen der Natur ihre verwei- gerten Gaben ab, ſchaͤdliche Suͤmpfe verbluten ſich zu wohlthaͤtigen Kanaͤlen, die Felſen der nachbarlichen Wildniß thuͤrmen ſich zu Pallaͤſten und Denkmaͤlern auf, Schiffe aus den entle- genſten Laͤndern beſuchen das unbefahrne Meer, die Pflanzſtadt des beeiſten Nordens wird der Sitz des Luxus, die Quelle des Lichts, die Sta- pelſtadt des Handels fuͤr den Welttheil des ruſſi- ſchen Reichs, und — der Zeitraum Eines Menſchenlebens iſt hinreichend dieſe Wun- der zu Stande zu bringen. Mehr als Ein gluͤck- licher Greis war Zeitgenoſſe von Peters kuͤh- nem Entwurf und Katharinens großer Vol- lendung.
Freylich iſt dieſes koloſſaliſche Denkmal menſchlicher Kraft nicht ohne Beyſpiel. Adria- nopel, Palmyra und Stambul verewigen die Namen ihrer Stifter und ſind die Aufſchriften
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ihren duͤrftigen Unterhalt dem Meere abgewin-
nen. Das Machtwort eines Fuͤrſten erhebt den
rauhen, wilden, von Natur und Menſchen ver-
laſſenen Platz zur Werkſtaͤtte der Kuͤnſte, zum
Wohnſitz ſeiner Groͤße, zur Wiege der Kultur ſei-
nes ſich bildenden Volks. Menſchlicher Fleiß und
menſchliche Kraͤfte trotzen der Natur ihre verwei-
gerten Gaben ab, ſchaͤdliche Suͤmpfe verbluten
ſich zu wohlthaͤtigen Kanaͤlen, die Felſen der
nachbarlichen Wildniß thuͤrmen ſich zu Pallaͤſten
und Denkmaͤlern auf, Schiffe aus den entle-
genſten Laͤndern beſuchen das unbefahrne Meer,
die Pflanzſtadt des beeiſten Nordens wird der
Sitz des Luxus, die Quelle des Lichts, die Sta-
pelſtadt des Handels fuͤr den Welttheil des ruſſi-
ſchen Reichs, und — der Zeitraum Eines
Menſchenlebens iſt hinreichend dieſe Wun-
der zu Stande zu bringen. Mehr als Ein gluͤck-
licher Greis war Zeitgenoſſe von Peters kuͤh-
nem Entwurf und Katharinens großer Vol-
lendung.
Freylich iſt dieſes koloſſaliſche Denkmal
menſchlicher Kraft nicht ohne Beyſpiel. Adria-
nopel, Palmyra und Stambul verewigen die
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/107>, abgerufen am 24.11.2024.
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