Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

in seinem Innern nur wenige klare Tropfen abgeben
könne.

Von dem Stege liefen die Kinder durch die
Gründe fort, und näherten sich immer mehr den
Waldungen.

Sie trafen endlich die Grenze des Holzes, und
gingen in demselben weiter.

Als sie in die höheren Wälder des Halses hinauf
gekommen waren, zeigten sich die langen Furchen des
Fahrweges nicht mehr weich, wie es unten im Thale
der Fall gewesen war, sondern sie waren fest, und
zwar nicht aus Trokenheit, sondern, wie die Kinder
sich bald überzeugten, weil sie gefroren waren. An
manchen Stellen waren sie so überfroren, daß sie die
Körper der Kinder trugen. Nach der Natur der Kinder
gingen sie nun nicht mehr auf dem glatten Pfade
neben dem Fahrwege, sondern in den Gleisen, und
versuchten, ob dieser oder jener Furchenaufwurf sie
schon trage. Als sie nach Verlauf einer Stunde auf
der Höhe des Halses angekommen waren, war der
Boden bereits so hart, daß er klang, und Schollen
wie Steine hatte.

An der rothen Unglüksäule des Bekers bemerkte
Sanna zuerst, daß sie heute gar nicht da stehe. Sie
gingen zu dem Plaze hinzu, und sahen, daß der

in ſeinem Innern nur wenige klare Tropfen abgeben
könne.

Von dem Stege liefen die Kinder durch die
Gründe fort, und näherten ſich immer mehr den
Waldungen.

Sie trafen endlich die Grenze des Holzes, und
gingen in demſelben weiter.

Als ſie in die höheren Wälder des Halſes hinauf
gekommen waren, zeigten ſich die langen Furchen des
Fahrweges nicht mehr weich, wie es unten im Thale
der Fall geweſen war, ſondern ſie waren feſt, und
zwar nicht aus Trokenheit, ſondern, wie die Kinder
ſich bald überzeugten, weil ſie gefroren waren. An
manchen Stellen waren ſie ſo überfroren, daß ſie die
Körper der Kinder trugen. Nach der Natur der Kinder
gingen ſie nun nicht mehr auf dem glatten Pfade
neben dem Fahrwege, ſondern in den Gleiſen, und
verſuchten, ob dieſer oder jener Furchenaufwurf ſie
ſchon trage. Als ſie nach Verlauf einer Stunde auf
der Höhe des Halſes angekommen waren, war der
Boden bereits ſo hart, daß er klang, und Schollen
wie Steine hatte.

An der rothen Unglükſäule des Bekers bemerkte
Sanna zuerſt, daß ſie heute gar nicht da ſtehe. Sie
gingen zu dem Plaze hinzu, und ſahen, daß der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="38"/>
in &#x017F;einem Innern nur wenige klare Tropfen abgeben<lb/>
könne.</p><lb/>
        <p>Von dem Stege liefen die Kinder durch die<lb/>
Gründe fort, und näherten &#x017F;ich immer mehr den<lb/>
Waldungen.</p><lb/>
        <p>Sie trafen endlich die Grenze des Holzes, und<lb/>
gingen in dem&#x017F;elben weiter.</p><lb/>
        <p>Als &#x017F;ie in die höheren Wälder des Hal&#x017F;es hinauf<lb/>
gekommen waren, zeigten &#x017F;ich die langen Furchen des<lb/>
Fahrweges nicht mehr weich, wie es unten im Thale<lb/>
der Fall gewe&#x017F;en war, &#x017F;ondern &#x017F;ie waren fe&#x017F;t, und<lb/>
zwar nicht aus Trokenheit, &#x017F;ondern, wie die Kinder<lb/>
&#x017F;ich bald überzeugten, weil &#x017F;ie gefroren waren. An<lb/>
manchen Stellen waren &#x017F;ie &#x017F;o überfroren, daß &#x017F;ie die<lb/>
Körper der Kinder trugen. Nach der Natur der Kinder<lb/>
gingen &#x017F;ie nun nicht mehr auf dem glatten Pfade<lb/>
neben dem Fahrwege, &#x017F;ondern in den Glei&#x017F;en, und<lb/>
ver&#x017F;uchten, ob die&#x017F;er oder jener Furchenaufwurf &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chon trage. Als &#x017F;ie nach Verlauf einer Stunde auf<lb/>
der Höhe des Hal&#x017F;es angekommen waren, war der<lb/>
Boden bereits &#x017F;o hart, daß er klang, und Schollen<lb/>
wie Steine hatte.</p><lb/>
        <p>An der rothen Unglük&#x017F;äule des Bekers bemerkte<lb/>
Sanna zuer&#x017F;t, daß &#x017F;ie heute gar nicht da &#x017F;tehe. Sie<lb/>
gingen zu dem Plaze hinzu, und &#x017F;ahen, daß der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0049] in ſeinem Innern nur wenige klare Tropfen abgeben könne. Von dem Stege liefen die Kinder durch die Gründe fort, und näherten ſich immer mehr den Waldungen. Sie trafen endlich die Grenze des Holzes, und gingen in demſelben weiter. Als ſie in die höheren Wälder des Halſes hinauf gekommen waren, zeigten ſich die langen Furchen des Fahrweges nicht mehr weich, wie es unten im Thale der Fall geweſen war, ſondern ſie waren feſt, und zwar nicht aus Trokenheit, ſondern, wie die Kinder ſich bald überzeugten, weil ſie gefroren waren. An manchen Stellen waren ſie ſo überfroren, daß ſie die Körper der Kinder trugen. Nach der Natur der Kinder gingen ſie nun nicht mehr auf dem glatten Pfade neben dem Fahrwege, ſondern in den Gleiſen, und verſuchten, ob dieſer oder jener Furchenaufwurf ſie ſchon trage. Als ſie nach Verlauf einer Stunde auf der Höhe des Halſes angekommen waren, war der Boden bereits ſo hart, daß er klang, und Schollen wie Steine hatte. An der rothen Unglükſäule des Bekers bemerkte Sanna zuerſt, daß ſie heute gar nicht da ſtehe. Sie gingen zu dem Plaze hinzu, und ſahen, daß der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/49
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/49>, abgerufen am 25.11.2024.