Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Als ich einst von frohen Siegen Unvermutet kam zurück, Ach! da sah mein erster Blick, Der sie fand nach langen Kriegen, Sie in meinem Bette liegen Mit dem Ehebrecher! Schmiegen Thät er wie ein Lindwurm sich, Doch ihn traf der Todesstich! Aber sie fiel mir zu Füssen, Flehend: "Herr, erbarme dich Meiner, und erwürge mich! Laß mich mein Verbrechen büssen! Sieh, das Eisen mögt' ich küssen, Das da soll mein Blut vergiessen, Und mich bald in jener Welt Meinem Trauten zugesellt!" -- Als ich einſt von frohen Siegen Unvermutet kam zuruͤck, Ach! da ſah mein erſter Blick, Der ſie fand nach langen Kriegen, Sie in meinem Bette liegen Mit dem Ehebrecher! Schmiegen Thaͤt er wie ein Lindwurm ſich, Doch ihn traf der Todesſtich! Aber ſie fiel mir zu Fuͤſſen, Flehend: „Herr, erbarme dich Meiner, und erwuͤrge mich! Laß mich mein Verbrechen buͤſſen! Sieh, das Eiſen moͤgt’ ich kuͤſſen, Das da ſoll mein Blut vergieſſen, Und mich bald in jener Welt Meinem Trauten zugeſellt!„ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0211" n="199"/> <lg n="21"> <l>Als ich einſt von frohen Siegen</l><lb/> <l>Unvermutet kam zuruͤck,</l><lb/> <l>Ach! da ſah mein erſter Blick,</l><lb/> <l>Der ſie fand nach langen Kriegen,</l><lb/> <l>Sie in meinem Bette liegen</l><lb/> <l>Mit dem Ehebrecher! Schmiegen</l><lb/> <l>Thaͤt er wie ein Lindwurm ſich,</l><lb/> <l>Doch ihn traf der Todesſtich!</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Aber ſie fiel mir zu Fuͤſſen,</l><lb/> <l>Flehend: „Herr, erbarme dich</l><lb/> <l>Meiner, und erwuͤrge mich!</l><lb/> <l>Laß mich mein Verbrechen buͤſſen!</l><lb/> <l>Sieh, das Eiſen moͤgt’ ich kuͤſſen,</l><lb/> <l>Das da ſoll mein Blut vergieſſen,</l><lb/> <l>Und mich bald in jener Welt</l><lb/> <l>Meinem Trauten zugeſellt!„ —</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0211]
Als ich einſt von frohen Siegen
Unvermutet kam zuruͤck,
Ach! da ſah mein erſter Blick,
Der ſie fand nach langen Kriegen,
Sie in meinem Bette liegen
Mit dem Ehebrecher! Schmiegen
Thaͤt er wie ein Lindwurm ſich,
Doch ihn traf der Todesſtich!
Aber ſie fiel mir zu Fuͤſſen,
Flehend: „Herr, erbarme dich
Meiner, und erwuͤrge mich!
Laß mich mein Verbrechen buͤſſen!
Sieh, das Eiſen moͤgt’ ich kuͤſſen,
Das da ſoll mein Blut vergieſſen,
Und mich bald in jener Welt
Meinem Trauten zugeſellt!„ —
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