Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Wie den Stein das Meer umfleust, So umstürmen meinen Geist Seelenangst und Qual und Wut, Gottes Schrecken, Abels Blut! Oefnet, Wogen, euren Schlund, Denn der Muttererde Mund Trank sein Blut, da ich ihn schlug, Und vernahm des Rächers Fluch! Oefnet, Wogen, euren Schlund Und enthüllet euren Grund! Ach umsonst! die Rache wacht Auch im Schooß der alten Nacht! Jn der tiefsten Tiefe Graun Würd' ich Abels Schatten schaun, Würd' ihn schauen, ob ich flöh Auf des höchsten Berges Höh. Wie den Stein das Meer umfleuſt, So umſtuͤrmen meinen Geiſt Seelenangſt und Qual und Wut, Gottes Schrecken, Abels Blut! Oefnet, Wogen, euren Schlund, Denn der Muttererde Mund Trank ſein Blut, da ich ihn ſchlug, Und vernahm des Raͤchers Fluch! Oefnet, Wogen, euren Schlund Und enthuͤllet euren Grund! Ach umſonſt! die Rache wacht Auch im Schooß der alten Nacht! Jn der tiefſten Tiefe Graun Wuͤrd’ ich Abels Schatten ſchaun, Wuͤrd’ ihn ſchauen, ob ich floͤh Auf des hoͤchſten Berges Hoͤh. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0064" n="54"/> <lg n="41"> <l>Wie den Stein das Meer umfleuſt,</l><lb/> <l>So umſtuͤrmen meinen Geiſt</l><lb/> <l>Seelenangſt und Qual und Wut,</l><lb/> <l>Gottes Schrecken, Abels Blut!</l> </lg><lb/> <lg n="42"> <l>Oefnet, Wogen, euren Schlund,</l><lb/> <l>Denn der Muttererde Mund</l><lb/> <l>Trank ſein Blut, da ich ihn ſchlug,</l><lb/> <l>Und vernahm des Raͤchers Fluch!</l> </lg><lb/> <lg n="43"> <l>Oefnet, Wogen, euren Schlund</l><lb/> <l>Und enthuͤllet euren Grund!</l><lb/> <l>Ach umſonſt! die Rache wacht</l><lb/> <l>Auch im Schooß der alten Nacht!</l> </lg><lb/> <lg n="44"> <l>Jn der tiefſten Tiefe Graun</l><lb/> <l>Wuͤrd’ ich Abels Schatten ſchaun,</l><lb/> <l>Wuͤrd’ ihn ſchauen, ob ich floͤh</l><lb/> <l>Auf des hoͤchſten Berges Hoͤh.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0064]
Wie den Stein das Meer umfleuſt,
So umſtuͤrmen meinen Geiſt
Seelenangſt und Qual und Wut,
Gottes Schrecken, Abels Blut!
Oefnet, Wogen, euren Schlund,
Denn der Muttererde Mund
Trank ſein Blut, da ich ihn ſchlug,
Und vernahm des Raͤchers Fluch!
Oefnet, Wogen, euren Schlund
Und enthuͤllet euren Grund!
Ach umſonſt! die Rache wacht
Auch im Schooß der alten Nacht!
Jn der tiefſten Tiefe Graun
Wuͤrd’ ich Abels Schatten ſchaun,
Wuͤrd’ ihn ſchauen, ob ich floͤh
Auf des hoͤchſten Berges Hoͤh.
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