des Eises die blaue Farbe noch fort geht, das werden Steine sein, dachte ich, oder es wird Erde und Weide¬ grund sein, und dann fangen die Wälder an, die gehen herab und immer weiter herab, man sieht auch allerlei Felsen in ihnen, dann folgen die Wiesen, die schon grün sind, und dann die grünen Laubwälder, und dann kommen unsere Wiesen und Felder, die in dem Thale von Gschaid sind. Siehst du nun Sanna, weil wir jezt bei dem Eise sind, so werden wir über die blaue Farbe hinab gehen, dann durch die Wälder, in denen die Felsen sind, dann über die Wiesen, und dann durch die grünen Laubwälder, und dann werden wir in dem Thale von Gschaid sein, und recht leicht unser Dorf finden."
"Ja Konrad," sagte das Mädchen.
Die Kinder gingen nun in das Eis hinein, wo es zugänglich war.
Sie waren winzigkleine wandelnde Punkte in die¬ sen ungeheuern Stüken.
Wie sie so unter die Überhänge hinein sahen, gleichsam als gäbe ihnen ein Trieb ein, ein Obdach zu suchen, gelangten sie in einen Graben, in einen breiten tiefgefurchten Graben, der gerade aus dem Eise hervor ging. Er sah aus wie das Bett eines Stromes, der aber jezt ausgetroknet, und überall mit
des Eiſes die blaue Farbe noch fort geht, das werden Steine ſein, dachte ich, oder es wird Erde und Weide¬ grund ſein, und dann fangen die Wälder an, die gehen herab und immer weiter herab, man ſieht auch allerlei Felſen in ihnen, dann folgen die Wieſen, die ſchon grün ſind, und dann die grünen Laubwälder, und dann kommen unſere Wieſen und Felder, die in dem Thale von Gſchaid ſind. Siehſt du nun Sanna, weil wir jezt bei dem Eiſe ſind, ſo werden wir über die blaue Farbe hinab gehen, dann durch die Wälder, in denen die Felſen ſind, dann über die Wieſen, und dann durch die grünen Laubwälder, und dann werden wir in dem Thale von Gſchaid ſein, und recht leicht unſer Dorf finden.“
„Ja Konrad,“ ſagte das Mädchen.
Die Kinder gingen nun in das Eis hinein, wo es zugänglich war.
Sie waren winzigkleine wandelnde Punkte in die¬ ſen ungeheuern Stüken.
Wie ſie ſo unter die Überhänge hinein ſahen, gleichſam als gäbe ihnen ein Trieb ein, ein Obdach zu ſuchen, gelangten ſie in einen Graben, in einen breiten tiefgefurchten Graben, der gerade aus dem Eiſe hervor ging. Er ſah aus wie das Bett eines Stromes, der aber jezt ausgetroknet, und überall mit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0070"n="59"/>
des Eiſes die blaue Farbe noch fort geht, das werden<lb/>
Steine ſein, dachte ich, oder es wird Erde und Weide¬<lb/>
grund ſein, und dann fangen die Wälder an, die<lb/>
gehen herab und immer weiter herab, man ſieht auch<lb/>
allerlei Felſen in ihnen, dann folgen die Wieſen, die<lb/>ſchon grün ſind, und dann die grünen Laubwälder,<lb/>
und dann kommen unſere Wieſen und Felder, die in<lb/>
dem Thale von Gſchaid ſind. Siehſt du nun Sanna,<lb/>
weil wir jezt bei dem Eiſe ſind, ſo werden wir über<lb/>
die blaue Farbe hinab gehen, dann durch die Wälder,<lb/>
in denen die Felſen ſind, dann über die Wieſen, und<lb/>
dann durch die grünen Laubwälder, und dann werden<lb/>
wir in dem Thale von Gſchaid ſein, und recht leicht<lb/>
unſer Dorf finden.“</p><lb/><p>„Ja Konrad,“ſagte das Mädchen.</p><lb/><p>Die Kinder gingen nun in das Eis hinein, wo<lb/>
es zugänglich war.</p><lb/><p>Sie waren winzigkleine wandelnde Punkte in die¬<lb/>ſen ungeheuern Stüken.</p><lb/><p>Wie ſie ſo unter die Überhänge hinein ſahen,<lb/>
gleichſam als gäbe ihnen ein Trieb ein, ein Obdach<lb/>
zu ſuchen, gelangten ſie in einen Graben, in einen<lb/>
breiten tiefgefurchten Graben, der gerade aus dem<lb/>
Eiſe hervor ging. Er ſah aus wie das Bett eines<lb/>
Stromes, der aber jezt ausgetroknet, und überall mit<lb/></p></div></body></text></TEI>
[59/0070]
des Eiſes die blaue Farbe noch fort geht, das werden
Steine ſein, dachte ich, oder es wird Erde und Weide¬
grund ſein, und dann fangen die Wälder an, die
gehen herab und immer weiter herab, man ſieht auch
allerlei Felſen in ihnen, dann folgen die Wieſen, die
ſchon grün ſind, und dann die grünen Laubwälder,
und dann kommen unſere Wieſen und Felder, die in
dem Thale von Gſchaid ſind. Siehſt du nun Sanna,
weil wir jezt bei dem Eiſe ſind, ſo werden wir über
die blaue Farbe hinab gehen, dann durch die Wälder,
in denen die Felſen ſind, dann über die Wieſen, und
dann durch die grünen Laubwälder, und dann werden
wir in dem Thale von Gſchaid ſein, und recht leicht
unſer Dorf finden.“
„Ja Konrad,“ ſagte das Mädchen.
Die Kinder gingen nun in das Eis hinein, wo
es zugänglich war.
Sie waren winzigkleine wandelnde Punkte in die¬
ſen ungeheuern Stüken.
Wie ſie ſo unter die Überhänge hinein ſahen,
gleichſam als gäbe ihnen ein Trieb ein, ein Obdach
zu ſuchen, gelangten ſie in einen Graben, in einen
breiten tiefgefurchten Graben, der gerade aus dem
Eiſe hervor ging. Er ſah aus wie das Bett eines
Stromes, der aber jezt ausgetroknet, und überall mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/70>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.