Die Soldaten im Dorfe draußen sind auf dem Rük¬ zuge begriffen, und sind erbittert. Laßt uns das Thor wieder schließen, aber bei dem ersten Stoße an das¬ selbe es gerne und schnell öffnen. Bis dahin gehen wir wieder in die Gartenhalle."
Die Knechte schlossen das Thor, thaten den Eichenbalken vor, gaben dem Verwalter den Schlüs¬ sel, und man ging mit der Laterne wieder in die Halle.
Man war noch nicht lange dort, als sich Schläge an das Thor vernehmen ließen.
Die Mutter that einen schwachen Schrei, und bewegte sich gegen den Vater hin. Dieser beruhigte sie, ließ das Thor öffnen, und ging selber den Ein¬ tretenden mit einem Lichte entgegen. Es waren zwei Vorgesezte mit Begleitung von Soldaten. Der Stein¬ damm war mit Soldaten bedekt.
"Sind noch mehrere Feinde hier?" fragte einer der Vorgesezten in ziemlich verständlicher deutscher Sprache.
"Es war der Einzige, der eben hinaus geritten ist," antwortete der Verwalter.
Sofort ließ der Krieger alle Aufgänge alle Thüren und die Ausgänge in den Garten mit Mannschaft besezen. Die Schloßleute wurden in der Halle be¬
Die Soldaten im Dorfe draußen ſind auf dem Rük¬ zuge begriffen, und ſind erbittert. Laßt uns das Thor wieder ſchließen, aber bei dem erſten Stoße an das¬ ſelbe es gerne und ſchnell öffnen. Bis dahin gehen wir wieder in die Gartenhalle.“
Die Knechte ſchloſſen das Thor, thaten den Eichenbalken vor, gaben dem Verwalter den Schlüſ¬ ſel, und man ging mit der Laterne wieder in die Halle.
Man war noch nicht lange dort, als ſich Schläge an das Thor vernehmen ließen.
Die Mutter that einen ſchwachen Schrei, und bewegte ſich gegen den Vater hin. Dieſer beruhigte ſie, ließ das Thor öffnen, und ging ſelber den Ein¬ tretenden mit einem Lichte entgegen. Es waren zwei Vorgeſezte mit Begleitung von Soldaten. Der Stein¬ damm war mit Soldaten bedekt.
„Sind noch mehrere Feinde hier?“ fragte einer der Vorgeſezten in ziemlich verſtändlicher deutſcher Sprache.
„Es war der Einzige, der eben hinaus geritten iſt,“ antwortete der Verwalter.
Sofort ließ der Krieger alle Aufgänge alle Thüren und die Ausgänge in den Garten mit Mannſchaft beſezen. Die Schloßleute wurden in der Halle be¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0258"n="247"/>
Die Soldaten im Dorfe draußen ſind auf dem Rük¬<lb/>
zuge begriffen, und ſind erbittert. Laßt uns das Thor<lb/>
wieder ſchließen, aber bei dem erſten Stoße an das¬<lb/>ſelbe es gerne und ſchnell öffnen. Bis dahin gehen<lb/>
wir wieder in die Gartenhalle.“</p><lb/><p>Die Knechte ſchloſſen das Thor, thaten den<lb/>
Eichenbalken vor, gaben dem Verwalter den Schlüſ¬<lb/>ſel, und man ging mit der Laterne wieder in die<lb/>
Halle.</p><lb/><p>Man war noch nicht lange dort, als ſich Schläge<lb/>
an das Thor vernehmen ließen.</p><lb/><p>Die Mutter that einen ſchwachen Schrei, und<lb/>
bewegte ſich gegen den Vater hin. Dieſer beruhigte<lb/>ſie, ließ das Thor öffnen, und ging ſelber den Ein¬<lb/>
tretenden mit einem Lichte entgegen. Es waren zwei<lb/>
Vorgeſezte mit Begleitung von Soldaten. Der Stein¬<lb/>
damm war mit Soldaten bedekt.</p><lb/><p>„Sind noch mehrere Feinde hier?“ fragte einer<lb/>
der Vorgeſezten in ziemlich verſtändlicher deutſcher<lb/>
Sprache.</p><lb/><p>„Es war der Einzige, der eben hinaus geritten<lb/>
iſt,“ antwortete der Verwalter.</p><lb/><p>Sofort ließ der Krieger alle Aufgänge alle Thüren<lb/>
und die Ausgänge in den Garten mit Mannſchaft<lb/>
beſezen. Die Schloßleute wurden in der Halle be¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[247/0258]
Die Soldaten im Dorfe draußen ſind auf dem Rük¬
zuge begriffen, und ſind erbittert. Laßt uns das Thor
wieder ſchließen, aber bei dem erſten Stoße an das¬
ſelbe es gerne und ſchnell öffnen. Bis dahin gehen
wir wieder in die Gartenhalle.“
Die Knechte ſchloſſen das Thor, thaten den
Eichenbalken vor, gaben dem Verwalter den Schlüſ¬
ſel, und man ging mit der Laterne wieder in die
Halle.
Man war noch nicht lange dort, als ſich Schläge
an das Thor vernehmen ließen.
Die Mutter that einen ſchwachen Schrei, und
bewegte ſich gegen den Vater hin. Dieſer beruhigte
ſie, ließ das Thor öffnen, und ging ſelber den Ein¬
tretenden mit einem Lichte entgegen. Es waren zwei
Vorgeſezte mit Begleitung von Soldaten. Der Stein¬
damm war mit Soldaten bedekt.
„Sind noch mehrere Feinde hier?“ fragte einer
der Vorgeſezten in ziemlich verſtändlicher deutſcher
Sprache.
„Es war der Einzige, der eben hinaus geritten
iſt,“ antwortete der Verwalter.
Sofort ließ der Krieger alle Aufgänge alle Thüren
und die Ausgänge in den Garten mit Mannſchaft
beſezen. Die Schloßleute wurden in der Halle be¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/258>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.