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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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einer entfernten Hütte, die brannte, ging Rauch auf.
Sonst sah man keine Beschädigung, aber man sah
auch keinen Menschen im Dorfe. Unter dem Schwib¬
bogen des Thores lag eine eiserne Kugel, und eine
andere stak in der Mauer des Schlosses.

Als man noch so schaute, hörte man plözlich
Gerassel und Getrappe rennender Pferde, und in dem
Augenblike kam um eine Eke der Häuser ein Schwarm
weißer Reiter, bog gegen das Schloß, und ritt über
den Steindamm herein. Lulu rief beinahe vor Freude
auf, als sie an ihrer Spize den Mann im weißen
Mantel erblikte, der in der Nacht im Schlosse gewesen
war. Man hoffte, daß man wenigstens von der Unge¬
wißheit, vielleicht auch von der Angst und Bangigkeit
befreit werden würde.

Der Mann ritt auf die Versammelten zu. Bei
der Beleuchtung des Tages sahen sie erst jezt, daß er
noch sehr jung sei, und ein blühendes Angesicht habe.
Er stieg sogleich von dem Pferde, und sagte: "Ich
habe nur kurze Zeit, ich mußte Ihnen gestern Schreken
und Gewalt anthun, damit wir heute die Früchte
ernten. Wir haben sie geerntet, und sind im Vorrüken
begriffen. Ich aber bin auf einen Augenblik gekom¬
men, um mir Verzeihung einzuholen, daß ich von
einer harten Kriegsregel Gebrauch gemacht habe, und

einer entfernten Hütte, die brannte, ging Rauch auf.
Sonſt ſah man keine Beſchädigung, aber man ſah
auch keinen Menſchen im Dorfe. Unter dem Schwib¬
bogen des Thores lag eine eiſerne Kugel, und eine
andere ſtak in der Mauer des Schloſſes.

Als man noch ſo ſchaute, hörte man plözlich
Geraſſel und Getrappe rennender Pferde, und in dem
Augenblike kam um eine Eke der Häuſer ein Schwarm
weißer Reiter, bog gegen das Schloß, und ritt über
den Steindamm herein. Lulu rief beinahe vor Freude
auf, als ſie an ihrer Spize den Mann im weißen
Mantel erblikte, der in der Nacht im Schloſſe geweſen
war. Man hoffte, daß man wenigſtens von der Unge¬
wißheit, vielleicht auch von der Angſt und Bangigkeit
befreit werden würde.

Der Mann ritt auf die Verſammelten zu. Bei
der Beleuchtung des Tages ſahen ſie erſt jezt, daß er
noch ſehr jung ſei, und ein blühendes Angeſicht habe.
Er ſtieg ſogleich von dem Pferde, und ſagte: „Ich
habe nur kurze Zeit, ich mußte Ihnen geſtern Schreken
und Gewalt anthun, damit wir heute die Früchte
ernten. Wir haben ſie geerntet, und ſind im Vorrüken
begriffen. Ich aber bin auf einen Augenblik gekom¬
men, um mir Verzeihung einzuholen, daß ich von
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[252/0263] einer entfernten Hütte, die brannte, ging Rauch auf. Sonſt ſah man keine Beſchädigung, aber man ſah auch keinen Menſchen im Dorfe. Unter dem Schwib¬ bogen des Thores lag eine eiſerne Kugel, und eine andere ſtak in der Mauer des Schloſſes. Als man noch ſo ſchaute, hörte man plözlich Geraſſel und Getrappe rennender Pferde, und in dem Augenblike kam um eine Eke der Häuſer ein Schwarm weißer Reiter, bog gegen das Schloß, und ritt über den Steindamm herein. Lulu rief beinahe vor Freude auf, als ſie an ihrer Spize den Mann im weißen Mantel erblikte, der in der Nacht im Schloſſe geweſen war. Man hoffte, daß man wenigſtens von der Unge¬ wißheit, vielleicht auch von der Angſt und Bangigkeit befreit werden würde. Der Mann ritt auf die Verſammelten zu. Bei der Beleuchtung des Tages ſahen ſie erſt jezt, daß er noch ſehr jung ſei, und ein blühendes Angeſicht habe. Er ſtieg ſogleich von dem Pferde, und ſagte: „Ich habe nur kurze Zeit, ich mußte Ihnen geſtern Schreken und Gewalt anthun, damit wir heute die Früchte ernten. Wir haben ſie geerntet, und ſind im Vorrüken begriffen. Ich aber bin auf einen Augenblik gekom¬ men, um mir Verzeihung einzuholen, daß ich von einer harten Kriegsregel Gebrauch gemacht habe, und

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/263>, abgerufen am 22.11.2024.