"Nein, das ist von keinem Wasser," antwortete der Bruder, "das ist das Eis des Berges, das immer oben ist, weil es so eingerichtet ist."
"Ja Konrad," sagte Sanna.
"Wir sind jezt bis zu dem Eise gekommen," sagte der Knabe, "wir sind auf dem Berge, Sanna, weißt du, den man von unserm Garten aus im Sonnen¬ scheine so weiß sieht. Merke gut auf, was ich dir sagen werde. Erinnerst du dich noch, wie wir oft nachmittags in dem Garten saßen, wie es recht schön war, wie die Bienen um uns summten, die Linden dufteten, und die Sonne von dem Himmel schien?"
"Ja, Konrad," ich erinnere mich.
"Da sahen wir auch den Berg. Wir sahen wie er so blau war, so blau, wie das sanfte Firmament, wir sahen den Schnee, der oben ist, wenn auch bei uns Sommer war, eine Hize herrschte, und die Ge¬ treide reif wurden."
"Ja Konrad."
"Und unten wo der Schnee aufhört, da sieht man allerlei Farben, wenn man genau schaut, grün, blau, weißlich -- das ist das Eis, das unten nur so klein ausschaut, weil man sehr weit entfernt ist, und das, wie der Vater sagte, nicht weggeht bis an das Ende der Welt. Und da habe ich oft gesehen, daß unterhalb
„Nein, das iſt von keinem Waſſer,“ antwortete der Bruder, „das iſt das Eis des Berges, das immer oben iſt, weil es ſo eingerichtet iſt.“
„Ja Konrad,“ ſagte Sanna.
„Wir ſind jezt bis zu dem Eiſe gekommen,“ ſagte der Knabe, „wir ſind auf dem Berge, Sanna, weißt du, den man von unſerm Garten aus im Sonnen¬ ſcheine ſo weiß ſieht. Merke gut auf, was ich dir ſagen werde. Erinnerſt du dich noch, wie wir oft nachmittags in dem Garten ſaßen, wie es recht ſchön war, wie die Bienen um uns ſummten, die Linden dufteten, und die Sonne von dem Himmel ſchien?“
„Ja, Konrad,“ ich erinnere mich.
„Da ſahen wir auch den Berg. Wir ſahen wie er ſo blau war, ſo blau, wie das ſanfte Firmament, wir ſahen den Schnee, der oben iſt, wenn auch bei uns Sommer war, eine Hize herrſchte, und die Ge¬ treide reif wurden.“
„Ja Konrad.“
„Und unten wo der Schnee aufhört, da ſieht man allerlei Farben, wenn man genau ſchaut, grün, blau, weißlich — das iſt das Eis, das unten nur ſo klein ausſchaut, weil man ſehr weit entfernt iſt, und das, wie der Vater ſagte, nicht weggeht bis an das Ende der Welt. Und da habe ich oft geſehen, daß unterhalb
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„Nein, das iſt von keinem Waſſer,“ antwortete
der Bruder, „das iſt das Eis des Berges, das immer
oben iſt, weil es ſo eingerichtet iſt.“
„Ja Konrad,“ ſagte Sanna.
„Wir ſind jezt bis zu dem Eiſe gekommen,“ ſagte
der Knabe, „wir ſind auf dem Berge, Sanna, weißt
du, den man von unſerm Garten aus im Sonnen¬
ſcheine ſo weiß ſieht. Merke gut auf, was ich dir
ſagen werde. Erinnerſt du dich noch, wie wir oft
nachmittags in dem Garten ſaßen, wie es recht ſchön
war, wie die Bienen um uns ſummten, die Linden
dufteten, und die Sonne von dem Himmel ſchien?“
„Ja, Konrad,“ ich erinnere mich.
„Da ſahen wir auch den Berg. Wir ſahen wie er
ſo blau war, ſo blau, wie das ſanfte Firmament,
wir ſahen den Schnee, der oben iſt, wenn auch bei
uns Sommer war, eine Hize herrſchte, und die Ge¬
treide reif wurden.“
„Ja Konrad.“
„Und unten wo der Schnee aufhört, da ſieht man
allerlei Farben, wenn man genau ſchaut, grün, blau,
weißlich — das iſt das Eis, das unten nur ſo klein
ausſchaut, weil man ſehr weit entfernt iſt, und das,
wie der Vater ſagte, nicht weggeht bis an das Ende
der Welt. Und da habe ich oft geſehen, daß unterhalb
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/69>, abgerufen am 22.07.2024.
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