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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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lichen" gedenkt er Mir's zu verschaffen. Als wenn es unter dieser
Maske zu erreichen wäre! Die Menschenrechte, das theure Werk der
Revolution, haben den Sinn, daß der Mensch in Mir Mich zu
dem und jenem berechtige: Ich als Einzelner, d. h. als dieser,
bin nicht berechtigt, sondern der Mensch hat das Recht und be¬
rechtigt Mich. Als Mensch kann Ich daher wohl berechtigt sein,
da Ich aber, mehr als Mensch, nämlich ein absonderlicher
Mensch bin, so kann es gerade Mir, dem Absonderlichen, ver¬
weigert werden. Haltet Ihr hingegen auf den Werth eurer
Gaben, haltet sie im Preise, laßt Euch nicht zwingen, unter
dem Preise loszuschlagen, laßt Euch nicht einreden, eure Waare
sei nicht preiswürdig, macht Euch nicht zum Gespötte durch
einen "Spottpreis", sondern ahmt dem Tapfern nach, welcher
sagt: Ich will mein Leben (Eigenthum) theuer verkaufen,
die Feinde sollen es nicht wohlfeilen Kaufes haben: so habt
Ihr das Umgekehrte vom Communismus als das Richtige
erkannt, und es heißt dann nicht: Gebt euer Eigenthum auf!
sondern: Verwerthet euer Eigenthum!

Ueber der Pforte unserer Zeit steht nicht jenes apollini¬
sche: "Erkenne Dich selbst", sondern ein: Verwerthe Dich!

Proud'hon nennt das Eigenthum "den Raub" (le vol).
Es ist aber das fremde Eigenthum -- und von diesem allein
spricht er -- nicht minder durch Entsagung, Abtretung und
Demuth vorhanden, es ist ein Geschenk. Warum so senti¬
mental als ein armer Beraubter das Mitleid anrufen, wenn
man doch nur ein thörichter, feiger Geschenkgeber ist. Warum
auch hier wieder die Schuld Andern zuschieben, als beraubten
sie Uns, da Wir doch selbst die Schuld tragen, indem Wir
die Andern unberaubt lassen. Die Armen sind daran schuld,
daß es Reiche giebt.

lichen“ gedenkt er Mir's zu verſchaffen. Als wenn es unter dieſer
Maske zu erreichen wäre! Die Menſchenrechte, das theure Werk der
Revolution, haben den Sinn, daß der Menſch in Mir Mich zu
dem und jenem berechtige: Ich als Einzelner, d. h. als dieſer,
bin nicht berechtigt, ſondern der Menſch hat das Recht und be¬
rechtigt Mich. Als Menſch kann Ich daher wohl berechtigt ſein,
da Ich aber, mehr als Menſch, nämlich ein abſonderlicher
Menſch bin, ſo kann es gerade Mir, dem Abſonderlichen, ver¬
weigert werden. Haltet Ihr hingegen auf den Werth eurer
Gaben, haltet ſie im Preiſe, laßt Euch nicht zwingen, unter
dem Preiſe loszuſchlagen, laßt Euch nicht einreden, eure Waare
ſei nicht preiswürdig, macht Euch nicht zum Geſpötte durch
einen „Spottpreis“, ſondern ahmt dem Tapfern nach, welcher
ſagt: Ich will mein Leben (Eigenthum) theuer verkaufen,
die Feinde ſollen es nicht wohlfeilen Kaufes haben: ſo habt
Ihr das Umgekehrte vom Communismus als das Richtige
erkannt, und es heißt dann nicht: Gebt euer Eigenthum auf!
ſondern: Verwerthet euer Eigenthum!

Ueber der Pforte unſerer Zeit ſteht nicht jenes apollini¬
ſche: „Erkenne Dich ſelbſt“, ſondern ein: Verwerthe Dich!

Proud'hon nennt das Eigenthum „den Raub“ (le vol).
Es iſt aber das fremde Eigenthum — und von dieſem allein
ſpricht er — nicht minder durch Entſagung, Abtretung und
Demuth vorhanden, es iſt ein Geſchenk. Warum ſo ſenti¬
mental als ein armer Beraubter das Mitleid anrufen, wenn
man doch nur ein thörichter, feiger Geſchenkgeber iſt. Warum
auch hier wieder die Schuld Andern zuſchieben, als beraubten
ſie Uns, da Wir doch ſelbſt die Schuld tragen, indem Wir
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[420/0428] lichen“ gedenkt er Mir's zu verſchaffen. Als wenn es unter dieſer Maske zu erreichen wäre! Die Menſchenrechte, das theure Werk der Revolution, haben den Sinn, daß der Menſch in Mir Mich zu dem und jenem berechtige: Ich als Einzelner, d. h. als dieſer, bin nicht berechtigt, ſondern der Menſch hat das Recht und be¬ rechtigt Mich. Als Menſch kann Ich daher wohl berechtigt ſein, da Ich aber, mehr als Menſch, nämlich ein abſonderlicher Menſch bin, ſo kann es gerade Mir, dem Abſonderlichen, ver¬ weigert werden. Haltet Ihr hingegen auf den Werth eurer Gaben, haltet ſie im Preiſe, laßt Euch nicht zwingen, unter dem Preiſe loszuſchlagen, laßt Euch nicht einreden, eure Waare ſei nicht preiswürdig, macht Euch nicht zum Geſpötte durch einen „Spottpreis“, ſondern ahmt dem Tapfern nach, welcher ſagt: Ich will mein Leben (Eigenthum) theuer verkaufen, die Feinde ſollen es nicht wohlfeilen Kaufes haben: ſo habt Ihr das Umgekehrte vom Communismus als das Richtige erkannt, und es heißt dann nicht: Gebt euer Eigenthum auf! ſondern: Verwerthet euer Eigenthum! Ueber der Pforte unſerer Zeit ſteht nicht jenes apollini¬ ſche: „Erkenne Dich ſelbſt“, ſondern ein: Verwerthe Dich! Proud'hon nennt das Eigenthum „den Raub“ (le vol). Es iſt aber das fremde Eigenthum — und von dieſem allein ſpricht er — nicht minder durch Entſagung, Abtretung und Demuth vorhanden, es iſt ein Geſchenk. Warum ſo ſenti¬ mental als ein armer Beraubter das Mitleid anrufen, wenn man doch nur ein thörichter, feiger Geſchenkgeber iſt. Warum auch hier wieder die Schuld Andern zuſchieben, als beraubten ſie Uns, da Wir doch ſelbſt die Schuld tragen, indem Wir die Andern unberaubt laſſen. Die Armen ſind daran ſchuld, daß es Reiche giebt.

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/428>, abgerufen am 23.11.2024.